Selma

In Sehnsucht eingehüllt

1 CD / 54:30 Minuten, 12 Tracks
Just records
ISBN 7640125253450
Euro 14,95

Kritik:
Das Schweizer World Quintet (Michael Heitzler, Ariel Zuckermann, Olivier Truan, Daniel Fricker und David Klein) spielt seit Mitte der Achtzigerjahre osteuropäische Musik und mischt Elemente aus Klezmer, Jazz und Klassik. Zu ihren bekanntesten Werken gehören Stücke aus dem ocarnominierten Drama "Jenseits der Stille" (1996) und der Soundtrack zum Kinofilm "Gripsholm" aus dem Jahr 2000. Ihr Zusammentreffen mit Herbert Grönemeyer im Jahre 2002 legte den musikalischen Samen für dieses neue Experiment des World Quintets:

Zwölf Gedichte der jüdischen Lyrikerin Selma Meerbaum-Eisinger, die mit nur 18 Jahren 1942 in einem Konzentrationslager einen sinnlosen Tod sterben musste, sind die textliche Grundlage, die das World Quintet rund um David Klein in sparsam dosierte, sehr behutsam komponierte Musikstücke einhüllt. Teils gesungen, aber auch teils gesprochen werden die bezaubernden Gedichte von renommierten Musikern zu Gehör gebracht, die für dieses ungewöhnliche Projekt gewonnen werden konnten.

Sarah Connor (erstmals auf Deutsch zu hören), Xavier Naidoo, Yvonne Catterfeld, Reinhard Mey, Hartmut Engler (von der Band Pur), Thomas D (Fanta 4), Joy Denalane, Jasmin Tabatabai, Volkan Baydar (Orange Blue), Inga Humpe (2raumwohnung), Stefanie Kloß (Silbermond) und Ute Lemper haben sich voll und ganz auf die lyrischen Texte eingelassen und tragen sie so eindringlich vor, dass einem mehr als einmal eine Gänsehaut über den Rücken läuft.

Die Umsetzung der Texte lässt nichts zu wünschen übrig. Die Musiker geben sich der Lyrik hin, und sowohl Thomas D, ein Vollblut-Rapper, als auch Xavier Naidoo oder auch Inga Humpe drücken den beeindruckenden Werken Selma Meerbaum-Eisingers zwar deutlich ihren stimmlichen Stempel auf, halten sich aber gleichfalls immer so weit zurück, dass die Texte selbst im Vordergrund stehen. Die Ergebnisse der 12 Einspielungen sind absolut hörenswert, natürlich gleicht keins auch nur im Entferntesten dem anderen - zu verschieden sind die Interpreten. Alle Titel sind sehr gefühlvoll und gehen unter die Haut, doch am stärksten sind mir die Gesänge Xavier Naidoos, Reinhard Meys und Inga Humpes im Ohr hängen geblieben. Und Jasmin Tabatabei rundet mit "Ich bin die Nacht" das Album mit wundervoll orientalischem Flair ab.

Das sonst beliebte Booklet ist in diesem Falle ein Hardcover-Gedichtband, in dessen Rücken die CD liegt. Die Aufmachung ist edel, die Präsentation sehr gelungen - eigentlich ist es eher ein Buch mit CD als eine CD mit Begleitheft.


Fazit:

"Selma" - ein poetischer, wunderbar vertonter Schatz, der einlädt, die fast vergessene ausdrucksstarke Lyrik der Selma Meerbaum-Eisinger wieder zu entdecken - es lohnt sich!!