Kurzarbeit 1 - Psychopathen

3 Lesungen (empfohlen ab 16 Jahren)
Hörfabrik
78:34 Minuten
1 CD; Euro 5,59

Covertext:
1. Montag
geschrieben und gelesen von Horst Kurth
Seit mehr als zwanzig Jahren wird er von seinen Kollegen gequält.
Heute ist Montag und heute wird ihn keiner quälen, denn heute beginnt des Hausmeisters Odyssee durch eine Firma voller kranker Seelen, boshafter Kreaturen und Kollegen, die selbst der Teufel meiden würde. Sollte sein Plan aufgehen, dann wird am Feierabend niemand mehr über ihn lachen.

2. Eine kleine Nachtmusik (Pum - Pum)
geschrieben und gelesen von Daniel Nipshagen
Lena verbringt ihr halbes Leben vor dem PC. Ihr Leben ist langweilig, ihre Beziehung nicht gerade die Erfüllung und am Sex haben meist nur die anderen Spaß. Doch dann tritt Anton in ihr Leben. Anton ist ein Königspudel und Lena soll auf ihn aufpassen. Doch ihre Internetsucht, Sex-Chats und ihre Reisen durch das World-Wide-Web sorgen dafür, dass es in ihrem Hirn zu einem Kurzschluß kommt und Anton wird zu ihrem erbitterten Feind.

3. Allein in der Nacht
geschrieben von Florian Wendlandt, gelesen von Christoph Tiemann
Allein in der Nacht? Warum bin ich hier? Bin ich Schlafgewandelt? Was mache ich hier mitten im Wald? Und wer ist dieser Mann, der sich mir als Satan persönlich vorstellt?

Kritik:

'Kurzarbeit' heißt die neue Lesungs-Reihe in der Hörfabrik, und mit Folge 1 'Psychopathen' steigt man auch gleich voll in die Eisen: 'Durchgeknallt' wäre auch ein passender Titel für dieses Hörbuch gewesen, denn durchgeknallt sind sowohl die drei Erzählungen, die Horst Kurth hier zusammengestellt hat als auch die drei 'Helden' in den Erzählungen selbst...

Highlight der Sammlung ist für mich ganz klar gleich die erste Geschichte, 'Montag', geschrieben und gelesen von Horst Kurth. Die Story besticht sowohl durch ihre starke Wortwahl als auch durch die sofortige Identifizierung, die der Hörer mit dem Erzähler erfährt und der man sich schlecht entwinden kann. Franz, Hausmeister in einem kleinen Betrieb, seit Jahren erniedrigt und Opfer fiesesten Mobbings, plant knallhart seine Rache an der Welt, die ihn schon so lange gequält hat... Warum er diese seine Opferrolle nunmehr umdreht, wie er das durchführt und wer genau seine Opfer sind, das erzählt minutiös und mit großer Schadenfreude Horst Kurth, der nicht nur in den A.D.F.-Hörspielen als Ashley Pitt glänzt, sondern auch als Geschichtenerzähler einiges drauf hat.
'Montag' ist eine knallharte Rachegeschichte, mit der man sich auch noch hervorragend 'amüsieren' kann - bis zum überraschenden Ende. Unterlegt ist diese erste Erzählung mit Musik von 'Legrandduc' und Effekten von Hörfabrik-Techniker Nils Jeners, so dass eine klasse Atmosphäre entsteht, die den Hörgenuss noch komplettiert!

Die zweite Erzählung, 'Eine kleine Nachtmusik', ist da weniger amüsant und wahrhaft so psychopathisch und subtil brutal, dass man für Tierfreunde wohl besser eine Hörwarnung aussprechen sollte... Daniel Nipshagen, der seine Geschichte auch selbst vorträgt, entwickelt langsam aber stetig ein Horror-Szenario, aus dem es kein Entrinnen gibt: Lena, die Hauptfigur, knallt eines Tages voll durch, und das muss der ihr in Pflege gegebene Hund einer Freundin am eigenen Leibe erfahren. Wer gute Nerven hat, bekommt hier wahre Psychopathenkost geliefert, wer eher einen Kuschelcharakter sein eigen nennt, sollte vielleicht lieber gleich zu Track 3 springen. Auch diese perverse Geschichte ist fesselnd geschrieben, und das Übelste daran ist, dass solche Dinge wohl wirklich auf dieser Welt passieren könnten, denn Psychopathen gibt es überall...

Die dritte Erzählung schließlich, 'Allein in der Nacht' von Florian Wendlandt, die sehr gut von Christoph Tiemann vorgetragen wird, fällt ein wenig aus dem Rahmen, denn der Erzähler muss sich mit Satan persönlich auseinander setzen. Das Ende der Geschichte ist schon sehr früh vorhersehbar, was der Story aber eigentlich keinen Abbruch tut, denn sie baut sich gut auf und man hört gerne zu. Christoph Tiemann trägt nicht nur vor, sondern spielt das Entsetzen klasse, forciert mal hier das Tempo, mal dort die Lautstärke. Zudem ist 'Allein in der Nacht' mit ein paar Schock-Effekten unterlegt, die die anfangs unterschwellige unheimliche Atmosphäre gekonnt immer wieder ins Extreme pushen.

Zu den Sprechern muss man sagen, dass sie zwar nicht ganz fehlerfrei lesen (mal gibts hier einen winzigen Versprecher, mal dort eine irritierende Betonung), aber das ist schon recht professionell und vor allem fesselnd, was hier geboten wird, und im Großen und Ganzen macht das Zuhören einen Heidenspaß: Man merkt allen dreien einfach an, dass sie mit vollem Einsatz bei der Sache waren, und es gelingt ihnen, ihre Psychopathen zu richtigem Leben zu erwecken. Musik und Geräusche tun ein Übriges dazu (vor allem in 'Montag'), so dass wirklich passende, starke Atmosphäre verbreitet wird.

Das gut gestylte Cover von Stavroula Liappa und Thomas Rippert vermittelt Unbehagen und passt sicher zum Thema 'Psychopathen', zeigt aber keine Szene aus einer der drei Erzählungen.

Fazit:

Drei eigenständige, unter die Haut gehende Psychopathen-Erzählungen mit Atmosphäre - wem das Genre zusagt, dem kann man diese erste Hörbuchproduktion der Hörfabrik nur ans Herz legen. Hier bekommen junge vielversprechende Autoren eine Chance - und der Hörer auch, denn bei einem Preis von nur 5,59 Euronen kann man beherzt und ohne Einschränkung zugreifen - gute Unterhaltung!