Henry Kolarz

Die Gentlemen bitten zur Kasse

O-Ton-Hörspiel
Laufzeit: 178 min
Produktion: NDR 1966
Der Audio Verlag (DAV)
3 CDs; ISBN 978-3-86231-016-6; 19,99 Euro


Regie: Claus Peter Witt, John Olden

Hörspielbearbeitung: Günter Merlau

Sprecher: Horst Tappert, Günther Neutze, Grit Boettcher, Siegfried Lowitz, Karl-Heinz Hess u.v.a.

Inhalt:
Es war der spektakulärste Postraub der britischen Kriminalgeschichte. Europa hielt den Atem an, als eine maskierte Gangsterbande Anfang der 60er-Jahre beim Überfall auf einen englischen Postzug 2,5 Millionen Pfund erbeutete. Von Drahtziehern und Diebesgut fehlte jahrzehntelang jede Spur. Nicht nur der listige Plan, sondern vor allem der ausgeprägt galante Stil des Überfalls machte die Gangstergeschichte zum Kult. Die erste Verfilmung des Coups von 1966 brachte das Gentlemen-Flair in Millionen deutscher Wohnzimmer. 40 Jahre später ist der Retro-Klassiker jetzt als charmantes Filmhörspiel erhältlich.


Kritik:

Wir schreiben das Jahr 1863, als sich 13 Posträuber unterschiedlichster Herkunft mit viel Fingerspitzengefühl und dem gewissen Etwas gemeinsam aufmachen, den bis dato größten Postraub der Geschichte zu begehen: 50 Kilometer vor dem Ziel in London wird am 8. August 1963 der Postzug Ihrer Majestät überfallen. Bei dem spektakulären Raub erbeuten die maskierten Männer über 2,6 Millionen Pfund Sterling (das entspricht heute einem Wert von ca. 39 Mio. Pfund bzw. 46 Mio. Euro!). Während die Polizei eine Großfahndung einleitet, kommt es innerhalb der sogenannten Gentlemen-Bande zu ersten Spannungen...

Was diese Geschichte von vielen anderen unterscheidet, ist, dass sie wirklich passiert ist. "The Great Train Robbery" oder "Der große Postzugraub", wie der Raub auf deutsch heißt, ging wegen seiner gentleman-liken Ausführung in die Geschichte ein. Bei dem minutiös vorbereiteten Überfall wurden keine Schusswaffen eingesetzt.

Der Hörer wird Ohrenzeuge der Planungen, des Ablaufs und der weiteren Vorkommnisse, die zwar zur Ergreifung einiger Täter führen, aber nur geringe Teile der Beute zum Vorschein bringen (bis zum Erscheinen des Fernseh-Dreiteilers 1966 natürlich!).

Immer ganz knapp hinter den Posträubern her ist Superintendent Dennis McLeod, die leise Spürnase von Scotland Yard (tolle Rolle für Siegfried Lowitz!), der nie locker lässt... Die Schauspieler rund um Horst Tappert (als Kopf der Gentlemen-Räuber), Günther Neutze, Karl-Heinz Hess u.v.a. agieren ganz im spröden Stil der Sechzigerjahre - und es kommt viel Sixties-Flair beim Hörer an.

Der Audio Verlag, der bereits mit Francis Durbridges "Das Halstuch" ein tolles O-Ton-Hörspiel herausgebracht hat, wagt sich mit "Die Gentlemen bitten zur Kasse" erneut ins schwierige O-Ton-Gelände: Das Hörspiel nach dem Tatsachenbericht des gleichnamigen NDR-Fernseh-Dreiteilers von Henry Kolarz wurde von den Audiobändern abgenommen. Drei CDs stark ist die Hörspiel-Fassung - das entspricht exakt der alten Aufteilung des Dreiteilers - Dialoge, Geräusche und Musik der NDR-Produktion aus dem Jahre 1966 wurden direkt ins Hörspiel transportiert. Geschickt hat man in diese Tonspur einen weiteren Erzähler eingewoben, der als Vermittler zwischen Film und Hörspiel agiert: Neben dem Film-Erzähler Hans-Günter Martens ist es Peter Weis, der den Part des zweiten Erzählers übernommen hat und rundum gute Arbeit leistet. Trotzdem ist der Hörer immer wieder gefordert: immerhin sind es 13 Ganoven, die teilweise nur wenig Text haben, so dass die Zuordnung der Stimmen manchmal nicht ganz einfach ist. Doch schon nach kurzer Eingewöhnung ist man "mitten drin" - als Ohrenzeuge des "Great Train Robbery"!


Fazit:

"Die Gentlemen bitten zur Kasse" - ein Jahrhundert-Coup, der gerade wegen seiner gentleman-liken Ausführung nicht in Vergessenheit geriet - auch als O-Ton-Hörspiel hörenswert!

Infos und Hörproben gibt es hier: http://www.der-audio-verlag.de