Donna Leon

Beweise, dass es böse ist

Hörspiel
ca. 107 Minuten
2 CDs; ISBN: 3-89940-593-5; Euro: 19,95
Der Hörverlag 2005
Regie: Sven Stricker
Musik: Jan-Peter Pflug und Tilman Ehrhorn

Sprecher:
Erzählerin - Barbara Auer
Commissario Brunetti - Udo Wachtveitl
in weiteren Rollen: Uli Plessmann, Nina Weniger, Wolf Frass, Anne Moll, Gerd Baltus, Anne Weber, Traudel Sperber, Peter Kaempfe, Gerlach Fiedler, Brita Subklew, Christian Stark, Manfred Reddemann, Aranka Mamero u. a.

Inhalt:
Nicht einmal die Gondeln tragen Trauer, als die 83-jährige Maria Grazia Battestini ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird: Familie und Freunde gibt es keine, und die Nachbarn sind regelrecht erleichtert, als der Fernseher nicht mehr durch die Calli schallt. Nur Commissario Brunetti gibt keine Ruhe, bis er weiß, was sich hinter dem Tod der alten Frau verbirgt...


Kritik:

Mit "Beweise, dass es böse ist" ermittelt der charmante Commissario Guido Brunetti aus Venedig in seinem mittlerweile 13. Fall.
Unter Regisseur Sven Stricker entstand eine Inszenierung, die sehr viel Wert auf Lokalkolorit und eine detailreiche Geräuschkulisse legt, was die Atmosphäre, auf die Autorin Donna Leon in ihren Büchern so viel Wert legt, sehr gut zur Geltung bringt.

Die Rollen sind stark besetzt und setzen die eigenwilligen Charaktere gut in Szene: Manfred Reddemann aus Vicequestore Patta gibt eine herrlich lächerliche Figur ab, wenn er lautstark "zu einer äußerst wichtigen Sitzung" (andere nennen es Mittagessen) entschwindet, Nina Weniger alias Signorina Elettra umgibt sich mit einem feinen Hauch aus Geheimnis und Ironie, Wolf Frass als Tenente Scarpa ermittelt mit boshaftem Biss, und in der Hauptrolle des Guido Brunetti glänzt Udo Wachtveitl, dass es nur so eine Freude ist.
Am stärksten besetzt und herausgearbeitet ist allerdings der Erzählerpart, der von Barbara Auer toll dargestellt wird: mal wirkt sie hastig, eilig, leise, dann wichtig, mal bedächtig und gelassen - je nachdem, welche Szene sie gerade dem Hörer "ans Ohr legt".
Unterstützt wird der gelungene Erzählerpart von einem Kniff, der dem Hörspiel das gewisse Etwas verleiht: Man hört im Hintergrund die abwechslungsreiche Musik von Jan-Peter Pflug und Tilman Ehrhorn, hört die venezianische Geräuschkulisse, teilweise auch leise Gesprächsfetzen der Szene, die gerade beschrieben wird - kurz gesagt: der Erzählpart wird dadurch prima eingebettet ins Geschehen, der Faden zwischen Erzählung und "Live-Geschehen" reißt nie ab, und die Produktion wirkt wie aus einem Guss.

Wie immer ermittelt Brunetti in einer Umgebung, deren Oberfläche fast nichts preisgibt über den dunklen Sumpf, der darunter lauert: Donna Leons Dauerthemen Korruption, politische Verwicklungen, Heuchelei, Skrupellosigkeit, menschliche Abgründe, die hinter den "anständigen" bürgerlichen Fassaden lauern, funktioniert auch dieses Mal. Brunetti hat nicht nur gegen das Verbrechen, sondern vor allem auch gegen Kollegen (die ziemlich grob in ihre Schranken gewiesen werden müssen) und die langsamen bürokratischen Mühlen der italienischen Justiz zu kämpfen. Genau das vermittelt die Inszenierung von Sven Stricker sehr gut und genau.

Das Hörspiel ist in ca. 5-minütige Tracks unterteilt, hat ein Begleit-Booklet mit allen wichtigen Daten mit an Bord und präsentiert sich liebevoll gestaltet, wie man das von Produktionen des Hörverlags gewohnt ist.


Fazit:

Brunettis Kampf gegen die Windmühlen der italienischen Strafverfolgung hat auch im 13. Anlauf nichts an Faszination verloren: ein Highlight der Reihe - Hörtipp!