Fred Vargas Fliehe weit und schnell |
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Kritik: Als Joss le Guern, vorbestrafter ehemaliger Seemann und nunmehr Ausrufer in einem Pariser Viertel, eines Tages merkwürdige Botschaften erhält, die er für ein paar Francs auf dem Platz laut verliest, denkt er sich noch nichts Böses bei der Sache. Doch ein Nachbar klemmt sich hinter die geheimnisvollen Botschaften, die teilweise in Latein abgefasst sind, um zu erfahren, worum es hier eigentlich geht. Als sich herausstellt, dass alle Nachrichten des anonymen Kunden Pestankündigungen sind, machen sich die beiden auf zu Kommissar Adamsberg, der sich selbst mit einer ebenso rätselhaften Sache herumschlägt, die ihn eigentlich gar nichts angeht: denn ein Gewaltverbrechen ist es schließlich nicht, fremde Türen mit spiegelverkehrten schwarz gemalten Vieren zu verunstalten... Dass beide Vorkommnisse zusammenhängen, kristallisiert sich schnell heraus, denn auch die verkehrten Vieren haben mit der Pest zu tun: sie sind Talismane gegen den "schwarzen Tod", wie man die Pest (fälschlicherweise, wie Adamsberg im Laufe der Ermittlungen erfährt) im Volksmund nennt. Adamsbergs untrügliches Bauchgefühl schlägt wieder einmal nicht umsonst Alarm: schon bald liegt ein echter Fall auf seinem Tisch - eine Leiche mit scheinbaren Pestsymptomen... Sollte es sich bei den Flohbissen, die an ihr gefunden wurden, wirklich um die Überträger der als ausgerottet geltenden todbringenden Seuche handeln? Ist die Pest tatsächlich zurück in Paris? Jede Menge skurriler Figuren und Begebenheiten, etwa die "Besuche" des Urahns bei Joss le Guern, die verschrobenen Vandooslers und nicht zuletzt Adamsberg selbst, der seine Fälle mehr mithilfe seiner Intuition löst denn mit Logik und damit seinen Kollegen Danglard immer wieder zur Verzweiflung treibt - all dies sind die Markenzeichen der großen französischen Krimischreiberin, die unter dem Namen Fred Vargas Berühmtheit erlangte. Wie immer ist das Hauptthema so bizarr wie die Charaktere, die durch die spannende Geschichte geistern: diesmal geht es um die Pest - und diese nimmt den Hörer gleich von Beginn an gefangen. So erfährt man auch historische Fakten, die erstaunlich sind: etwa, dass die letzte Pestepidemie in Europa in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren stattfand. Fred Vargas' klug konstruierter, gut recherchierter, spannender und faszinierender Krimi gewinnt durch die Wahl seiner hochprofessionellen Sprecherin Susanne von Borsody an Intensität noch dazu: Borsody liest ausgesprochen feinfühlig, lässt die bizarren Charaktere auf den Hörer wirken, interpretiert ausdrucksstark und lässt den Plot lebendig werden, ohne selbst groß aufzufallen: eine rundum gelungene Lesung von einer Sprecherin, die gerne öfters Hörbücher lesen dürfte - vor allem in Sachen Vargas.
Fazit: "Fliehe weit und schnell": ein schillernder
Adamsberg-Fall, der wie immer fasziniert und fesselt - Hörtipp!
Weitere Infos und Hörprobe: http://www.der-audio-verlag.de |