Diddi Meyer

Fünf nach acht

Kriminalhörspiel 

Empfohlen ab 16 Jahren

2 CDs, ca. 90 Minuten
Wolfy Office 2019


Autor und Regie: Diddi Meyer
Sounddesign und Ton: Sirius Kestel

Sprecher:
Tobias Häusler, Sven Gielnik, Jasmin Lord, Bert Stevens, Cornelia Waibel, Matthias Kick u.a.


Inhalt:
Immer am Dienstagabend um 5 nach 8 Uhr nimmt sich Harry Ossmann in seiner Radioshow den Sorgen und Problemen seiner Anrufer an. Er hört ihnen zu, muntert auf und gibt Ratschläge. Doch als der junge Emile anruft und Harry mit seinem Ekel gegenüber der Welt und dem Leben konfrontiert gelangt der Moderator nach und nach an seine Grenzen und sein scheinbar gefestigtes Weltbild beginnt zu wanken. Ossmann wird mit seinem eigenen Versagen, sowie Ängsten konfrontiert und ist nun gezwungen, dem rhetorisch überlegenen Emile Paroli zu bieten. Doch sein junger Anrufer scheint ihm stets einen Schritt voraus zu sein.


Kritik:

Jeden Dienstag, abends um fünf nach acht, läuft Harry Ossmanns beliebte Radioshow, in der Hörer mit ihren Problemen und Sorgen live auf Sendung gehen. Doch eines Tages läuft die Sendung völlig aus dem Ruder. Denn der junge Anrufer Emile steht am Abgrund seines Lebens und zieht langsam aber sicher auch Moderator Harry mit in seinen destruktiven Sog...

Mit "Fünf nach acht" ist das erste Hörspiel von Wolfy-Office ("Men in Green") zu hören, dass zum einen sehr erwachsen, zum anderen auch hochprofessionell ans Hörerohr kommt. Respekt dafür.

"Empfohlen ab 16 Jahren" steht in Mini-Schrift auf der Rückseite, und das ist auch zu beherzigen (by the way: das hätte auch ruhig größer auf der Vorderseite prangen dürfen).

In kammerspielartiger Atmosphäre zieht Autor Diddi Meyer seine Hörer in den Bann der morbiden Story, in der Emile, seines Lebens überdrüssig, sachlich und nüchtern eine Bilanz seines Lebens zieht, die nur in eine Richtung führen kann...

Dass er dabei immer mehr Einfluss auch auf seinen Gesprächspartner, den Radiomoderator Harry Ossmann, ausübt, wird im Laufe des Hörspiels immer deutlicher.

Lange wissen sowohl der Moderator als auch der Hörer nicht, in welche Richtung sich das über Radio ausgestrahlte Gespräch entwickelt. Und so lauscht man gebannt - und teilweise auch widerwillig - den scheinbar logischen Ausführungen von Emile, der schon viel von der Welt gesehen hat ... vielleicht zuviel, auf jeden Fall aber das Falsche.

Die Story hat eine Sogwirkung, ihre Logik jedoch wirkt eher befremdlich und weiß nicht über die ganze Länge zu überzeugen - vor allem das Ende finde ich nicht überzeugend schlüssig. Wie jedoch das Leben des Emile sich langsam entblättert, das hat Autor Diddi Meyer gut herausgearbeitet.

Die Hauptparts im Cast gehören Tobias Häusler, der den Moderator Harry mimt und Sven Gielnik, der als Emile glänzt. Auch die übrigen Sprecher - allen voran der bekannte Bert Stevens - agieren auf gutem Niveau.

Die Hände auf Ton und Soundkulisse hat Sirius Kestel, der hier eine astreine Arbeit abliefert.

Mein Geschmack ist das Hörspiel nur bedingt, aber das will ich hier nicht als wertend verstanden wissen. Ich denke, "Fünf nach acht" wird die Hörerschaft spalten. 

Wer Spaß an perfiden Psycho-Spielchen und Kammerhörspielen hat, könnte in "Fünf nach acht" gute Unterhaltung finden. Etwas Neues wird hier auf jeden Fall geboten, und die Macher von wolfy-office haben hier ihr mit Abstand bestes Stück produziert. Chapeau!