Dorothy L. Sayers Aufruhr in Oxford Krimi - Gekürzte Lesung |
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Kritik: Die Kriminalschriftstellerin Harriet Vane verschlägt es zu einem Ehemaligentreffen an ihr altes College nach Oxford. Eigentlich sollte sie an ihrem neuen Buch arbeiten, aber das will und will nicht fertig werden. Zudem fühlt sie sich bedrängt von den monatlichen Heiratsanträgen von Lord Peter Wimsey. Da kommt die Einladung nach Oxford gerade recht. Doch ganz so harmonisch wie gedacht läuft es im College nicht. Ein anonymer Briefeschreiber terrorisiert das Kollegium und auch die Studentinnen. Um die Geschehnisse aufzuklären, tritt man an Harriet heran. Keinesfalls will man, dass diese Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt! Und Harriet beschließt zu helfen. Wer ist der Briefeschreiber? Was treibt ihn zu seinen hasserfüllten anonymen Anschuldigungen? Dass der Täter im College zu suchen ist, wird schnell klar. Doch Harriet muss sich beeilen, dann die Lage wird immer beängstigender, und der Täter schreckt auch vor körperlichen Angriffen nicht mehr zurück... Einen sehr persönlichen, wenn nicht sogar ihren persönlichsten Roman schrieb Dorothy L. Sayers mit "Aufruhr in Oxford". Augenscheinlich ist hier nicht Lord Peter die zentrale Figur, es ist vielmehr seine Freundin Harriet Vane. Lord Peter selbst betritt erst sehr spät die Bühne des Geschehens. Der Roman spielt einige Jahre nach "Zur fraglichen Stunde", in dem Harriet Vane gemeinsam mit Peter Wimsey in einem Mordfall ermittelte, und ist direkt vor "Hochzeit kommt vor dem Fall" angesiedelt, in dem das junge Paar in die Flitterwochen abreist. Ein wirklicher Kriminalroman ist "Aufruhr in Oxford" in meinen Augen nicht - oder zumindest nicht nur. Hier wird vielmehr ein kompletter Gesellschaftsroman präsentiert, der mit sehr viel mehr Facetten aufwartet als ein klassischer Krimi. Oxford in den Dreißigerjahren. Das Frauenbild ist im Umbruch. Akademikerinnen sind dabei, sich die Welt der Gelehrten zu erobern, das alte Rollenmodell gerät ins Wanken. Genau hier greift auch der Verfasser der anonymen Briefe mit seinen Hasstiraden ins Geschehen ein. Sayers lässt so ganz nebenbei mit ihren genauen, auf den Punkt beobachteten und äußerst geistreichen Gedankengängen eine Zeit lebendig werden, die nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch in der Entwicklung der Harriet Vane einen wichtigen Zeitpunkt darstellt. Wohin soll ihre Beziehung mit Peter Wimsey führen? Wer also einen astreinen Krimi erwartet, wird sicher enttäuscht werden. Die Hauptrolle in diesem Buch spielt irgendwie Oxford selbst. So geht es hier einmal nicht um Mord und Totschlag, ein wirklich eklatantes Verbrechen findet im ganzen - mit viel Esprit und Humor geschriebenen - Buch tatsächlich nicht statt! "Aufruhr in Oxford" ist (trotzdem) ein rundum wunderbares Buch, auf das man sich ohne zu zögern einlassen sollte. Doris Wolters liest, und das tut
sie mit allen Facetten ihres Könnens. Gefühlvoll, nüchtern, besonnen,
humorvoll - Wolters ist eine Prachtbesetzung für diesen Ausnahmeroman. Fazit: Für Liebhaber der Sayers-Romane
ein Glücksgriff - wärmste Empfehlung! Infos und Hörproben gibt es
hier: http://www.audiobuch.com |