Paul Bajoria

Schwarze Spuren

Ab 12 Jahren
Gelesen von Sandra Schwittau
Der Hörverlag
Ca. 527 Minuten
7 CDs, ISBN: 3-89940-601-X; Euro 29,95

Inhalt:
London im 19. Jahrhundert: Das Waisenkind Mog Winter lebt mit seinem treuen Hund Klimper als Lehrling in einer Druckerei. Sträflinge, Mörder und die fragwürdigen Gestalten der Londoner Unterwelt gehören zu seinem täglichen Leben, denn er druckt ihre Steckbriefe. Eines Tages wird er in die Jagd nach einem ausgebrochenen Häftling verwickelt und gerät in höchste Gefahr: Ein Raub, eine Kette von Verwechslungen und ein Mord - alles scheint mit einem Schiff aus Indien - der Sonne von Kalkutta - zusammenhängen. Doch mit Mut, gesunder Neugier und mit Hilfe seines neuen Freundes Nick kann Mog schließlich mehrere dunkle Geheimnisse lüften...


Kritik:

Mog Winter hat es nicht leicht – und doch hat er eine Menge Glück, denn er hat es geschafft, dem Leben im Waisenhaus zu entkommen und bei Mr. Cramplock, einem Drucker, in die Lehre zu gehen. Dort wohnt er auch, zusammen mit seinem Hund Klimper, der zu seinen wenigen Besitztümern gehört. Von seiner eigenen Vergangenheit weiß Mog so gut wie nichts, nur ein Brief und ein Schmuckstück ist ihm von seiner Familie geblieben... Dafür weiß Mog umso besser Bescheid über die neuesten Straftaten, Mörder und finsteren Gestalten in der großen Stadt, denn Mog sitzt sozusagen an der Quelle aller Information, druckt er doch selbst die Steckbriefe, die das Gesindel hinter Schloss und Riegel bringen soll. Aber die letzten Tage scheinen Mog kein Glück gebracht zu haben: ein Bekannter versichert ihm, dass er das falsche Bild auf den neuen Steckbrief gedruckt habe, der einen ausgebrochenen Sträfling namens Cockburn zeigen sollte, einen „sehr gefährlichen“ Verbrecher. Doch das ist noch nicht alles. Bei einem Botengang, der Mog in eine windige Gegend Londons führt, wird er Zeuge eines Gesprächs, das – so legt man ihm unverständlich nahe – er besser sofort wieder vergessen solle, und Mr. Flethick, der Kunde von Mr. Cramplock, der vor Mogs Augen und im Beisein seiner berauschten Kumpane die von Mog zugestellte Rechnung verbrennt, denkt gar nicht daran, seine Schulden zu begleichen! Mog ist erleichtert, als er die dunkle Gegend wieder verlassen kann, kann aber das Gehörte nicht vergessen: Wer oder was ist die „Sonne von Kalkutta“, von der die Männer geredet haben? Was war so wichtig an dem Gespräch, dass man ihm mit dem Tode droht?
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und Mog gerät in das größte Abenteuer seines Lebens: Die „Sonne von Kalkutta“ entpuppt sich als „Ost-Indien-Fahrer“, der soeben in London angelegt hat, im Hafen verwechselt man Mog mit dem Sohn des Maats, alle scheinen hinter einem geheimnisvollen Kamel herzujagen, und dann steht auch plötzlich wieder der Name Cockburn im Raum! Was hat das alles zu bedeuten?

Spannend, spannend, was Paul Bajoria in seinem Debütroman so alles auspackt: Das viktorianische London, in dem der Roman spielt, ist eine großartige Kulisse für einen Jugend-Roman, der zur Hälfte eine knifflige Detektivgeschichte, zur anderen Hälfte aber auch Mogs Suche nach seiner Identität und Vergangenheit zum Thema hat. Langweilig ist das über achtstündige Hörbuch wirklich nicht, es ist so ein richtiger Schmöker, den man erst aus der Hand legen möchte, wenn wirklich alles vorbei ist. Aber ist wirklich alles vorbei? Für September wurde in England ein zweiter Band angekündigt, eine Fortsetzung also. Und da wären wir auch schon bei der einzigen Kritik, die ich an dem Buch habe: Es wird meiner Meinung nach nicht wirklich alles zur Zufriedenheit aufgeklärt, so bleibt zum Beispiel die Frage offen, wer oder was Damyata ist, oder was es mit dem Mann aus Kalkutta wirklich auf sich hat... Aber vielleicht wird sich das alles noch im zweiten Band aufklären. Was unterm Strich bleibt, ist spannende, gute Unterhaltung – ein Jugendkrimi mit schöner, schauriger Atmosphäre, der Spaß macht und viele Eindrücke aus der damaligen Zeit vermittelt, dunkle Gassen, finstere Gestalten - eine Geschichte mit vielen Überraschungen und Wendungen.

Sandra Schwittau liest größtenteils gut, vor allem ihre „normale“ Erzählstimme überzeugt. Was mich nicht so richtig überzeugt, ist ihre Darstellung der Nebencharaktere, die alle spätestens nach dem zweiten Satz gleich klingen – alle wie Bart Simpson, dem sie im TV ihre Stimme leiht. Hier fehlt ihr eindeutig ein Tick Stehvermögen, um in der jeweiligen Rolle zu verbleiben. Ansonsten ist ihre Leistung gut, und ihre Stimme und ihr Erzählstil passen sehr gut zum Buch.


Fazit:

„Schwarze Spuren“ ist ein spannender, fesselnder Jugendkrimi vor der Kulisse des viktorianischen London, der am Ende aber ein paar Fragen offen lässt. Band zwei erscheint diesen Monat in England und hoffentlich bald auch hier. Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht!

Weitere Informationen: http://www.hoerverlag.de