Dorothy L. Sayers Das Spukhaus im Merriman's End Kriminalhörspiel des MDR |
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Sprecher:
Covertext:
Wer sich ein bisschen im Universum der britischen Kriminalschriftstellerin
Dorothy Leigh Sayers auskennt, der kennt auch Lord Peter Wimsey, den cleveren
Hauptdarsteller vieler Romane und Erzählungen. Diese Geschichte hier
gehört nicht zu den bekanntesten aus der Reihe um den adligen Amateur-Detektiv
und dürfte spannungsmäßig wohl eher im Mittelfeld des
Sayer'schen Werks anzusiedeln sein. Trotzdem - als echter Sayers-Fan dürstet
man förmlich nach Hörspiel-Umsetzungen, und so viele Sayers-Hörspiele
gibt es ja leider (noch) nicht... ein paar Radiohörspiele hier und
da, aber die meisten sind leider Raritäten und nicht käuflich
zu erwerben. 'Das Spukhaus im Merriman's End' spielt größtenteils (45 Minuten) in Lord Peters Haus, und besteht überwiegend aus einem sehr langen Dialog (stellenweise Monolog) zwischen dem armen Konstabler und Lord Peter, der sich dessen Geschichte mit großem Interesse anhört. Die Geschichte konzentriert sich dabei vor allem auf die genaue Darstellung des Falls. Wie gewohnt bei Sayers, ist die Story eher bizarr, und man versucht mitzukombinieren, was einem allerdings ebenso schwer fällt wie dem vom Schicksal arg gebeutelten Konstabler, denn die Auflösung des mysteriösen Falls um das verschwundene Haus ist wahrlich sehr ungewöhnlich! Was sehr gut an den Hörer gebracht wird, sind die
Charaktere der beteiligten Personen, allen voran die des Lord Peter: geistreich,
mit trockenem Humor, charmant und - selbst in alkoholisiertem Zustand
- immer nach britischem Vorbild vorzeigbar und nonchalant! Das ist Lord
Peter Wimsey, wie man ihn kennt und sich vorstellt! Die Geschichte selbst ist völlig effektlos umgesetzt, und im ganzen Hörspiel gibt es kein einziges untermalendes Geräusch! Es wird nur vom Können der Sprecher getragen. Der MDR hat hier in der Tat eine sehr eigenwillige Interpretation der Gattung 'Hörspiel' vorgenommen, an die ich mich nicht richtig gewöhnen kann, denn einige Geräusche hätten der ruhigen Geschichte bestimmt sehr gut getan. Die Titelmusik, die alle acht Hörspiele dieser
Reihe begleitet, ist nur eine kurze Komposition und passt sehr schön
zu der Zeit, in der die Geschichten spielen. Ab und zu werden auch zwischen
den einzelnen Szenen kurze Musikstückchen eingestreut, die sich aber
dezent im Hintergrund halten und kaum auffallen.
Ich hätte mir eine mit Geräuschen unterlegte Hörspielfassung gewünscht, die die Geschichte etwas lebendiger hätte wirken lassen ... sehr schade ... aber trotz der Geräuschlosigkeit hat das Hörspiel ein gewisses Flair: Ein bizarrer Fall, ein toll kombinierender, sehr gut dargestellter Lord Peter, viel britischer trockener Humor, geistreiche Dialoge - wer intelligente Krimikost mag und sich nicht vor der sehr ruhigen MDR-Produktion scheut, bekommt hier ein gutes Stück englischer Krimitradition serviert. |