Kai-Uwe Kohlschmidt

Exodus Namib

Hörspiel

1 CD; ca. 62 Minuten
Produktion: rbb 2013
majorlabel/brokensilence


Komposition: Mark Chaet
Regie: Kai-Uwe Kohlschmidt

Sprecher:
Alexander Beyer - Hermann Korn
Gero Bergmann - Henno Martin
Arta Adler - Erzählerin
Kai-Uwe Kohlschmidt - Autor


Inhalt:
Im Jahre 1940 fliehen zwei deutsche Geologen in die namibische Wüste, um sich dem drohenden Zugriff durch die südafrikanische Mandatsmacht zu entziehen. Sie führen ein Jäger- und Sammlerdasein, das sie eintauchen lässt in die archaische Grundsituation der Steinzeit. Neben fundamentalen, auch heute noch gültigen Erkenntnissen über die Region, fördern sie wesentliche Einsichten über die Natur des Menschen an sich zutage. Der Auszug aus der Zivilisation wird zu einem Abenteuer des Bewusstseins. Als die beiden krankheitsbedingt ihre Robinsonade nach zweieinhalb Jahren abbrechen müssen, bleiben sie zwar unbehelligt, aber auf immer von ihren Erfahrungen geprägt. Während Henno Martin ein Buch über die gemeinsamen Erlebnisse schreibt, findet Hermann Korn nicht mehr in die Zivilisation zurück: Er bringt sich 1946 in Windhuk um. 70 Jahre später begibt sich der Komponist und Hörspielautor Kai-Uwe Kohlschmidt auf eine Expedition in die namibische Wüste und stößt dort auf die Spuren der beiden Forscher.


Kritik:

"Exodus Namib", das neueste Hörspiel von Kai-Uwe Kohlschmidt (u.a. auch "Nanga Parbat" und "Ludwig Leichhardt - Wanderer zwischen den Welten") führt den Hörer tief in die namibische Wüste.

Dort geht der Autor und Musiker auf Spurensuche. Im Jahre 1940 flüchten die beiden deutschen Geologen Hermann Korn und Henno Martin vor dem Zugriff uns der drohenden Internierung der britisch-südafrikanischen Mandatsmacht in die Namib, wo sie es schaffen, zweieinhalb Jahre unter primitivsten Bedingungen zu überleben. Dieser Trip wird für die beiden Forscher zu einem prägenden Erlebnis. Erst eine Krankheit zwingt sie zum Abbruch ihrer emotional aufreibenden Reise in die Isolation, die beide mit geologischen und kartographischen Arbeiten, dem überlebenswichtigen Jagen und Tierbeobachtungen zubringen - und mit intensiven Phasen philosophischer Betrachtungen.

Kai-Uwe Kohlschmidt und sein kleines Team versuchen anhand von Reiseaufzeichnungen Henno Martins den historischen Fährten in der lebensfeindlichen Wüste nachzugehen - nicht ohne selbst auch in gefährliche Situationen zu kommen.
Dabei wollen sie nachvollziehen, wie sich das Leben in der Wildnis für die beiden Forscher damals anfühlte - und welchen lebensfeindlichen äußeren Umständen sie sich anpassen mussten. Dass aus dem beobachteten Exodus der beiden Forscher aus der kriegsbelasteten Zivilisation in die Natur letztendlich eine Umkehr dieser Betrachtung über den Exodus der Menschheit aus der Natur in die Zivilisation wird, bringt die Handlung auf Spannung.

Der Autor und Regisseur hat "Exodus Namib" denn auch zweigleisig angelegt. Biografisch nacherzählte Szenen wechseln ab mit dokumentarischen Expeditions-Szenen der Gegenwart, aber beide vermischen sich mehr und mehr und überlassen den Hörer immer öfter dem Gefühl, zum orientierungslosen Spielball der Namib, einer Konfrontation mit der lebensfeindlichen Natur und den Grenzen des Ichs zu werden.

Klingt kompliziert und anstrengend? Ist es aber nicht. Die knapp einstündige Produktion des RBB ist sehr hörenswert, und die ineinander fließenden Erzählebenen fesseln und verleiten zum sehr genauen Hinhören. Begleitet wird das Hörspiel von der eindringlichen Violin-Musik Mark Chaets, einer griffigen Geräuschkulisse und einem zwölfseitigen Booklet, in dem es neben den üblichen Produktionsdaten viele Fotos, Gemälde, Zitate und die Expeditionsteilnehmer in Farbe zu sehen und erleben gibt.


Fazit:

Intensive fesselnde Hörexpedition - Empfehlung!


Weitere Infos: http://brokensilence.de/kuenstler/detail/?artist=kohlschmidt-kai-uwe&i=1088