Erlend Loe Doppler Ungekürzte Lesung |
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Inhalt:
Erlend Loe ist bekannt für seine skurrilen Figuren, seine eher kurzen packenden Geschichten über Menschen, die plötzlich aus ihrem funktionierenden Rahmen fallen und sich auf die Suche nach sich selbst begeben. Nach "Naiv. Super.", einem von Loes charmanten früheren Werken, haut "Doppler" da in die gleiche Kerbe. Auch der "Held" dieses neuen Buches wird durch eine völlig belanglose Szene in einen Alptraum gestürzt: Doppler stürzt vom Rad - und nichts ist mehr so wie es war. Doppler liegt im Gras mitten im Wald, erkennt plötzlich, dass er die Menschen nicht mag - und zieht spontan um in ein Zelt im Wald, lässt sein bisheriges Leben hinter sich. So beginnt eine aberwitzige Erzählung, die einen von Anfang an in ihren Bann zieht. Doppler haust also im Wald, philosophiert über Magermilch, die Tüchtigkeit, über die Menschen und das Leben ... und driftet dabei immer weiter weg von einer wohlsortierten Gesellschaft, zu der er selbst noch vor Kurzem gehörte und in der er stets gut funktionierte - wegen seiner Tüchtigkeit, die er nun verurteilt. "So lange es Magermilch gibt, gibt es Hoffnung", lautet einer seiner Slogans, “Magermilch adelt den Menschen” ein zweiter, der schon ganz früh klar macht, wohin Dopplers Reise geht: immer weiter weg von der Realität und ab in den Wahnsinn. Im Gegensatz zum eher leichtfüßigen "Naiv. Super." gerät die Hauptfigur nicht sehr sympathisch - Doppler verlässt Frau und Kinder, ohne sich zu kümmern - er legt einfach einen Zettel auf den Tisch, auf dem steht, man solle nicht mit dem Abendessen auf ihn warten, er sei im Wald. Doppler schlachtet eine Elchkuh ab, und versucht aus Wut gleichfalls, ihr Kalb zu erstechen. Als das nicht klappt, erklärt er dem Elchjungen, dass er ihm eigentlich nur einen Gefallen getan habe, denn seine Mutter hätte es sowieso irgendwann weggejagt. Doppler bricht in Häuser ein um Lebensmittel und Werkzeug zu klauen, ohne sich um die moralische Seite zu kümmern. "So ist das eben", lautet sein lakonischer Kommentar. Jetzt ist das Zeug halt seins. Doppler zecht eine ganze Nacht mit einem Einbrecher und schenkt ihm zum Abschluss der Nacht die DVD-Sammlung seines Sohnes, die dieser so liebt. Doppler hasst diese DVDs. Weg sind sie. Alles in allem ist Doppler eine zutiefst verwirrte Person, aber vor allem ein A..., denn es geht ihm alles am selbigen vorbei. Wichtig ist nur er selbst, und was genau das eigentlich sein soll, dessentwegen er sich im Wald einnistet, weiß er auch nicht so richtig. Dabei ist dieses Hörbuch vor allem schwer bizarr und schwer unterhaltsam. Dopplers "Gespräche" mit dem Elchkalb, seine Begegnungen mit anderen verschrobenen Leuten, sein Kampf um die Riesen-Toblerone, seine Arbeiten am Familien-Totem und vor allem seine verqueren Argumentationen amüsieren prächtig - trotz der traurigen Ausgangslage. Der Hörer wird - wie vom Magneten angezogen - zum "Voyeur" - oder besser zum "heimlichen Belauscher" des verkorksten Andreas Doppler - schließlich handelt es sich ja hier um ein Hörbuch! Andreas Fröhlich liest einfach klasse, betont auch feinste Nuancen auf den Punkt. Er taucht ein in die Welt des verwirrten Dopplers, lebt die unglückliche Gestalt, ist ganz nah dran am Abgrund - eine tolle Leistung. Nicht umsonst wurde das Hörbuch just für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert. Wer auch mal eine Geschichte ohne Happy End verträgt, findet in "Doppler" eine faszinierende Story, die einen sehr nachdenklich zurücklässt.
"So lange es Magermilch gibt, gibt es Hoffnung" meint Doppler. Anders: So lange es (Hör-)Bücher wie dieses gibt, gibt es Hoffnung!
Dopplers abgründige schleichende Reise in den Wahnsinn - wahnsinnig gut vorgetragen von Andreas Fröhlich - Hörtipp!
Weitere Informationen: http://www.lauscherlounge.de |