Georges Simenon

Die Maigret-Box

Acht inszenierte Lesungen
430 Minuten
steinbach sprechende bücher
Produktion: SFB, MDR, SWR 2003
8-CD-Box, ISBN 3-88698-963-1; Euro 34,90

Sprecher:
Erzähler - Christian Berkel
Kommissar Maigret - Friedhelm Ptok
in weiteren Rollen: Christian Brückner, Eva Weissenborn, Arta Preuss, Ulrike Krumbiegel, Peter Groeger, Ursula Werner, Astrid Kohrs, Otto Mellies, Gerd Grasse, u. a.


Inhalt:

Maigret und das Schattenspiel
Der Firmenchef Raymond Couchet war eine zwielichtige Gestalt, stellt Maigret fest, nachdem er ihn ermordet in seinem Büro vorgefunden hat. Der Tresor stand offen und war ausgeräumt worden. Der Verdacht spitzt sich auf einen Täter zu, der aus der näheren Umgebung von Couchet stammt und dessen Gewohnheiten kennt. Motive gibt es mehrere: Geldgier oder vielleicht auch Rache.

Hier irrt Maigret
Eine ehemalige Prostituierte wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Verdacht fällt auf ihre beiden Liebhaber, einen Musiker und einen Chirurgen von Weltgeltung. Auf Grund von Aussagen ist Maigret von der Täterschaft des Chirurgen überzeugt. Aber auch ein Kommissar wie Maigret kann sich irren.

Maigret und die Nacht an der Kreuzung
Ein in einem französischen Provinznest lebender Däne entdeckt in seiner Garage den funkelnagelneuen Wagen seines Nachbarn, eines Versicherungsvertreters, und darin die Leiche eines Mannes. Sein eigenes altes Auto findet sich dagegen bei eben diesem Nachbarn wieder. Der Ermordete ist ein Diamantenhändler. Aber wer ist der Mörder? Und wer hat die Autos vertauscht und warum? Kommissar Maigret muss bald feststellen, dass in den drei an der Kreuzung stehenden Häusern nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Mein Freund Maigret
Ist es ein Grund, einen Mann zu ermorden, nur weil er Maigret seinen Freund genannt hat? Ein ehrenwerter Mann war er jedenfalls nicht. Früher war er Zuhälter, zuletzt lebte er von Schwindeleien. Er hatte damit geprahlt, Maigret würde ihm jederzeit zur Seite stehen, so wie er es früher schon einmal getan hatte. Offenbar wusste er etwas, das nicht ans Licht kommen sollte. Aber nun ist Maigret auf der Mittelmeerinsel und forscht dem nach, was der Täter gerade verbergen wollte.

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet
Als Monsieur Gallet tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird, sieht es nach Mord aus. Er scheint durch das Fenster erschossen worden zu sein. Angeblich war Gallet ein Handelsvertreter. Doch wie sich herausstellt, hat er seit Jahren keine Anstellung mehr gehabt. Woher stammt das Geld, das er zugunsten seiner Frau in eine Lebensversicherung angelegt hat? Maigret vermutet irgendeine Erpressergeschichte dahinter. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass Monsieur Gallet gar nicht Monsieur Gallet ist und der Mord kein Mord.

Maigret und der Gehängte von St. Pholien
Ein Mann kann einen Mord nicht vergessen. Ruhelos reist er umher. Maigret stößt durch Zufall auf ihn, irgend etwas reizt ihn, diesen Mann zu verfolgen. Der wird in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden, und das scheint mit seinem Koffer zu tun zu haben.

Maigret und die Keller des „Majestic“
Als der Chef der Kaffeeküche des Pariser Grand-Hotels "Majestic" frühmorgens einen unverschlossenen Garderobenspind öffnet, fällt ihm eine Blondine entgegen - mausetot. Es ist Mrs. Mimi Clark, die Gattin eines amerikanischen Industriellen, mit Mann, Söhnchen, Hauslehrerin und Kinderfrau auf Europareise. Doch vor ein paar Jahren war sie Animierdame in Cannes, und dorthin führt auch Maigrets erste Spur. Als im selben Spind eine zweite Leiche auftaucht, weiß der Kommissar, dass er keine Zeit verlieren darf.

Maigret in Kur
Auch in Kur bleibt Maigret der Kriminalist, der seine Finger nicht von einem Fall lassen kann: das alte Fräulein in Lila, das er täglich vor dem Musikpavillon beobachtet hat, ist ermordet worden. Ein früherer Mitarbeiter des Kommissars leitet die Untersuchungen. Der Untersuchungsbeamte ist tüchtig, aber Maigret hilft im trotzdem in bisschen auf die Sprünge...

Kritik:

Man mag ihn sehr oder man mag ihn gar nicht: Maigret, den ruhigen, melancholischen, wohl berühmtesten Kommissar Frankreichs. Wenn „monsieur le commissaire“ ermittelt, steht viel Charakterstudium auf dem Programm, viel Lokalkolorit und bohrende mühsame Kleinarbeit - alles, nur keine Action. Die langsam erzählten, mit großem Erzählerpart ausgestatteten Hörspielproduktionen von SFB, MDR und SWR bringen die Romanatmosphäre denn auch sehr gut zur Geltung. Spektakulär unspektakulär, aber mit großer Beharrlichkeit löst Kommissar Maigret seine Fälle. Ein Umstand, der seinen Schöpfer Georges Simenon zu weltweiter Berühmtheit führte. Die Geschichten, die in den Dreißigerjahren entstanden, erscheinen fast zeitlos, wohl, weil die menschlichen Schwächen sich nicht sehr geändert haben im Laufe der Zeit. Das gefällt. Denn es muss nicht immer Geballere und Geschrei im Vordergrund stehen. Gute Krimikost funktioniert auch sehr viel leiser.

Christian Berkel und Friedhelm Ptok, in allen acht Hörspielen als Erzähler bzw. Maigret zu hören, sind eine gute Wahl. Unterstützt werden sie von bekannten Sprechern wie Christian Brückner, Ulrike Krumbiegel, Otto Mellies, Gerd Grasse und vielen anderen.
"Inszenierte Lesungen" steht auf der Rückseite der schicken Pappbox, und genau das trifft es auch: Ich würde die Inszenierungen als Zwischending zwischen Hörspiel und Lesung einordnen. Das passt aber ganz gut zu den Maigret-Romanen.
Die acht CDs liegen in Papierkuverts in der Box, nicht besonders schön, aber wenn man den sagenhaften Preis von nicht einmal 4,40 Euro pro Hörspiel im Auge behält, dann passt auch das. Der Box liegt ein vierseitiges Booklet bei; die einzelnen CDs sind mit 10 bis 13 Tracks komfortabel ausgestattet.

Fazit:

Zum 100. Geburtstag von Georges Simenon hat steinbach sprechende bücher eine schöne Maigret-Box zusammengestellt: Pfeifenraucher Maigret löst besonnen einen Fall um den anderen - gute französische Krimikost der ruhigen Art, melancholisch und gelassen - acht inszenierte Lesungen zu einem sehr hörerfreundlichen Preis.