Henning Mankell

Der Feind im Schatten

Wallanders letzter Fall

Gelesen von Axel Milberg
ca. 492 Minuten
7 CDs; ISBN: 978-3-86717-543-2; Euro: 26,95
Der Hörverlag 2010

Sprecher: Axel Milberg

Inhalt:
Wie die Jahre vergehen: Kurt Wallander lebt inzwischen auf dem Land, seine Tochter Linda ist verheiratet und hat ein Kind. Bei der Geburtstagsfeier ihres Schwiegervaters Håkan erfährt Wallander erstmals von dessen Zeit als Marineoberst. Als kurz darauf Håkan und seine Frau spurlos verschwinden, verstrickt sich Wallander in einen Fall, dessen Spuren bis in den Kalten Krieg zurückreichen. Wenn Tatort-Kommissar Axel Milberg liest, steigert er mit untrüglichem Gespür für Mankells subtile Dramatik die Spannung bis zum atemberaubenden Finale.


Kritik:

"Wallanders letzter Fall" prunkt unübersehbar auf dem Cover - und alleine schon diese Tatsache lässt den allerletzten Fall von Schwedens berühmtestem Krimi-Ermittler Kurt Wallander zu einem ganz besonderen (Hör-)Erlebnis werden. Ganze elf (!) Monate hat es gedauert, bis die Übersetzung ins Deutsche geschafft war - aber jetzt liegt sie endlich vor - und sie ist gut gelungen.

Gleichzeitig zum Buchstart schickt der Hörverlag auch das Hörbuch auf den Weg - gelesen vom kongenialen Sprecher Axel Milberg, der über die Jahre seine Größe und seine Kontinuität als "Stimme Wallanders" unter Beweis gestellt hat. Auch "Der Feind im Schatten" ist wieder ein großer Milberg-Wurf geworden: auf den Punkt sitzen Wallanders meist düstere Stimmungen, aber auch seine hoffnungsvollen Momente, seine Ängste und Lebenserkenntnisse. Milberg verschmilzt geradezu mit der Figur des Kurt Wallander und schafft dadurch einen beängstigend authentischen Vortrag, der den Hörer zu packen versteht und nicht mehr loslässt.

Dieses Mal ermittelt Wallander in der Familie: sein Gegenschwieger Håkan von Enke verschwindet spurlos, etwas später ebenso spurlos dessen Ehefrau Louise. Schnell wird klar, dass der Fall bis in Schwedens Vergangenheit im Kalten Krieg zurückreicht - und manches Detail im Leben der von Enkes wirft längere Schatten als geahnt ... genau wie Wallanders Gesundheitszustand, der den Beamten der Mordkommission ein ums andere Mal in arge Bedrängnis bringt...

Sechzig Jahre alt ist der schonische Ermittler nun, und er ist nicht immer zufrieden mit sich. Nach einem halben Leben in der Mariagåtan in Ystad zieht er deshalb aufs Land, schafft sich einen Hund an und kommt auch endlich über seine alte(n) Liebe(n) hinweg ... oder doch zumindest beinahe. Viel hat er erlebt, privat wie beruflich, und müde ist er geworden, doch die alte "Schnüffelnase" lässt sich auch in diesem allerletzten Fall nicht abhängen.

Der Titel "Der Feind im Schatten" ist dabei durchaus doppeldeutig - zum einen geht es um den Fall, zum anderen um Wallanders Leben.

Privates und Berufliches verbindet Autor Henning Mankell gekonnt wie eh und je zu Wallanders Abschiedsroman, der seine Stärken wie üblich aus der untrüglichen Mischung sozialkritischer Themen und brillanter Beobachtungsgabe bezieht: Wallanders ambivalenter Charakter, hier fein geschliffen, dort grob gebrochen, ist eine höchst menschliche und vor allem hochgradig "menschelnde" Probe unter dem scharfen Sezierglas des Autors, der mit seinen Ystad-Krimis seit achtzehn Jahren skandinavische Krimikost auf höchstem Niveau schreibt.

Für die Fans ist es - trotz oder gerade wegen des starken Buches - ein wehmütiger Abschied von Kurt Wallander: das bittere Ende eines der größten Krimi-Protagonisten Schwedens wird hier ein letztes Mal zelebriert.


Fazit:

Vorhang für Wallander: Ein Fall voller Wehmut und Reminiszenzen, sowohl für den Hörer als auch für den Protagonisten, der einmal mehr einigen unangenehmen Wahrheiten ins Gesicht sehen muss - "Der Feind im Schatten" ist bitter und stark wie ein skandinavischer Kaffee - ultimativer Hörtipp für Mankell-Krimi-Fans!


Weitere Infos: http://www.hoerverlag.de - hier gibt es auch Hörproben!