Katja Röder / Fred Breinersdorfer Radio-Tatort (61): Der Schläfer Hörspiel |
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Kritik: Der 61. Radio-Tatort kommt vom SWR und spielt im arabischen Milieu in Karlsruhe. Die LKA-Ermittler Xaver Finkbeiner und Nina Brändle ermitteln in einem heiklen Fall, von dem anfangs so gar nicht klar ist, in welche Richtung er die Beamten führen wird: handelt es sich bei dem Mord an einem jungen Studenten um eine Familienangelegenheit? Wollte der muslimische Kunststudent Mustafa al Harb sich nicht von seinem Vater zwangsverheiraten lassen? Oder steht Mustafas Tod in Zusammenhang mit seinem engen Verhältnis zu Kunstprofessor Abay Yilmaz, gegen den eine Fatwa ausgesprochen wurde? Oder ist Mustafa gar das Opfer eines Ritualmords geworden? Brändle und Finkbeiner nehmen Fahrt auf ... aber viel zu spät ... Wie üblich kabbelt sich das Ermittlerduo Brändle und Finkbeiner wieder, ist selten einer Meinung, wächst an der gemeinsamen Aufgabe und gibt erneut ein wenig Privatleben preis. Lakonischer Part ist das alemannische Urgestein Finkbeiner ("Ja so!") - die aufbrausende, manchmal ungehaltene Note steuert meist die schwäbische Kollegin Brändle bei. Unter der bewährten Regie von Walter Adler entstand
ein solider Krimi, der politisch und gesellschaftlich brisante Themen
ungemütlich nah beäugt und zum Nachdenken anregt: zerplatzte
Lebensträume von Einwandererfamilien, Integrationsproblematik, Religionsfragen
und das Recht auf eigenbestimmtes Leben ziehen sich wie tickende Zeitbomben
durch den sensibel beobachteten Radio-Tatort, der viele Spuren auslegt
und schließlich mit ungebremster Wucht an seinem (harten) Ziel ankommt.
Nur schade, dass der Titel so eindeutig gewählt wurde.
Solider, gut beobachteter Radio-Tatort
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