Arne Sommer

Peter Lundt (01) und das Keuchen des Karpfens

Kriminalhörspiel
48:05 Minuten
hörformat
1 CD; ISBN: 3-9809813-0-4; Euro: 9,90

Sprecher:
Mark Bremer, Elena Wilms, Tetje Mierendorf, Angela Quast, Colin Solman, Gerd Hinze, Sascha Nathan, Arne Sommer, Guillaume Boullay, Jan Krogmann, Marc Hertel, Klaus Lauer, Marcus Brien, Wolfgang Berger, Almuth Galach, Uta Dänekamp, Catharina Kottmeier, Anke Röder

Inhalt:
Ein Karpfen auf dem Land keucht und erstickt. Ein blinder Detektiv im Meer ertrinkt. Wie ist Peter Lundt nur in diese Situation geraten, allein im Nordseewatt bei auflaufender Flut?
So ging es los: "Sie haben meine Karpfen entführt!" Japanische Zierkarpfen nämlich, kostbare Koi. Eine Katastrophe für den Koi-Importeur Malzahn und für seine Versicherung. Für den blinden Detektiv Peter Lundt ist es der erste Fall nach dem tragischen Unglück, das den Ex-Bullen sein Augenlicht, seine Karriere und die Scheidung von seiner Familie gekostet hat. Er will sich und der Welt unbedingt beweisen, dass er auch als blinder Ermittler noch eine gute Figur macht. Nun ist der einsame Wolf ein "private eye" - allerdings ohne Augen. Die sucht und findet er per Kleinanzeige in der Studentin Anna Schmidt. Kein einfacher Job, mit dem unwirschen Lundt zu arbeiten. Zu ihrer Überraschung wächst er einem aber schneller ans Herz, als man "Blindenstock" sagen kann...


Kritik:

Dass einen kein Mainstream-Hörspiel erwartet, wird schon klar, wenn man den Titel liest: "Peter Lundt und das Keuchen des Karpfens" - was um alles in der Welt soll das sein? Ein zweiter Blick auf den Inhalt macht nur noch neugieriger: blinder Detektiv (wie soll das funktionieren?), japanische Zierkarpfen (aha, ja klar!?), ein tougher Ex-Bulle, der sich durchs Leben schlägt und nicht aufgibt, ein Bruce Willis des hohen Nordens also? Na denn mal schnell den Silberling ausgepackt ... Was ist das denn schon wieder? Ein Kleber quer über dem Papp-Schuber, mit Braille bedruckt? (Oho!) Dazu eine hellgrüne Lasche, an der man die CD aus der Hülle herauszieht (hm, very tricky, die Verpackung) ... Jetzt aber nix wie rein in den Player, das gute Stück!
Und - höre da: Hier wird ein spannender 48-minütiger Krimi geboten, der mit allem aufwartet, was das Krimiherz begehrt, von Erpressung über Entführung bis Mord.

Peter Lundt fasziniert. Die Idee, einen blinden Ermittler in einer Hörspielserie einzusetzen, ist geradezu genial: Kein anderes Medium eignet sich so gut wie dieses, um in die Welt des blinden Helden einzutauchen und mit dem kantigen, brummigen, leicht verbitterten, aber durchweg sympathischen Charakter Peter Lundt auf auditive Verbrecherjagd zu gehen.
Der Ex-Drogenfahnder ist ein Typ, der auch nicht aufgibt, als ein Polizeieinsatz sein Augenlicht und seine Polizeikarriere jäh beendet: Kurzerhand beschließt er, sich als Detektiv selbstständig zu machen, und schaltet eine Anzeige: "Augen gesucht" - denn alles andere, was man für diesen Job braucht, hat er ja selbst. Er findet "seine" Augen in der Studentin Anna Schmidt, die anfangs keine Ahnung hat, auf was sie sich da einlässt...

In dieser ersten Folge werden alle für die Serie wichtigen Personen gut eingeführt, geben aber noch lange nicht alles über sich preis. Die Charaktere verstehen es zu fesseln und sind dabei ambivalent genug angelegt, dass man sich gerne weiter mit ihnen beschäftigen möchte. Das ist sehr gelungen.

Die Sprecher sind hervorragend ausgewählt: Mark Bremer als Peter Lundt und Elena Wilms als Anna Schmidt sind eine tolle Besetzung für die beiden Titelrollen. Auch die übrigen Sprecher passen prima ins Bild, ohne Ausnahme.
Zwischen (und auch innerhalb) den einzelnen Szenen (28 Tracks) gibt es entweder stimmungsvolle Musik zu hören, oder eine Blindenuhr sagt die Zeit an - passend!
Die Effekte sind makellos. Bei einer Produktion, die besonders vom "Hinhören" des Hauptcharakters lebt, ein absolutes Muss und ebenso perfekt gelöst.

Die Story ist spannend bis zum Schluss und glänzt durch lebendige Charaktere, feinen Humor (so liegt das Detektivbüro beispielsweise direkt neben einem "Video-Versand", in dem allerdings hörbar mindestens so viele Pornos gedreht wie versendet werden), ein clever angelegtes Script, un peu prickelnde Erotik und viel Wortwitz, der auch vor dem heiklen Thema Blindheit nicht zurückschreckt. ("Ich warne Sie, bei mir ist nicht aufgeräumt!" - Lundt: "Darüber sehe ich hinweg.")

Das Experiment, von einem Blinden an die Hand genommen zu werden und mit ihm das Geschehen zu durchleben, geht voll auf und ist bis ins kleinste Detail stimmig - nach 48 Minuten hat man eine weitaus bessere Vorstellung davon, was es heißt, blind durchs Leben zu gehen, als einem das jeder Film vermitteln könnte.


Fazit:

Der blinde Ermittler Peter Lundt überzeugt mit einem starken ersten Auftritt - eine rundum gelungene Produktion, von der Story über die Sprecher bis hin zu Geräuschen und Musik - unbedingt anhören!!