Hansjörg Schneider Hunkeler in der Wildnis Der zehnte Fall Hardcover Leinen, 224 Seiten |
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Kritik: Hunkeler ist alt geworden. Und in Pension. Doch das Verbrechen lässt ihn nicht los. In seinem nunmehr zehnten Fall kommt es in Person des ermordeten Kritikers Heinrich Schmidinger zum Kommissär a.D. Hunkeler. Schmidinger wird im Kannenfeldpark tot aufgefunden. Eingeschlagener Schädel, Boule-Kugeln um die Leiche herum verstreut. Und Peter Hunkeler ist einer der ersten, der am Tatort ist. Doch eigentlich will er nichts mit dem Mordfall zu tun haben, zieht es ihn doch ins Elsass, in die Natur. Will er doch seine Ruhe haben. Und doch kann er nicht anders, als - nunmehr Privatier - zu ermitteln und eigene Nachforschungen zu betreiben. Doch das tut er mit Ruhe und in seinem ganz eigenen geruhsamen Tempo. Er kommt mit Lebenskünstlern in Berührung, die den Toten gekannt haben, und wandelt wie in Trance durch einen eigenartigen Fall, der Hunkeler eines klarmacht: die Wildnis ist überall - nicht nur in den elsässischen Wäldern, sondern sie lauert ebenso mitten in Basel. Ein wunderschönes Buch präsentiert Autor Hansjörg Schneider mit "Hunkeler in der Wildnis". Eines, das so ganz aus dem Rahmen zeitgenössischer Kriminal-Literatur fällt. So wie sein alternder Serienheld Hunkeler lässt es auch Schneider geruhsam und kontemplativ angehen, und mit den Augen von Hunkeler betreibt er nicht nur ganz und gar bedächtige Ermittlungsarbeit, sondern ebenso bedächtige Naturbetrachtung und -beobachtung, die einen beim Lesen geradezu erdet und entzückt. Es ist ein Buch, das sich extrem abhebt von anderen Krimis. Hunkeler zieht Bilanz. Und ist vor allem eines: Menschenfreund und Naturliebhaber, der ein Auge hat für Vergangenes und Gegenwärtiges, für die Zustände in Landwirtschaft und Architektur, einer, der sich seine Gedanken macht zu Politik und Kunst, und der sein Leben und seine Motivation hinterfragt. "Hunkeler in der Wildnis" ist ein kleines Juwel, das mir sehr viel Freude bereitet hat, und das bei mir schon wieder bereit liegt, um erneut gelesen zu werden. Es ist ein nachdenkliches, leises Buch, kein bluttriefender Krimi, der nach Effekten hascht, sondern ein vielschichtiges liebevolles Buch, das mal schwermütig, mal voller Lebensfreude, Optimismus und Dankbarkeit daherkommt - und einen mitnimmt auf ein paar durch und durch wundervolle Lesestunden.
Fazit: Ein kleines Juwel, erdend und nachdenklich und einfach wunderschön! Infos gibt es
hier: https://www.diogenes.ch/ |