Steffen Ziegler Keltenkind Hörspiel, Band I-IV 4 mp3-CDs |
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Inhalt: Kritik: Als 2009 bei Wetzlar der vergoldete Pferdekopf eines Reiterstandbilds gefunden wurde, inspirierte dieser Fund den Autor Steffen Ziegler derart, dass daraus sein Roman "Keltenkind" sowie das gleichnamige Hörspiel entstanden. Dieses Hörspiel ist etwas ganz ganz Besonderes. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gehört. "Keltenkind" erzählt die Geschichte von Velent, einem jungen Ubier aus der Volksgruppe der Kelten, seinem Freund Swidger, einem jungen Matten aus dem Volk der Germanen, und der jungen Römerin Luna. Im Kern ist "Keltenkind" eine tragische Liebesgeschichte, eine Coming-of-age-Geschichte und ein atemberaubend lebendiges Zeitenbild, das in der berühmten Varus-Schlacht gipfelt und das einem dermaßen unter die Haut geht, dass man noch Monate lang daran zurückdenken muss. Es ist eine harte, bewegte Zeit, vor deren Hintergrund diese Geschichte, die sich über ungefähr 20 Jahre hinzieht, spielt. Die Ubier werden von den eingewanderten Germanen immer weiter zurückgedrängt. Doch die Germanenstämme sind sich ebenfalls uneins und untereinander zerstritten. Kleine und größere Kriege reihen sich aneinander wie Perlen an einer Kette. Und in dieser brisanten Gemengenlage gibt es ja auch noch die Römer, die kräftig mitmischen. Die Geschichte ist hochkomplex und wird auf drei Ebenen erzählt. Zum einen von einem unbekannten römischen Schreiber, der rückblickend die Ereignisse sortiert. Zum zweiten von Luna, die ebenfalls im Rückblick erzählt, und deren Part immer anhand ihres späten Briefes an Velent verankert ist. Und zum dritten von vielen Hörspielsequenzen unterlegt, welche die Gegenwartsebene bilden, und die immer wieder zwischen die beiden Erzähler eingestreut werden. Alle drei Ebenen lässt Autor Steffen Ziegler gekonnt aufeinander zulaufen. Zu Beginn der Geschichte sind sie noch weit voneinander entfernt - am Ende werden sie miteinander verschmelzen. Sollte ich es auseinanderklamüsern müssen, würde ich schätzen, dass diese drei Parts alle ungefähr gleich gewichtet sind (30:30:40). Es gibt also einen hohen Erzähleranteil. Das große Alleinstellungsmerkmal von "Keltenkind" ist die Reimform, in der die beiden Erzähler ihre Parts einbringen. Das ist schon sensationell anders. Und auch hervorragend gemacht von Autor Steffen Ziegler, dessen Leidenschaft sich hier in jeder Zeile zeigt. Für die ungefähr zwanzigstündige Produktion hat man sehr viele Sprecher benötigt, und die Geschichte hat - neben den drei Hauptfiguren - noch jede Menge bedeutender "Neben"rollen. Doch zuerst zu den vier Hauptsprechern. Da ist zuerst Jan Vering als Römischer Schreiber, dann Jördis Tielsch als Luna, Torben Föllmer als Velent sowie Milan Pešl als Swidger. Die vier kommen alle aus den Berufsgruppen Musiker, Sänger und oder Schauspieler, sind bislang aber (soweit ich weiß) noch nie in Hörspielen eingesetzt worden. So klingen gerade diese vier Stimmen vollkommen unverbraucht im Hörspiel, zwar nicht immer maximal professionell, aber sehr authentisch. Aus den mehr als 100 übrigen Sprechern ragt Hanno Herzler als Quirin hinaus (zugegeben auch der einzige Sprecher, dessen Name mich gleich ansprang), doch auch Daniel Schäfer als Degenar, Helmut Rolfes als Menelaos, Ute Schaaf als Belana, Wilhelm ten Haaf als Lember, Jana Schäfer als Gaela, Kristina Götschenberg als Lykke sowie Jonathan Baer als Marcus haben große Rollen. Unterlegt wird das Hörspiel in den eigentlichen Hörspiel-Szenen von vielen Geräuschen, die einen tollen Klangteppich unter dem Geschehen ausbreiten - sowie mit schöner Musik, die für jeden der beiden Erzähler eigene kleine Kompositionen bereithält. Und genau da sind wir auch schon am einzigen (!) Kritikpunkt des Hörspiels. Durch die sehr großen Erzählerparts wiederholen sich diese wenigen Musiken wieder und wieder und wieder. Hier hätte man unbedingt mit mehr Variationen arbeiten müssen, denn nach ein paar Stunden wird die Musikuntermalung - obwohl sie sehr stimmungsvoll ist - tatsächlich (pardon) nervig und verbreitet einen geradezu trance-ähnlichen Zustand beim Hören. Da das Hörspiel mit seinen 20 Stunden aber wirklich sehr lang ist, habe ich immer wieder längere Pausen eingelegt, auch, um mich musikalisch zu erden. Was auch gut geklappt hat. "Keltenkind" ist, wie gesagt, kein gewöhnliches Hörspiel, wie man es kennt. Es will auch unbedingt mit voller Konzentration gehört werden und keinesfalls nebenbei. Die Produktion bewegt sich zumeist auf gutem bis sehr gutem Amateur- bis hin zu Profiniveau und hat ein paar charmante Ecken und Kanten, die man wegen der soghaften Story aber gerne verschmerzt. "Keltenkind" war für mich DIE Hörspielüberraschung 2019. Es ist ein einzigartiges Hörspiel der besonderen Art. Wer sich nicht scheut, ein in großen Teilen gereimtes Hörspiel zu hören - der Gewinn ist groß, die Geschichte hat einen unwiderstehlichen Sog und zieht einen tief hinein in die Historie. Für mich ein großartiges Hörspielprojekt, das ich sehr genossen habe. Chapeau! ------ Keltenkind – das Hörspiel 4 Bände auf CD-Rom* für je 11 €;
portofrei bestellen unter info@keltenkind.de Mittlerweile gibt es Keltenkind
auch komplett zu kaufen, auf 4 mp3-CDs in einer Box.
Infos und jede Menge Hörproben gibt es
hier: http://www.keltenkind.de |