Francis Durbridge

Paul Temple und der Fall Alex

Kriminal-Hörspiel
Der Hörverlag
ca. 185 Minuten
3 CDs; ISBN 978-3-89940-436-4; 19,95 EUR
Produktion: Westdeutscher Rundfunk, 1968
Regie: Otto Düben
Komposition: Hans Jönsson

Sprecher:
Paul Temple: Paul Klinger
Steve Temple: Margot Leonard
Sir Graham Forbes: Kurt Lieck
Inspektor Crane: Herbert Stass
Carl Lathon: Gerd Baltus
Wilfried Davis: A. Michael Rueffer
Mrs. Trevelyan: Marianne Kehlau
Dr. Kohima: Peter Mosbacher
Ricky: Ernst H. Hilbich
Frank Chester: Paul Walter Jacob
Leo Brent: Werner Rundshagen
u.v.a.


Inhalt:
ALEX hat jemand in großen Lettern auf die Fensterscheibe des Zuges geschrieben. Daneben liegt die junge Schauspielerin Norma Rice. Vergiftet. Sechs Monate vorher: Der junge Richard East wird in seinem Auto erschossen aufgefunden. ALEX steht auf der Windschutzscheibe. Scotland Yard ruft Paul Temple zu Hilfe. Als bei einem Radio-Interview auch noch der ehrwürdige Sir Ernest Crambury den Namen ALEX murmelt und dann an einem Herzanfall stirbt, geht das dem smarten Temple zu weit. Leidet er unter Verfolgungswahn? Oder ist tatsächlich ein skrupelloser Serienmörder unterwegs?


Kritik:

ALEX steht in großen Lettern auf der Zugscheibe. Daneben liegt die junge Schauspielerin Norma Rice. Vergiftet und mausetot. Sechs Monate zuvor: Der junge Richard East wird in seinem Auto erschossen aufgefunden. Auf der Windschutzscheibe steht: ALEX. Scotland Yard ruft Paul Temple zur Hilfe. Doch der lehnt ab: Hat er doch seiner reizenden Frau Steve versprochen, sich in keinen Fall verwickeln zu lassen. Und außerdem steckt er mitten in den Arbeiten zu einem neuen Buch. Aber als bei einem Radio-Interview auch noch der ehrwürdige Sir Earnest Crambury vor den Augen Paul Temples an einem Herzanfall stirbt und ihm den Namen ALEX ins Ohr murmelt, reicht es: Paul Temple steckt wieder mittendrin in den Ermittlungen, und muss einmal mehr ums eigene und auch das Leben seiner Frau bangen: Drohbriefe aus der Provinz, ein berühmter Nervenarzt, ein halluzinierender Bühnenautor, die undurchsichtige Mrs Trevelyan, deren Name bei allen Toten gefunden wurde - verdächtig macht sich jeder, und Temples Ermittlungen ziehen alsbald weitere Morde, Bombenattentate und Anschläge auf offener Straße nach sich. Kurzum: es wird lebensgefährlich, und Temple muss sich sogar Hilfe in Form eines alten Jugendfreundes, Leo Brent, holen, um die heikle Affäre aufzuklären. Denn der ominöse und gefährliche Gegner, ALEX, bleibt geschickt im Hintergrund und zieht die Fäden in der mysteriösen Geschichte, die sich alsbald als groß angelegte Erpressungs-Affäre herauskristallisiert... Lügen, Red Herrings, Mord und Totschlag erwarten den smarten Freizeit-Detektiv in einem seiner schwersten Fälle!

Es hat den Anschein, als ob Paul Temple im Jahre 1968 "runderneuert" wurde:

Die Titelmusik ist grooviger und jazziger geworden - zwar immer noch von Hans Jönsson, aber diesmal von der Harald Banter Media Band eingespielt

Der Sprecher des Paul Temple hat gewechselt - Paul Klinger übernimmt die Rolle von René Deltgen

"Bei Morpheus" wurde abgelöst von "Beim Zeus" - vielleicht weil erstmals nicht Marianne de Barde alleine übersetzte - Hubert von Bechtolsheim war mitverantwortlich für die Übersetzung aus dem Englischen

Dies ist die kürzeste Folge von allen und die jüngste - im Jahre 1968 von Francis Durbridge geschrieben, im selben Jahr ins Deutsche übersetzt und als Hörspiel produziert - ein Rekord!

Otto Düben, der bereits im "Fall Genf" Regie führte, kommt hier zum zweiten Mal zum Zug und liefert tadellose Arbeit ab.

An die neue Musik muss man sich erst gewöhnen - kein Wunder, hatte man die alte ja über 10 Folgen liebgewonnen! - aber da die neue jazzige auch immer wieder Fragmente der alten mit einbindet und sich insgesamt wirklich toll ins Hörspiel integriert, kann man nicht lange böse sein: diese Musik ist absolut top, sie ist hörbar cooler, hat viel Groove und passt klasse in den "modernen" Fall Alex.

Der Cast dieser Folge wartet mit allerlei Überraschungen, aber auch mit "traditionellen" Stimmen auf: Angefangen bei Paul Klinger über Margot Leonard und den jungen Gerd Baltus, Ernst Hilbich und Marianne Kehlau bis hin zum altbewährten Kurt Lieck alias Sir Graham Forbes - hier passt alles. Bis in die Mini-Rollen ist das Hörspiel toll besetzt.

Dass Paul Klinger ein brillanter Schauspieler war, wussten Durbridge-Fans bereits seit 1964, als der smarte Charakter im Straßenfeger "Tim Frazer" eine wichtige Rolle spielte. Und dass er auch ein brillanter Hörspielsprecher war, das war den Paul-Temple-Fans seit 1966 bekannt, als Klinger im "Fall Genf" den undurchsichtigen "Maurice Lonsdale" gab. Als neuer Paul Temple macht Klinger eine dementsprechend gute Figur, obwohl man als alter Temple-Fan natürlich nicht anders kann, als den großen René Deltgen zu vermissen, der seit den Anfängen 1949 beim (N)WDR fest als Paul Temple gebucht war. Doch "tempora mutantur", die Zeiten ändern sich, und so betritt nun also Paul Klinger die Bühne als "Europas Detektiv Nr. 1", wie es im Hörspiel augenzwinkernd so schön heißt.

Trotz aller Neuerungen ist der "Fall Alex" aber ein typischer Temple: viele Red Herrings, mysteriöse Verdächtige, die geheimnisvolle "Frau in Braun", Erpressung, das berühmte Drahtseil, Anschläge, Morde, die klassische Auflösung mit allen Verdächtigen in Temples Wohnung - hier wird noch einmal alles aufgeboten, was die überragende Krimi-Reihe der Fünziger- und Sechzigerjahre zu bieten hat.

Durbridge lässt diese Folge sehr humorvoll ausklingen - leider leider aber für immer... denn dieses Abenteuer ist das letzte der liebenswerten Temples und beschließt die großartige WDR-Reihe, die ihre Fans über 19 Jahre hinweg an die Radio-Lautsprecher gelockt hatte.


Fazit:

"Paul Temple und der Fall Alex" hat die Metamorphose vom "Schwarz-Weiß-Flair" zum smarten Endsechziger-Hörspiel vollzogen - der Unterhaltungswert ist geblieben: Ein moderner Temple, der trotz Umbesetzung überzeugt, im wahrsten Sinne des Wortes "mordsspannend" ist und rundum Spaß macht - ein "Must have" für jeden Fan des smarten Radio-Detektivs - Hörtipp!


Weitere Informationen und Hörproben: http://www.hoerverlag.de