Sabrina Janesch

Katzenberge

4 CDs; 14,99 Euro
Label: Deutsche Grammophon Literatur (Universal)
Gekürzte Lesung
Gesprochen von Nina Reithmeier


Inhalt:
Eine junge Frau, halb Deutsche, halb Polin, fährt durch die im Nebel versunkene niederschlesische Landschaft: Nele Leibert ist auf dem Weg zum Grab ihres Großvaters. Ihre Gedanken schweifen in die Vergangenheit. Ihr geliebter "Djadjo" war eigensinnig und der Nachtseite des Lebens ausgeliefert. Unablässig kämpfte er gegen die Dämonen, die die Deutschen in Schlesien zurückließen. Noch seine Enkeltochter steht im Bann der Geschichte. Nur eine Reise ins Gestern kann den Fluch bannen. Und so begibt sich Nele Leibert bis nach Galizien, an den Rand der Zeit. Dabei wird sie vom Erbe ihres Großvaters und einem schrecklichen Verdacht heimgesucht.


Kritik:

"Katzenberge" nennt die Autorin Sabrina Janesch das Katzengebirge in Schlesien: ein Ort, an dem das Leben der Hauptakteurin Nele Leibert seine Wurzeln hat. Denn hier hat ihr geliebter Großvater, "Djadjo", einen Großteil seines Lebens verbracht, und hier ist er auch gestorben. Nele, halb Polin, halb Deutsche, reist zur Beerdigung an, und kommt im Kreise der so vertrauten wie fremden Verwandtschaft einem Familiengeheimnis auf die Spur, das sie bis nach Galizien, der alten Heimat ihres Großvaters, führen wird - hinein in die heutige Westukraine.

"Katzenberge" ist ein leiser Roman, der den Hörer fast unmerklich in seinen Bann zieht. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Zum einen in Neles Gegenwart, auf ihrer Spurensuche nach den Familienwurzeln, zum zweiten in Djadjos Vergangenheit, seiner Flucht aus Galizien und seinem daran anschließenden Leben am Rande der Katzenberge.

Man erfährt vieles über die Traditionen im alten Polen, hört erstaunt von Geisterwesen, Dämonen und dem einfachen, kargen, harten Leben, das die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg prägte, und fühlt sich tatsächlich als Teil der sensibel erzählten Geschichte, die ihre Spannungsbögen vor allem durch das geschickte Pendeln zwischen den beiden Erzählsträngen bezieht und sehr plastisch Orte und Begebenheiten schildert.

Mittelpunkt ist das seit Jahrzehnten gehütete Familiengeheimnis, dem Nele auf die Spur zu kommen versucht. So eng ihre Familienbande auch sein mögen, niemand will ihr vom Verbleib des seit "damals" verschollenen Großonkels erzählen, und dunkle Andeutungen aus alkoholgeschwängerten Kommentaren sind alles, was Nele zu hören bekommt. So beschließt sie, sich auf den langen Weg nach Galizien zu machen, eine Region, in der die alte Zeit noch Bestand zu haben scheint, und in der Dämonen lauern, denen nicht einmal die Großmutter mit ihren Beschwörungsritualen Herr werden konnte.

Nina Reithmeier liest die gekürzte Fassung des Debutromans von Sabrina Janesch, und sie macht das sehr gut: mit viel Einfühlungsvermögen nimmt sie den Hörer mit auf diese ganz persönliche Spurensuche, die eine verdrängte Zeit lebendig werden lässt.


Fazit:

Ein lange gehütetes Familiengeheimnis, eine Reise in eine fremde Welt - "Katzenberge" zieht den Hörer beharrlich in seinen Bann: Empfehlung!


Weitere Infos und Hörproben: http://www.dg-literatur.de