Sven Regener

Herr Lehmann

Hörspiel

Produktion: Der Hörverlag
2 CD / 117 Min.
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-86717-634-7

Regie/Bearbeitung: Sven Stricker
Musik: Jan-Peter Pflug, Sven Stricker, Kay Poppe feat. Keldy & Ake u. a.

Sprecher:
Florian Lukas, Bjarne Mädel, Sonsee Neu, Florian von Manteuffel, Isabella Grothe, Gerd Baltus, Lutz Herkenrath, Christian Stark, Samuel Weiss, Konstantin Graudus, Anne Weber, Jan-Peter Pflug, Hermann Prinz, Renate Schönbeck, Sven Stricker, Gregor Törzs

Inhalt:
Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die einmal aus Schwaben oder dem Allgäu nach Berlin gekommen sind. Herr Lehmann ist aus Bremen und möchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde. Denn bald ist sein dreißigster Geburtstag, und das ist fatal, weil man da langsam „beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß.“


Kritik:

Das Kultbuch von Sven Regener hat es weit gebracht: nach Lesung und Verfilmung nun also auch zum Hörspiel. Sven Stricker (Hörspielbearbeitung und Regie) wagte sich an den Stoff, der sich gar nicht so einfach zum Hörspiel um"stricken" lässt - doch das Ergebnis ist sehr vergnüglich. Der (reichlich vorhandene) Erzählertext wurde genial mit den Dialogen verflochten, Erzähler und Darsteller fallen sich ein ums andere Mal ins Wort, und so entsteht ein dynamischer Hörspielspaß, der sehr kurzweilig anzuhören ist.

Zum Inhalt muss man wohl keine großen Worte mehr machen: Die Geschichte des "Herrn" Lehmann (der allen Unkenrufen zum Trotz auch einen Vornamen hat - den allerdings fast nur noch seine Eltern benutzen) ist dank ihres großen Erfolges bekannt. Die Story spielt im Herbst 1989, in der geschichtsträchtigen Zeit rund um den Mauerfall; und Herr Lehmann, gebürtiger Bremer, hat seine Zelte, wie viele andere auch, in Berlin - genauer gesagt in Kreuzberg - aufgeschlagen. Dort kellnert er: im "Einfall". Seit Leben ist reichlich unspektakulär, unpolitisch, und irgendwie weigert er sich, "etwas aus sich zu machen" - er ist zufrieden mit den Dingen. Nachts wird gearbeitet, tagsüber der Alkohol verdaut, dann gehts ins Freibad, um der neuen Flamme zu imponieren (und vielleicht ein Bierchen zu zischen - bloß nicht schwimmen!).

So wie Herrn Lehmanns Leben plätschern sowohl jede Menge Alkohol als auch die Geschichte angenehm dahin, ohne eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Die Kreuzberger werden von ihrem Autor liebevoll, aber scharf unter die Lupe genommen, und so manch skurrile Szene, wie etwa die "Observierung" des ominösen Kristall-Rainers oder der verkorkste Ausflug nach Ostberlin sorgen für reichlich Charme und Unterhaltung. Und wie nebenbei öffnet sich dann in Franks dreißigster Geburtstagsnacht die Berliner Mauer... Herr Lehmann mitten drin in der deutsch-deutschen Geschichte - happy birthday!

Die Sprecherriege spielt rundweg gut - jeder Charakter ist optimal besetzt. Florian Lukas nimmt man den durchs Leben trudelnden Herrn Lehmann voll ab, Bjarne Mädel den Künstler-Kellner Karl desgleichen. Und mit Florian von Manteuffel hat die Geschichte einen sehr guten Erzähler gefunden. Neben Sonsee Neu als Katrin, Uwe Hügle als Erwin und Gregor Törzs alias Kristall-Rainer sind auch die Sprecher der Nebenrollen gut ausgewählt - von Gerd Baltus über Samuel Weiss bis Sascha Rotermund eine Crew, die Spaß macht.

Untermalt wird "Herr Lehmann" von kunterbunten Musiken: Songs von der "Frank Spilker Gruppe", "The Funny world of Suzie Wong" und "diese leute", dazu "Kneipen-, Kino- und Inbissmusiken" von Jan-Peter Pflug, Sven Stricker und Kay Poppe feat. Keldy & Ake. Ein Mix, der zu Kreuzberg passt.


Fazit:

Vergnügliche Unterhaltung aus dem Berlin der Endachtziger mit viel Lokal- und Zeitkolorit - Empfehlung!


Weitere Infos: http://www.hoerverlag.de - hier gibt es auch Hörproben!