Kurzarbeit 02 - Schnüffler

3 Lesungen
70 Minuten
Hörfabrik
1 CD; Euro 5,90

Inhalt:
1. Der Streuner (von Ulrich Hellenbrand, gelesen von Oliver Theile) - 30 min.
Er ist ein Tramp, der ruhelos von von einem Ort zum nächsten wandert, um hier und da mal eine Mahlzeit und ein warmes Plätzchen zu bekommen. An einem regnerischen Abend erreicht er einen Gutshof und bekommt dort prompt Ärger, denn Streuner sind hier nicht gerne gesehen. In der Nacht kommt es zu einem Zwischenfall, und am nächsten Morgen gibt es eine Leiche. Wer war der Mörder? Mit der Spürnase eines Schnüfflers setzt sich der Streuner auf die Fährte des Verbrechens.

2. Matschek - Castrop sehen und vielleicht sterben (von Horst Kurth, gelesen von Marus Fliedner) - 23 min.
Matschek, der Ex-Ruhrpott-Cop, erhält den Auftrag, Graf Bobby, eine schillernde Persönlichkeit der Werbewelt, aufzuspüren. Eine Entführung scheint nicht ausgeschlossen, denn die Konkurrenz wartet schon. Der ungewöhnliche Duisburger Schnüffler mit der Schnodderschnauze macht sich in seinem Manta auf die Suche und ahnt noch nicht, dass es böse für ihn enden kann.

3. Stan Hawk (von und mit Thorsten Pahlke) - 17 min.
Stan Hawk, ein heruntergekommener Schnüffler, stolpert in einen Fall, der mit dem Verschwinden eines Mädchens beginnt und mit mysteriösen Killern, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen, endet. Ein "Hard Boiled"-Schnüffler, der erkennen muss, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als nur eine Flasche Whiskey und ein schmieriges Büro.


Kritik:

Mit "Kurzarbeit 2 - Schnüffler" gibt es dieses Mal drei Geschichten rund um das Thema zu hören, das man - wie sich herausstellt - durchaus zweideutig auffassen kann. In der ersten Geschichte, "Der Streuner", geht es nämlich nicht nur um einen Schnüffler im Sinne von Detektiv, sondern um einen Detektiv in Gestalt eines schnüffelnden Hundes, der mit Hilfe seines feinen Geruchsinns und seiner exzellenten Kombinationsgabe einen kniffligen Fall löst. Eine Krimi-Story, die durchaus ihren Reiz hat und gefällt, vor allem wegen ihres Ausgangs und ihrer "Hauptperson". Oliver Theile liest sehr gut und hängt sich toll rein.

In der zweiten Geschichte treffen wir - endlich!!! - mal wieder auf Harry Matschek, den prolligen Ruhrpott-Cop, der schon in der A.D.F.-Reihe seinen Einstand feiern durfte. Harry Matschek, der Schnüffler mit der großen Klappe, von dem man meinen könnte, ihm gehöre das ganze Revier höchstpersönlich, zieht dabei mit herrlichem Wortwitz garniert ein ganzes Genre so locker durch den Kakao, dass einem die Tränen in die Augen steigen - und zwar vor Lachen! Hoffentlich begegnen wir Matschek ganz bald wieder, denn der Typ ist schon 'ne Marke! Dass er in "Castrop sehen und vielleicht sterben" seine erste Hauptrolle bekommen hat, ist immerhin ein Anfang, der auf mehr hoffen lässt. Marus Fliedner, der auch schon in der A.D.F.-Serie den Matschek spricht, macht seine Sache einfach klasse!!

In der dritten Geschichte schließlich, "Stan Hawk", geht es um einen Schnüffler, wie man ihn sich vorstellt: Dashiell Hammett lässt grüßen, und das Büro von Hawk erinnert nicht nur von ferne an das des großen Sam Spade. Leider ist der (sonst gute) Vortrag von Thorsten Pahlke ohne Punkt und Komma, was die Atmosphäre vor allem gegen Ende hin zerstört, so dass die Story, die von einer simplen Detektivgeschichte urplötzlich in gänzlich andere Fahrwasser abdriftet, sehr gehetzt wirkt und der Hörer vom Ende schlichtweg überfahren wird. Sehr schade, mit ein bisschen mehr Gefühl fürs richtige Tempo wäre hier viel mehr drin gewesen.

Alle drei Lesungen sind mit Musik und Geräuschen unterlegt, was viel Atmosphäre schafft und mit ein paar simplen Mitteln drei starke Inszenierungen aus dem Ärmel zaubert.
Auf der Rückseite der CDR-Hülle finden sich die Inhalte der drei Storys, die Spielzeiten der einzelnen Geschichten werden allerdings unterschlagen. Diese Info darf bei der nächsten Folge gerne mitgeliefert werden. Das Cover ist toll gestylt und ebenso wie das Label in Schwarz-Weiß gehalten - passend zum Thema "Schnüffler". Eine Präsentation, die gut gelungen ist.


Fazit:

Die Hörfabrik hat mit diesen Themen-Lesungen einen Weg eingschlagen, der die Szene um einiges attraktiver macht: unbekannte Geschichten von (noch) unbekannten Autoren zu einem fairen Preis und atmosphärisch gut inszeniert - eine Reihe, die hoffentlich noch lange fortgesetzt wird.
Trotz der schwächeren dritten Story ist "Kurzarbeit 2 - Schnüffler" absolut hörenswert!