Janne Teller Nichts. Was im Leben wichtig ist Das Hörspiel Übersetzt von Sigrid C. Engeler |
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Kritik: Leonhard Koppelmanns neuester Streich wagt sich an einen dänischen Bestseller heran, der nicht gerade einfach fürs Hörspiel zu adaptieren ist. "Nichts. Was im Leben wichtig ist" war, wurde an dänischen Schulen sogar verboten, bis es 2001 mit dem Kinderbuchpreis des dänischen Kulturministeriums und danach dann mit weiteren wichtigen Preisen ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte des Schülers Pierre Anthon, der eines Tages zu dem Schluss kommt, dass nichts im Leben wirkliche Bedeutung hat, und deshalb ab diesem Zeitpunkt seine Tage auf einem Pflaumenbaum verbringt, aus dessen Krone er seine Mitschüler mit Hohn und unreifen Pflaumen bewirft... So geht das eine ganze Zeitlang, doch dann beschließen seine Kameraden aus der siebten Klasse, Pierre Anthon zu beweisen, dass es viele Dinge gibt, die es wert sind, für sie zu leben. Und sie beginnen damit, einen "Berg der Bedeutung" zu errichten... Eine Story, die sowohl als philosophisch-theoretisches Experiment betrachtet werden kann, die aber auch zeigt, wie eine solche - eingangs harmlose - Situation eskalieren kann: Denn das gesamte Unterfangen überfordert die Schüler schon bald, und das gut gemeinte Projekt läuft konsequent und komplett aus dem Ruder... In Teilen erinnert mich deshalb Janne Tellers Buch an William Goldings großartigen "Herr der Fliegen", denn hier wie dort eskalieren anfänglich kontrollierte Verhältnisse, und die jungen Leute versinken in immer größerer Haltlosigkeit. Leonhard Koppelmann, der sowohl für die Hörspielbearbeitung als auch für die Regie zuständig ist, hat aus der Buchvorlage ein kurzweiliges Hörspiel gestrickt, das in seiner Umsetzung experimentell und gut geglückt ist. Aus der einen Erzählerin im Buch hat er sechs Erzähler gemacht, die sich immer wieder abwechseln und so eine Schülerschaft zum Leben erwecken, die sich bemüht, Pierre Anthons zersetzende Theorie zu widerlegen. Ein wenig auf der Strecke bleiben durch diese vielen Erzähler allerdings die echten Dialoge, die immer wieder durch die vielen Erzählerparts zerschnitten werden. Aber das Ergebnis fesselt und trägt ganz klar die künstlerische Handschrift Koppelmanns, der schon bei so großartigen Hörspielen wie "Morland", "Wassermusik", "Leo Kaplan" und vielen anderen Regie geführt hat. Das Hörspiel beeindruckt dabei vor allem durch seine ruhige, eindringliche Umsetzung, in der die schleichende Veränderung und Verschärfung der Situation so richtig bedrohlich zum Ausdruck gebracht wird. Großen Anteil daran hat das überwiegend junge Ensemble, das stark aufspielt - allen voran Kostja Ullmann als Pierre Anthon und Anna Fischer als Haupterzählerin Agnes. Die einfühlsame geniale Sounduntermalung und Geräuschkulisse
tun ein Übriges dazu, dass man sich kaum loszureißen vermag
von der fesselnden Geschichte, die noch lange in einem nachwirkt. Fazit: Eigenwillige, sehr empfehlenswerte Hörspielumsetzung des mehrfach ausgezeichneten Jugendromans
Weitere Infos: http://www.hoerbuch-hamburg.de/web/hbhh/silberfisch/
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