Edgar Allan Poe

Der Untergang des Hauses Usher (03)

Hörspiel
61:08 Minuten
1 CD; ISBN 3-7857-1347-9; Euro 7,95
1 MC; ISBN 3-7857-1346-0; Euro 4,95
Lübbe Audio
Eine STIL-Produktion

Sprecher:
Edgar Allan Poe - Ulrich Pleitgen
Usher - Klaus Jepsen
Dr. Tempelton - Till Hagen
Lady Madeline - Viola Morlinghaus
Brendan - Thomas B. Hoffmann
sowie: Peter Groeger, André Sander, Penny Shepherd, Jürgen Wolters, Siegfried Hollstädter und Heinz Rudolf Kunze

Covertext:
Der Mann mit dem Namen Edgar Allan Poe flieht vor seinen Alpträumen. Er nimmt die Einladung seines Jugendfreundes Usher an, der einsam mit seiner Schwester auf seinem Landsitz lebt. Aber in dem Haus geschehen seltsame Dinge. Warum ist sein Jugendfreund so überrascht ihn zu sehen? Warum ist kaum Personal im Haus? Eines Abends, als Gäste erwartet werden, ruft man ihn in das nächste Dorf. Doch auf halbem Wege reitet er zurück ... Und erlebt den Untergang des Hauses Usher.


Kritik:

Dies ist bereits die dritte Folge der Hörspielserie nach Erzählungen von Edgar Allan Poe, die bei Lübbe Audio neu erschienen ist. Wie auch in den ersten beiden Teilen wird die Rahmenhandlung der Serie weitergeführt: Poe, ein Mann ohne Identität und Gedächtnis, der unter schrecklichen Alpträumen leidet und auf diese Weise versucht, sein Erinnerungsvermögen zurückzuerlangen, will vor seinen schrecklichen Träumen fliehen, obwohl ihm sein betreuender Arzt, Dr. Tempelton, davon abrät. Doch erneut gerät er in einen Alptraum, der die eigentliche Geschichte um den 'Untergang des Hauses Usher' bildet.
In diesem Traum erhält Poe eine Einladung seines Jugendfreundes Sir Roderick Usher, ihn auf seinem Landsitz zu besuchen. Poe findet seinen Freund in schlechtem Zustand vor. Dieser scheint sich nicht an die von ihm geschriebene Einladung zu erinnern... Ushers Schwester Lady Madeline sowie ein Bediensteter, Brendan, sind die einzigen anderen Bewohner des Hauses Usher. Poe weiß von Beginn seines Besuchs an nicht, wem er im Haus vertrauen kann: Usher erzählt ihm, Lady Madeline sei krank und müsse bald sterben, Lady Madeline hingegen erklärt ihm, ihr Bruder sei sehr krank... Das Unbehagen, das sich Poes bemächtigt, wird durch einen Ausritt ins Moor verstärkt, den er mit Usher unternimmt, und eines Abends wird er in seiner Funktion als Arzt ins Dorf geschickt, um dem Hufschmied zu helfen... Doch nichts ist, wie es zu sein scheint: unterwegs begegnet er dem Sohn des Hufschmieds, der ihm erklärt, seinem Vater ginge es gut. Poe beschließt sofort umzukehren - und erlebt in dieser Nacht den Untergang des Hauses Usher...

Ulrich Pleitgen, der der unbestrittene Star dieser Hörspielserie ist und als Edgar Allan Poe geradezu brilliert, findet im 'Untergang des Hauses Usher' mit Viola Morlinghaus als Lady Madeline und Klaus Jepsen als Sir Roderick Usher tolle 'Gegen'sprecher: die drei gehen regelrecht in ihren Rollen auf, und es macht großen Spaß, ihrem sprachlichen Können zu lauschen - hier hat man eine tolle Sprecherwahl getroffen, die den großartigen Geschichten von 'Meister Poe' absolut gerecht werden.

Simon Bertling und Christian Hagitte von STIL (verantwortlich für Regie, Musik und Ton) beweisen mit dieser dritten Folge erneut ihr Können und ihre Routine: die unbehagliche Stimmung auf dem Landsitz, der Poe sich mit seinem Besuch ausliefert und die morbide Geschichte um die Familie Usher werden hervorragend mit klassischer Musik und guten Effekten herausgearbeitet, so dass die stimmungsvolle Atmosphäre zusammen mit den hervorragenden Sprecherleistungen ein gutes Hörspiel ergeben - welches man für meinen Geschmack allerdings gerne ein wenig kürzer hätte gestalten können.
Da diese Hörspielreihe auf Kurzgeschichten basiert, ist es schon ein kleines Wunder, aus den Poe'schen Stories jeweils stundenfüllende Hörspiele herauszukitzeln, und in dieser Folge 3 hätte eine fünfminütige Kürzung dem Spannungsaufbau gut getan. Eine winzige Kritik geht an die Reitszenen: Als minimal störend habe ich das Geräusch des Hufgetrappels empfunden, das im Hörspiel mehrfach Verwendung findet und über Kopfhörer als zu laut und zu statisch erlebt wird. Doch mehr gibts für mich hier nicht zu meckern - auch die dritte Folge der Poe-Hörspiele ist ein Genuss, und ich hoffe auf baldige Fortführung der Geschichten!

Noch ein paar Worte zum Cover: man sieht eine unheimliche und bedrohlich wirkende Aufnahme eines düsteren Landhauses - so stellt man sich das Haus Usher vor - gelungen!


Fazit:

Tolle Musik und Effekte, geniale Geschichte - wie immer bei Poe nicht nur nahe am Wahnsinn, sondern mittendrin - und überzeugende Sprecher: wie schon in den ersten beiden Folgen der Serie wird hier eine stimmungsvolle, zuerst unbehagliche, später dann morbide Atmosphäre erzeugt, der man sich als Hörer nicht entziehen kann und die hundertprozentig den Vorlagen eines Edgar Allan Poe gerecht wird!
Ich bleibe auch nach drei Folgen dabei: eine gelungene, atmosphärisch dichte Umsetzung der Kurzgeschichten des 'Altmeisters des Horrors'.