Die Sammlung enthält folgende Einzelhörspiele:
1. Inspektor Jury spielt Katz und Maus
2. Inspektor Jury treibt ein gewagtes Spiel
3. Inspektor Jury und die Frau im Pelzmantel
4. Inspektor Jury auf der Treppe zum Meer
1. Martha Grimes - Inspektor Jury spielt Katz und Maus
56:45 min
Sprecher:
Erzählerin - Brigitte Röttgers
Inspektor Jury - Matthias Ponnier
Sergeant Alfred Wiggins - Edgar Külow
Melrose Plant - Felix von Manteuffel
Carrie Fleet - Julia Maria Köhler
Polly Praed - Tatja Seibt
Dr. Paul Fleming - Dietmar Mues
Constable Pasko - Douglas Welbat
Lord Lister - Dieter Wien
Grimsdale - Hans Piesbergen
Gillian Kendall - Verena von Behr
Baronin Regina de la Notre - Rotraut Rieger
Mr. MacBride - Peer-Uwe Teska
Flossie Brindle - Petra Ehlert
Ihre Tochter - Corinna Waldbauer
Billy - Maximilian Dinnebier
Batty - Willi Telemann
Kellner - Andreas Range
Inhalt:
Erdrosselte und vergiftete Haustiere sind nur der Anfang - bald werden
im romantischen englischen Jägerdörfchen Ashdown Dean auch drei
Menschen ermordet. Stecken geheime Machenschaften im Rumford-Tierversuchslabor
hinter den furchtbaren Verbrechen? Und warum verhält sich die Baronin
de la Notre auf ihrem geheimnisumwitterten Gut plötzlich so merkwürdig?
Ohne Hilfe von oberster Stelle kommt die Polizei nicht weiter, und so
nehmen Superintendent Jury von Scotland Yard, sein Assistent Wiggins und
sein adliger Freund Melrose Plant die Fährte des mysteriösen
Täters auf. Ein aufregendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Kritik:
Eigentlich sind es ja drei Fälle, die auf Superintendent Richard
Jury warten, als dieser von seinem adligen Freund Melrose Plant an den
Tatort Ashdown Dean gerufen wird: im Ort werden Tiere umgebracht und in
der öffentlichen Telefonzelle findet Polly Praed, eine Kriminalautorin
und Bekannte von Plant und Jury, eine weibliche Leiche. Außerdem
ist Pollys Kater verschwunden. Und dann ist da noch dieses Mädchen
Carrie Fleet, eine Waise, die nichts von ihrer Herkunft weiß und
als die selbsternannte Tierschützerin in Ashdown Dean immer wieder
in allerlei Fettnäpfchen tritt... Jury sucht beharrlich die Zusammenhänge
zwischen diesen doch sehr ungewöhnlichen Vorkommnissen: schon bald
kristallisiert sich heraus, dass hinter der schnuckligen Dorffassade manches
anders ist, als es scheint: die Tote in der Telefonzelle war dafür
bekannt, anderer Leute Post zu lesen, und Kinder zünden Katzen an.
Während Jury noch ermittelt, verstrickt er sich in eine Liebschaft
mit der Sekretärin von La Notre, was seine Arbeit eher behindert...
Die Story ist absolut gelungen, und das Hörspiel strotzt nur so vor
guten Dialogen und Humor. Es ist einfach köstlich, wenn sich Melrose
Plant mit Polly Praed um einen Kebab in der Wirtschaft streitet und auch
sonst gerne mit ihr Wortgefechte aushändelt 'Wir stehen hier nicht
für den Bus an, Polly', oder Sergeant Wiggins mal wieder seiner hypochondrischen
Ader freien Lauf lässt: 'Lungenentzündungswetter, Sir.'
Die Geschichte endet in einem wahrhaft Shakespeare-artigen Gemetzel: 6
Leichen, die toten Tiere noch nicht mit eingerechnet - schlagen diesesmal
zu Protokoll. Das Finale des Hörspiels hat es in sich!
Die Sprecher überzeugen alle bis auf Erzählerein Brigitte Röttgers,
die wohl einen schlechten Tag hatte. Worte wie 'Nieselregen' vernuschelt
sie, und 'eine kleine GÄste von Sympathie' hätte auch nicht
sein müssen. Ansonsten sind die Sprecherleistungen absolut top, allen
voran die Hauptsprecher Matthias Ponnier, Felix von Manteuffel und Edgar
Külow. Auch sehr gut: Dietmar Mues als Dorftierarzt.
Zur Musik erwähne ich nur hier in Folge 1 ein paar
Worte: Wer schon die Vol. 1 und 2 kennt, der kennt auch die Musik: eher
unaufdringlich, geht sie trotzdem ins Ohr und ist ein Wiedererkennungsfaktor,
der sich durch alle Jury-Hörspiele zieht.
Die Effekte sind in allen vier Hörspielen gut getroffen und gut gesetzt.
Fazit:
Eine sehr sehr gute Story, gut aufgelegte Sprecher, viel Humor und drei
Fälle, die sich zu einem einzigen verdichten: wirklich gelungen und
wohl das humorvollste der vier Hörspiele dieser Sammlung!
2. Martha Grimes - Inspektor Jury spielt ein gewagtes Spiel
57:26 min.
Sprecher:
Erzählerin - Brigitte Röttgers
Inspektor Jury - Matthias Ponnier
Sergeant Wiggins - Edgar Külow
Melrose Plant - Felix von Manteuffel
Chief Inspektor Bannen - Reinhard Firchow
Jenny Kennington - Ellen Helwig
Max Owen - Mathias Lange
Grace Owen, seine Frau - Christa Posch
Jack Price, Bildhauer - Götz Schulte
Peter Emery - Wolf-Dieter Aniol
Zel, seine Nichte - Conny Hildmann
Linus Parker - Johannes Großmann
Mrs. Annie Suggins - Gudrun Ritter
Mr. Suggins - Klaus Herm
Lasko - Roland Hemmo
Inhalt:
In der stillen Marschlandschaft von Lincolnshire am Rande der Nordsee,
zwischen kleinen Farmen, abgelegenen Pubs und ein paar Herrenhäusern,
geht es eigentlich recht beschaulich zu. Doch dann ereignen sich gleich
zwei mysteriöse Morde. Verna Dunn, eine Schauspielerin mit Starallüren,
wird tot am Strand aufgefunden. Und wenig später treibt die Leiche
eines erdrosselten Dienstmädchens in einem der zahlreichen Kanäle.
Die Spuren beider Fälle führen nach Fengate, dem Landsitz eines
reichen Kunstsammlers, und schnell fällt der Verdacht der Ortspolizei
auf Lady Kennington, die auf einer Party dort zu Gast war. Schließlich
wurde sie bei einem heftigen Streit mit Verna beobachtet und war die letzte,
die das Opfer lebend gesehen hat. Verzweifelt wendet sich die mutmaßliche
Täterin an ihren alten Freund Inspektor Jury. Doch während dieser
seine heimliche Liebe zu verteidigen sucht, wird die Last der Gegenbeweise
immer drückender. Und die Angeklagte selbst schweigt eisern über
den wahren Verlauf des Abends. Gegen seinen Willen beschleichen schließlich
auch Jury quälende Zweifel...
Kritik:
In dieser Geschichte taucht eine alte Bekannte von Jury auf: Jennifer
Kennington, Grimes-Lesern bekannt aus dem 'Kennington-Smaragd'. Da es
sich mit ihr um eine unglückliche Liebe von Superintendent Jury handelt
und die Geschichte auch noch im Februar in einer beklemmenden Stimmung
mitten in den Fens spielt, ahnt man schon bald den Grundtenor dieses Hörspiels:
ein bedrückter Jury, von Herzeleid zerrissen, muss im nebligen Winter
einen Fall lösen, in den er viel zu sehr privat involviert ist, da
Lady Jenny Kennington die Hauptverdächtige ist.
Der Fall selber ist eher schlicht, läuft zwar zweigleisig ab, ist
aber lang nicht so gut wie die drei anderen Fälle, die in dieser
Hörspielsammlung zu hören sind. Wer genau zuhört, kann
- schon lange vor dem abgelenkten Jury - auf die Lösung des Falls
kommen, was den Genuss der sonst sehr vertrackten Martha-Grimes-Geschichten
eher ein bisschen schmälert.
Von Humor ist in dieser Geschichte kaum etwas zu spüren. Einzig Sergeant
Wiggins, der einmal ein paar Allergietabletten verteilen darf, zeichnet
für den lustigen Touch verantwortlich. Ansonsten ist die Geschichte
eher düster und ernst.
Die Sprecher sind alle sehr gut, was in dieser Serie fast immer der Fall
ist, einzig die Besetzung der zehnjährigen Zel fällt nicht so
gelungen aus, da ihre Sprecherin zu alt klingt.
Kleines Schmankerl: Klaus Herm alias Hutchinson Hatch in einer - nicht
unwichtigen! - Nebenrolle.
Eine kleine Kritik geht an die Track-Benennung: Hier wird dem Hörer
eindeutig zu viel verraten, und das ist ärgerlich. Auch hat sich
dort ein Fehler eingeschlichen, und in der Trackeinteilung wird aus Peter
Emery ein Peter Enemy.
Fazit:
Eine eher düstere, beklemmende Atmosphäre, ein vom Fall abgelenkter
Jury, der - durch seine Gefühle vom Ermitteln abgehalten - erst später
als der Hörer den Fall löst. Trotzdem gut, aber nicht so vertrackt
wie die anderen drei Fälle und für meinen Geschmack der schwächste
aus Volume 3.
3. Martha Grimes - Inspektor Jury und die Frau im Pelzmantel
59:00 min.
Sprecher:
Erzählerin - Brigitte Röttgers
Inspektor Jury - Matthias Ponnier
Melrose Plant - Felix von Manteuffel
Sergeant Wiggins - Edgar Külow
Inspektor Chilten - Matthias Haase
Mona Desser - Ursula Geyer-Hopfe
Linda Pink - Ariane Lindauer
Olivia Inge - Angelika Waller
Sebastian Fabricant - Bernt Hahn
Nicholas Fabricant - Frank Muth
Ilona Kuraukowa - Maria Alexander
Kate Mc Bride - Leslie Malton
Mr. Simeon Pitt - Jürgen Thormann
Buddings - Kurt Radeke
Inhalt:
Inspektor Jury wird in einem Londoner Doppeldeckerbus auf eine ungewöhnlich
attraktive blonde Frau aufmerksam, die wenige Reihen vor ihm Platz nimmt.
Gekleidet in einen eleganten Pelzmantel und umgeben von einem Hauch Parfum,
ist sie eine auffällige Erscheinung, und Jury genießt ungestört
ihren Anblick. Mit gewecktem Interesse folgt Jury der Frau bis zum Eingangstor
des dunklen Fulham Parks, verliert dort jedoch ihre Spur. Am nächsten
Tag wird die Leiche einer schönen Frau im Pelzmantel entdeckt - aus
nächster Nähe erschossen. Jury identifiziert sie zunächst
als die schöne Unbekannte, doch dann beschleichen ihn Zweifel. Als
Jury die vermeintlich Tote wenig später wieder trifft, ist die Verwirrung
komplett. Die Frau bestreitet entschieden, an dem fraglichen Abend im
Fulham Park gewesen zu sein, doch wer ist dann die Frau im Bus gewesen,
und was hat es mit ihrer mysteriösen Doppelgängerin auf sich?
Der Zobelmantel der Ermordeten liefert einen ersten Anhaltspunkt, und
die Spur führt zu der angesehenen Galeristenfamilie Fabricant. Zeit
für Jurys Freund Melrose Plant, den feinsinnigen Kunstkenner, in
die Ermittlungen einzugreifen. Bald zeigt sich, dass es die beiden Freunde
mit einem der schwierigsten Kriminalfälle ihres Lebens zu tun haben.
Denn die Spuren des Verbrechens führen bis nach Russland..
Kritik:
Dieser Fall ist einmal ganz anders aufgezogen als die anderen Jury-Fälle:
Superintendent Richard Jury ermittelt und ist gleichermaßen sein
wichtigster Zeuge in dieser Geschichte. So geht es denn in dieser Folge
wieder lockerer zu als in Nummer 2, was vor allem wieder an Lachfaktor
Sergeant Wiggins liegt und an Linda Pink, einem kleinen Mädchen,
das vorlaut den armen Melrose auf Trab hält, aber einige weise Worte
zum Fall findet.
Und noch etwas fällt aus dem Rahmen: Ohne zu viel verraten zu wollen
- das Verbrechen wird gelöst, Schuldige werden verhaftet, aber es
könnte sein, dass wir Hauptschuldigen Nummer 1, dem es gelingt zu
flüchten, einmal wieder begegnen werden in einer neuen Jury-Geschichte...
Denn so ganz kann der Fall zum Schluss nicht zu den Akten gelegt werden.
Die Story ist knifflig, und man wird lange Zeit an der Nase herumgeführt,
genau wie Jury, der sich - wie immer - bei seinem Freund Melrose Plant
Hilfe holen muss.
Die Sprecher sind allesamt gut, diesmal passt auch die Stimme des Kindes
Linda Pink altersmäßig gut. Neben den brillanten Stammsprechern
ist Leslie Malton noch eine Erwähnung wert, sowie der eigentlich
immer gute Jürgen Thormann in einer kleinen Nebenrolle. Klasse!
Fazit:
Starke Story, in der man oft in die Irre geführt wird, viele Verwicklungen,
aber eine nachvollziehbare Auflösung. Der Fall wird zwar gelöst,
die Story ist aber ein bisschen open ended... Gute Krimikost!
4. Martha Grimes - Inspektor Jury auf der Treppe
zum Meer
59:10 min
Sprecher:
Erzählerin - Brigitte Röttgers
Inspektor Jury - Matthias Ponnier
Melrose Plant - Felix von Manteuffel
Brian Macalvie - Franz Josef Steffens
Morris Bletchley - Hellmut Lange
Karen Bletchley - Bärbel Röhl
Johnny Wells - Sven Plate
Chris Wells - Franziska Troegner
Brenda Friel - Angela Winkler
Peg Trott - Ursula Staack
Esther Laburnum - Anne Loch
Tom Letts - Thomas Dehler
Inhalt:
Eigentlich wollte Inspektor Jurys Freund Melrose Plant seinen Aufenthalt
an der Küste Cornwalls genießen. Das passende Anwesen hat er
bereits ins Auge gefasst: das leer stehende Herrenhaus der Bletchleys,
das von seinem Platz auf den Klippen einen herrlichen Blick über
das Meer eröffnet. Allerdings umgibt den Ort eine tragische Melancholie
- denn vor Jahren ertranken beide Kinder der Besitzer am Fuße dieser
Klippen. Doch dann macht Plant die Bekanntschaft des jungen Hobbyzauberers
Johnny und erfährt, dass dessen Tante, Chris Wells, spurlos verschwunden
ist. Kurze Zeit später wird eine Frau ermordet aufgefunden. Handelt
es sich bei ihr um die vermisste Chris Wells? Und gibt es eine Verbindung
zwischen ihrem Verschwinden und dem rätselhaften Tod der Bletchley-Kinder?
Da hat Inspektor Jury eine zündende Idee...
Kritik:
Auch diese Story fällt wieder einmal aus dem Rahmen: die Hauptperson
ist Melrose Plant, der unterstützt durch einen alten Bekannten, Brian
Macalvie, den Fall übernimmt, während Jury erst gegen Ende der
Geschichte anreist, aber dafür dann den alles entscheidenden Gedanken
äußert...
Melrose Plant beim Ermitteln zu begleiten macht Spaß, und so stört
es denn auch überhaupt nicht, dass Superintendent Richard Jury über
weite Strecken des Hörspiels durch Abwesenheit glänzt.
Wer die Buchfassung kennt, muss ein wenig enttäuscht sein, denn Sergeant
Wiggins ist komplett herausgekürzt worden, ebenso wie Melroses Tante
Agatha und Marshall Trueblood, was sehr schade ist. Aus dieser absolut
brillanten Geschichte hätte man gut und gerne ein zweistündiges
Hörspiel machen können...
Die Geschichte selber ist wirklich starker Tobak, und so finden wir am
Ende des Hörspiels einmal mehr sechs Tote vor... Die Themen sind
düster, beklemmend und beängstigend real - das Hörspiel
schafft es aber trotzdem elegant, nicht in Endzeitstimmung abzudriften.
Was wir hier hören, geht an die Nieren, ist aber hervorragend aufgearbeiteter
Stoff!
Die Sprecher sind diesesmal so außergewöhnlich gut ausgesucht
und gut drauf, dass man eigentlich alle einzeln erwähnen müsste:
besonders hervorzuheben sind sicher neben Felix von Manteuffel ein brillanter
Franz Josef Steffens, Hellmut Lange, Ursula Staak und Sven Plate. Ein
klasse Cast!
Fazit:
Zusammen mit Folge 1 für mich das beste Hörspiel in dieser Sammlung,
vor allem wegen der starken Story und der hervorragenden Besetzungsliste.
Gesamtfazit:
Mit 'Inspektor Jury Vol. 3' kann man als echter Martha-Grimes-Fan nichts
falsch machen - eine tolle Sammlung von vier Kriminalfällen um den
beliebten Superintendent Jury, der einmal sogar nur die Nebenrolle neben
einem kühl ermittelnden Melrose Plant spielen darf.
Top-Unterhaltung im britischen Ermittler-Stil: leise,
aber oho! |