Hörspiele Welt goes Hörspiele!
- muss die Meldung der Woche eigentlich heißen, denn nach einigen
Projekten im Hörbuch-Bereich (Lylith, Crime Time) startet Olaf Seider
von Hörspiele Welt nun endlich voll durch und wagt sich mit seiner
neuen Serie 'Mystery & Crime' (und auch mit 'Carmilla', Besprechung
folgt!) an die 'echten' Hörspiele heran!
Als Jugendkrimi-/-Mysteryserie konzipiert, muss man sich nicht groß
wundern, wenn man beim erstmaligen Kontakt mit der Stammcrew der neuen
Serie feststellt, dass es drei männliche junge Hauptcharaktere gibt
... seltsam? Hatten wir das nicht schon?? ... Ja klar! Natürlich
hatten wir das schon, aber das sollte nicht weiter stören, denn Dreiergespanne
bringen Interaktion und Reibereien ins Spiel, und bieten sich nunmal geradezu
an.
Nach den ??? und dem ebenfalls dreiköpfigen männlichen Point-Whitmark-Team
stößt nun also das Mystery-&-Crime-Team, bestehend aus
Cody, dem Internet-Freak und kombinierenden Kopf, Alex, dem Übervorsichtigen,
und Olli, dem Technik-Crack der Truppe, zu den bereits auf dem Hörspiel-Markt
ermittelnden jugendlichen Hobby-Kriminalisten hinzu! Ob man sich dieses
Marktsegment auf Dauer wird teilen können, wird die Zeit zeigen,
ich denke jedoch, dass sich die drei von der Mystery-Page durchaus etablieren
können, da sie genug Potenzial haben, um sich ein eigenes Plätzchen
im Hörspielhimmel zu erkämpfen.
Ein kleiner Wermutstropfen für mich ist, dass es wieder eine Serie
mehr gibt, in der kein einziges weibliches Wesen in der Stammbesetzung
vertreten ist. Schade. :( Olaf Seider hat zwar schon an anderer Stelle
erklärt, warum er auf ein weibliches Teammitglied verzichtet hat,
ich persönlich hätte es aber trotzdem besser gefunden, wenn
er an dieser Stelle vom 'Dauer-Muster' abgewichen wäre.
Zur Grundidee der neuen Serie:
Cody, Alex und Olli rufen eine Homepage ins Leben, die Mystery-&-Crime-Seite,
auf der die Leser aufgefordert werden, unerklärliche Fälle und
rätselhafte Begebenheiten zu schildern. Das moderne Konzept lässt
Raum für viele tolle Stories, die in diesem Rahmen, der zwischen
Grusel und Kriminalität angesiedelt ist, entstehen können. Mit
Spannung kann man also auf die kommenden Folgen warten - die Geschichten
werden nicht so schnell ausgehen.
Zum Inhalt dieser Folge:
Zwei Fälle sind es, die die Aufmerksamkeit der drei Ermittler diesesmal
erfordern: eine Frau hat seltsame Geistererscheinungen in ihrem Haus,
und ein Mädchen (Asmodina) meldet sich per Email bei Cody, Alex und
Olli, das ihnen etwas über eine Sekte berichten will, die Menschenopfer
plant. Es geht um Cthulhu und das Necronomicon, und schon bald wird klar,
dass es sich bei den unheimlichen Geschichten um Cthulhu nicht um eine
reine Erfindung des Horror-Kult-Autors H.P. Lovecraft handelt, sondern
um einen uralten Götterkult, der versucht, in Deutschland und der
ganzen Welt (wieder) Fuß zu fassen... Die Ermittlungen, die harmlos
beginnen, werden bald bitterer Ernst, denn die Cthulhu-Sekte rund um ihren
ominösen Anführer Osram plant, die Special-Guest-Stars in dieser
Folge, nämlich Ashley Pitt (alias Horst Kurth) und Nick Steiner (alias
Moddin Meyer) - von der Anti Demon Force A.D.F. der Hörfabrik entliehen!!
:super: - zu töten, um Cthulhu Opfer zu bringen und ihn milde zu
stimmen.
Einführungsfolgen zu neuen Serien sind ja immer
so eine Sache - man versucht, in einer Folge nicht nur wie gewöhnlich
die Story und die Nebenrollen, sondern auch das Konzept der Serie sowie
ihre Hauptddarsteller vorzustellen - dass das bei einer Spielzeit von
knapp einer Stunde nicht einfach ist, ist klar. Trotz dieser Hürden
ist es Olaf Seider gelungen, eine spannende, wenn auch nicht ganz perfekte
Story in dieser ersten Folge unterzubringen, die am Ende denn auch ein
paar Fragen offen lässt:
Woher weiß Cody den Namen des ermittelnden Kommissars?
Woher weiß Cody, wer sich hinter Osram verbirgt? Kombiniert er das
alleine, obwohl er bei einem früheren Treffen mit dem Oberschurken
gar nicht dabei war, sondern nur seine Freunde Alex und Olli?
Was hat es letzten Endes mit den Geistererscheinungen im Wohnzimmer von
Jörgs Mutter auf sich?
Zu den Sprechern:
Die Sprechercrew kann sich sehen lassen! Zwar finden sich hier kaum Größen
aus TV und Hörspielszene (wenn man einmal von Christian Schult absieht,
dem Bruder des großen Rolf Schult), aber sie klingen allesamt professionell
und erfrischend 'neu'. Einzig Anke Neuzerling, die Jörgs Mutter spricht,
hinkt ein bisschen dem Niveau der Gruppe hinterher. Ob das alleine an
ihrer Sprecherleistung liegt, wage ich zu bezweifeln: sie ist ein wenig
fehlbesetzt für meine Vorstellung. Ihre Stimme klingt viel zu jung,
um ihr überhaupt die Mutter abzunehmen. Alle anderen machen einen
einheitlich guten Job: Linus Kraus (Cody) gefällt mir sehr gut, Christoph
Sauer (Olli) weiß auch zu überzeugen, und Kai Becker (Alex)
hilft mit seinem leichten weichen (hessischen? pfälzischen?) Slang
dem Hörer ein wenig, die drei Stimmen der Jungs schon nach wenigen
Sätzen auseinander zu halten.
Hervorragend besetzt sind Dr. Allen Christie (Christian Schult), dem man
einfach gerne zuhört und auch Asmodina (Claudia Gellermann-Schultes).
Zur Erzählerin Irina Hunka (bekannt aus der Hörbuch-Reihe Lylith)
muss ich auch noch ein paar Worte äußern: Mal macht sie ihre
Sache super, dann wieder rutscht sie bei längeren Passagen in einen
etwas schleppend wirkenden, für meine Ohren zu langsam vorgetragenen
Rhythmus ab, der den Storyfluss ein bisschen lähmt... aber das mag
wirklich Geschmachssache sein. Ein wenig mehr Pfeffer und Lebendigkeit
wäre an manchen Stellen gut gewesen. :)
Zum Cover:
Lillebror!!, sag ich nur! Das liebevoll gezeichnete Cover ist von Lillebror,
einem Künstler, der vielen Hörspielfans alles andere als unbekannt
ist. Es gibt zahlreiche Fans, die seine Arbeiten lieben, und das zurecht!
Was er anpackt, ist klasse und bürgt für Qualität. Seine
Liebe zum Detail spricht einfach an, und das Cover ist ein echter Hingucker!
Wer sich etwas näher mit den Schriftzügen befasst, wird bemerken,
dass am oberen Abschluss des Coverbilds sowas wie abgehackte Buchstaben
zu sehen sind... Olaf Seider hat denn auch schon angekündigt, dass
diese Schnörkel zu einem Rätsel gehören, das er in einer
der folgenden Folgen aufklären wird... spannend, spannend! Was könnte
das wohl heißen? Snosu? Sndsy?...
Musik und Geräusche:
Die Titelmusik von Kai Becker geht gleich ins Ohr, ohne dabei aufdringlich
zu wirken. Hier zeigt man ein gutes Händchen für die Musik!
Speziell in dieser Folge hat man noch zusätzliche Musik mit an Bord,
und zwar von der Gruppe Nervenbeisser - durchweg passend zu den einzelnen
Szenen, vor allem das Gothic-Feeling kommt gut rüber.
Die vielen Effekte sind gut platziert, wenn auch hin und wieder etwas
irritierend: ein zu lautes Türklopfen und eine Autofahrt ohne Anlasser
fallen auf, der Rest passt gut.
Fazit:
Wenn man ein paar kleine Schönheits-Patzer außer
Acht lässt, dann kann man nur sagen: Respekt! Diese Serie hat Potenzial
und macht schon in der ersten Folge richtig Spaß. Noch ein bisschen
mehr Pepp bitte beim Erzählerpart, das würde ich mir wünschen,
aber sonst: her mit Folge 2! Schöne Einstandsfolge einer neuen Serie,
die Lust auf mehr macht
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