Gabriela Kasperski Nachtblau der See Kriminalroman emons: Verlag |
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Kritik: Herbst 2018. Die Freilicht-Festpiele bei Schloss Greifensee sind in Vorbereitung, als die junge weibliche Hauptrolle, die Internet-Influencerin Arielle Bergmann, auf dem Gelände zu Tode stürzt. Nur ein Unfall - oder gar Mord? Kommissar Werner Meyer, eigentlich noch im Urlaub, ermittelt. Doch nichts scheint auf Fremdeinwirkung hinzudeuten, und alle Beteiligten sowie Meyers Vorgesetzter würden den "Nicht"-Fall allzugern schnellstmöglich zu den Akten legen. Wenn da nur nicht Meyers Instinkt wäre ... und der lässt den Ermittler Böses ahnen... "Nachtblau der See" ist bereits der fünfte Fall um das Duo Werner Meyer und Zita Schnyder, Meyers Lebenspartnerin. Mit diesem aktuellen Band bin ich in die Reihe eingestiegen, und das klappt sehr gut auch ohne Vorkenntnisse. Die Beziehung zwischen Meyer und Schnyder sowie ihre persönliche Vorgeschichte werden hier sehr gut vermittelt, so dass keine Fragen offen bleiben. Thema des spannenden Krimis ist das Theater - genauer gesagt der Produktionsalltag hinter den Kulissen, aber auch der öffentliche Blick auf die Bretter, die die Welt bedeuten - und die Entbehrungen, Erniedrigungen, Eitelkeiten, Seilschaften, das gesamte Beziehungsgeflecht, das die Theaterschaffenden umgibt. Schnell wird klar, auch die aktuelle "MeToo"-Debatte ist hier großes Thema. Und so dreht Werner Meyer ein Kieselsteinchen ums andere um, und was er bei seinen akribischen Nachforschungen aufdeckt, scheint nur die Spitze eines Eisbergs zu sein... Denn schnell wird Meyer klar: am Greifensee wird intrigiert, was das Zeug hält, und spioniert. Und an Ästen gesägt. Was hat eine alte Obdachlose mit dem Fall zu tun? Und was die neue Babysitterin, die von Zita engagiert wird und die nun eventuell die Hauptrolle übernehmen wird? Und wo ist ein alter Ensemble-Star abgeblieben? Und was hat es mit einem alten Tagebuch auf sich, nach dem alle so fieberhaft suchen? Meyer läuft die Zeit davon. Und nicht nur das. Auch Zita Schnyder scheint in den Fall verwickelt zu sein. Meyer muss um jedes Detail ringen. Und um sein Selbstverständnis als Mann in einer (Männer-)Gesellschaft, die sich langsam aber sicher verändert. Das spürt er am eigenen Leib, als Zita ihre Rechte einfordert. Und so wird dieser Fall zu einem persönlicheren, als ihm lieb ist... "Nachtblau der See" wird in zwei Zeitschienen erzählt und ist in klarer, lebendiger Farbe geschrieben. Schnell nimmt einen dieser Krimi mit seinen starken (Frauen-)Figuren gefangen, der es zudem gut versteht, das Leben hinter den Kulissen des Theaterbetriebs auszuleuchten. Autorin
Gabriela Kasperski, die selbst einmal als Theaterschauspielerin aktiv
war, schaut genau dorthin, wo es schmerzt und deckt gnadenlos auf, wie
Karrieren gemacht und beendet werden, und wie aktuell und wichtig die
MeToo-Debatte tatsächlich ist. Nach Eklats in der klassischen
Musikszene sowie Hollywood-Skandalen steht hier nun die Theaterszene im
unschönen Rampenlicht - sehr gut recherchiert und spannend erzählt. Fazit: "Nachtblau der See" - Spannung
in regionaler Kulisse mit globalem Thema am Puls der Zeit -
Krimiempfehlung!! Infos gibt es
hier: https://www.emons-verlag.com/ |