Kai Meyer

Die Geisterseher

Ein unheimliches Hörspiel um die Gebrüder Grimm
Produktion: Zaubermond
ca. 280 Minuten
6 CDs, Euro 29,95 / ISBN 978-3-93655800-5

Skript, Regie und Sounddesign: Marco Göllner
Musik: Cantarelos

Sprecher:
Matthias Habich, Andreas Fröhlich, Marius Clarén, Markus Pfeiffer, Andreas Mannkopff, Hasso Zorn, Gerlach Fiedler u. v. m.

Inhalt:
Unruhige Zeiten im ehrwürdigen Weimar von 1805. Erst bricht ein Schauspieler tot zusammen, als Goethe seinen Faust aufführt, dann liegt Schiller sterbenskrank darnieder. Und mitten in der Szenerie die Brüder Grimm, die den beiden Dichterfürsten ihre Aufwartung machen wollen und stattdessen in ein finsteres Komplott um ein geheimnisvolles Manuskript geraten ...

Kritik:

Kai Meyer ist für fantastische Schmöker bekannt, und die unheimliche Geschichte, die er rund um die realistischen Figuren der Gebrüder Grimm, Goethe, Schiller und E.T.A. Hoffmann gestrickt hat, ist sowohl spannend, skurril als auch schwer unterhaltsam. Und vermittelt sogar auch noch ein bisschen Geschichte.

Rasant und mit vielen Effekten und kleinen Musikkompositionen hat Marco Göllner das Werk vertont, und die wuchtige Atmosphäre steht dem Hörspiel gut zu Gesicht. Leider sind einige Hintergrundstimmen viel zu leise eingemischt worden, vor allem in der ersten Szene werden der Schrei der Magd und auch die Rufe nach dem Arzt fast vollkommen verschluckt, auch später kommt dies noch ein paarmal vor. Und was die (wenigen) Splatter-Geräusche in diesem Hörspiel sollen, weiß der Himmel. Das passt überhaupt nicht zum ganzen - tollen - Rest.

Viel Wert hat man auf die Auswahl der Sprecher verwendet - eine Truppe, die vor großen Namen geradezu strotzt: Neben einem blendend aufgelegten Hasso Zorn, der den Erzählerpart bestens ausfüllt, stechen vor allem Andreas Fröhlich als schnapsnasiger E.T.A. Hoffmann, Markus Pfeiffer (Jakob Grimm) und Hans-Werner Bussinger (Moszinsky) hervor, doch auch die anderen Sprecher sind klasse, wenn man mal von Gerlach Fiedler absieht, der eigentlich schon seit 30 Jahren so klingt, als ob er seinen Text nur abliest. Doch weiß seine Stimme - wie immer - trotzdem zu begeistern. Zur Besetzung eine kleine Kritik: Brigitte Grothum gibt eine Frau "an die 50", klingt aber - natürlich - viel zu alt für ihre Rolle. Spielen tut sie allerdings ausgezeichnet.

Ein wenig erinnert die Machart an "Der Name der Rose", was an der ähnlichen Stimme des Erzählers, Hasso Zorn, liegt, und auch ein Gutteil an der blumigen Sprache, die verwendet wird. Zudem berichtet der Ich-Erzähler Wilhelm Grimm die Geschichte aus seinen Erinnerungen heraus, ein Erzählmittel, das bei Name der Rose auch Verwendung findet.

"6 CDs" prangt gut sichtbar auf dem Cover, und da fragt man sich doch, was das soll... 4 CDs hättens auch getan. Insgesamt gehen die 280 Minuten wie im Flug vorbei, das Hörspiel ist ein echter "Ear-Catcher", das einen bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Im schön gestylten Booklet finden sich viele Informationen zu Sprechern und zur gesamten Produktion, und in der - gefühlt 100 Meter langen - Aufklapp-Papp-Box auch noch ein wichtiger Hinweis: Die Gebrüder Grimm ermitteln wieder in ihrem zweiten Fall: "Die Winterprinzessin"!

Fazit:

Rasant, spannend, fantasievoll, unheimlich ... klasse Unterhaltung!

Infos und Hörprobe: http://www.zaubermond.de