Katja Röder / Fred Breinersdorfer

Radio-Tatort (61): Der Schläfer

Hörspiel
Produktion: Südwestrundfunk (SWR) 2013
Regie: Walter Adler
ca. 53 Minuten


Sprecher:
Karoline Eichhorn, Ueli Jäggi, Stefan Konarske, Schirin Brendel, Ramin Yazdani, Ronan Özkan u.a.


Inhalt:
Der neue ARD Radio Tatort führt die beiden LKA-Ermittler Xaver Finkbeiner (Ueli Jäggi) und Nina Brändle (Karoline Eichhorn) nach Karlsruhe. Mustafa al Harb, ein muslimischer Student der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, wurde auf grausame Weise hingerichtet. Er wird aufgehängt an einem Baum in einem Waldstück gefunden. Fast sieht es so aus, als sei er gekreuzigt worden. Ein Ritualmord? Finkbeiner und Brändle müssen einhochbrisantes Geflecht aus Vermutungen entwirren: Welche Rolle spieltMustafas Mitbewohner Manfred Müller, der sich Umar nennt, seit er inPakistan zum Islam konvertierte? Und was hat es mit einer Fatwa gegen den Kunstprofessor von Mustafa auf sich, der den Propheten Mohammed in einer Installation verunglimpft haben soll? Oder ging es bei dem Mord doch um die gescheiterte Zwangsheirat mit dem Mädchen Leyli und die Wiederherstellung der verletzten Familienehre? Und dann ist da noch der Verdacht einer heimlichen homosexuellen Beziehung zwischen dem Kunstprofessor und seinem begabten Studenten.

 

Kritik:

Der 61. Radio-Tatort kommt vom SWR und spielt im arabischen Milieu in Karlsruhe. Die LKA-Ermittler Xaver Finkbeiner und Nina Brändle ermitteln in einem heiklen Fall, von dem anfangs so gar nicht klar ist, in welche Richtung er die Beamten führen wird: handelt es sich bei dem Mord an einem jungen Studenten um eine Familienangelegenheit? Wollte der muslimische Kunststudent Mustafa al Harb sich nicht von seinem Vater zwangsverheiraten lassen? Oder steht Mustafas Tod in Zusammenhang mit seinem engen Verhältnis zu Kunstprofessor Abay Yilmaz, gegen den eine Fatwa ausgesprochen wurde? Oder ist Mustafa gar das Opfer eines Ritualmords geworden? Brändle und Finkbeiner nehmen Fahrt auf ... aber viel zu spät ...

Wie üblich kabbelt sich das Ermittlerduo Brändle und Finkbeiner wieder, ist selten einer Meinung, wächst an der gemeinsamen Aufgabe und gibt erneut ein wenig Privatleben preis. Lakonischer Part ist das alemannische Urgestein Finkbeiner ("Ja so!") - die aufbrausende, manchmal ungehaltene Note steuert meist die schwäbische Kollegin Brändle bei.

Unter der bewährten Regie von Walter Adler entstand ein solider Krimi, der politisch und gesellschaftlich brisante Themen ungemütlich nah beäugt und zum Nachdenken anregt: zerplatzte Lebensträume von Einwandererfamilien, Integrationsproblematik, Religionsfragen und das Recht auf eigenbestimmtes Leben ziehen sich wie tickende Zeitbomben durch den sensibel beobachteten Radio-Tatort, der viele Spuren auslegt und schließlich mit ungebremster Wucht an seinem (harten) Ziel ankommt. Nur schade, dass der Titel so eindeutig gewählt wurde.


Fazit:

Solider, gut beobachteter Radio-Tatort




Hörproben, Hörspiel-Download und Online-Forum auf www.radiotatort.ARD.de


Alle Sendetermine im ARD Hörfunk:
13. Februar 2013: 20.03 Uhr Bayern 2 / 21.30 Uhr hr2 Kultur
14. Februar 2013: 21.03 Uhr Bayern 2
15. Februar 2013: 19.05 Uhr RB Nordwestradio / 22.03 Uhr SWR2
16. Februar 2013: 17.05 Uhr WDR 5 / 21.03 Uhr SWR4 / 21.05 Uhr NDR Info / 23.05 Uhr WDR 5
17. Februar 2013: 17.04 Uhr SR 2 Kulturradio
18. Februar 2013: 22.00 Uhr MDR Figaro / 22.04 Uhr RBB Kulturradio / 22.05 Uhr RB Nordwestradio