Regie: Alexander Schuhmacher
Produktion: SWR/DLF 2013 - Ursendung
Sprecher:
Bettina Engelhard, Corinna Kirchhoff, Christof Wackernagel, Marcus Michalski,
Hedi Kriegeskotte, Leonie Rainer, Felix von Manteuffel u.a.
Inhalt:
Es sollte eine Heldinnengeschichte werden, eine Geschichte für die
16-jährige Zoey, die mit einer Sonde im Magen auf der Intensivstation
der Psychiatrischen Klinik liegt. "Erzählen Sie ihr etwas! Am
Besten etwas Positives über weibliche Identität. Sie sind doch
Journalistin", hat der Psychiater die verzweifelte Mutter aufgefordert.
Erzählen gegen die Magersucht? Alles ist besser als zuzuschauen,
wie ihre Tochter stirbt. Und so erzählt Paula von ihrer polnischen
Großmutter Lilia, die 1941 ihren ehemaligen Arbeitgeber Leopold
Frydman, einen Juden, über die Grüne Grenze brachte - und nie
darüber sprach. Gerade dieses Schweigen weckt Zoeys Interesse. Sie
scheint darin etwas wiederzuerkennen, das Paula verborgen bleibt. Während
Zoey aus ihrer Apathie auftaucht, beginnt Paula, die Geschichte Lilias
zu recherchieren. Etwas passt nicht zusammen in der idealisierten Biografie,
die Paula von ihrer Mutter überliefert wurde, etwas, das ihre Tochter
Zoey besser zu verstehen scheint als sie.
Kritik:
Zoey, 16 Jahre alt, liegt auf der Intensivstation der Psychiatrischen
Klinik. Seit vielen Wochen isst sie schon nicht mehr, und nun hat der
behandelnde Arzt Zoeys Mutter den Rat gegeben, der Tochter etwas zu erzählen
- am besten über starke Frauen. Und so erzählt sie von ihrer
Mutter, Zoeys Großmutter Lilia und deren Erlebnissen im Zweiten
Weltkrieg.
Es ist eine Geschichte, die immer wieder die Zeitebene
wechselt, die mal in der Klinik spielt, mal in den Erinnerungen der Mutter,
mal in denen der Großmutter, die 1941 ihren ehemaligen Arbeitgeber,
dem Juden Leopold Frydman, über die "Grüne Grenze"
verhalf.
Die Produktion von SWR und DLF unter der Regie von Alexander
Schuhmacher fesselt auf eine leise, aber sehr intensive Art und ist mit
Bettina Engelhard, Corinna Kirchhoff, Christof Wackernagel, Marcus Michalski,
Hedi Kriegeskotte, Leonie Rainer, Felix von Manteuffel und anderen sehr
gut besetzt. Eindringliche Streicher- und Bläserkompositionen und
eine szeneübergreifende Geräuschkulisse setzen die Akzente,
die Erinnerungen an die Flucht sind vor allem mit Klarinetten- und Klavierklängen
unterlegt.
Autorin Agnieszka Lessmann ("Cobains Asche",
SWR 2004; "Mörder", DLF/SWR, 2012 für den Hörspielpreis
der Kriegsblinden und den Prix Europa nominiert) erzählt eine konzentrierte
Geschichte, die drei Generationen von Frauen zu Wort kommen lässt
und den Hörer von Beginn an gefangen nimmt.
Fazit:
Intensiv und fesselnd - eine sehr hörenswerte Produktion, die nach
der Ursendung 1 Jahr als Download auf: swr2.de/hoerspiel zu finden ist.
Sendetermin:
Sendung am Donnerstag, 3.10. | 18.20 Uhr | SWR2
Dieses Hörspiel steht nach der Ursendung ein Jahr als Download online
auf: http://www.swr.de/swr2/hoerspiel
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