Jules Verne

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

MC Euro 9,90 / ISBN 4-013077-99621-6
CD Euro 13,70 / ISBN 4-013077-99622-6
Spielzeit: 75:50 Minuten
Igel-Records
Ab 8 Jahren
ein Hörspiel von Peter Irion
Produktion: Bayerischer Rundfunk, 1980

Sprecher:
Prof. Dr. Dr. Otto Lidenbrock - Karl Maria Schley
Alexander, Student, sein Neffe - Frithjof Vierock
Martha, Haushälterin - Edith Schulze-Westrum
Ein Eisenbahnschaffner - Alexander Malachovsky
Hans, ein isländischer Jäger - Gernot Duda
Prof. Fridrickson, Geologe - Josef Manoth

 

Kritik:

Zum Inhalt:
'STEIG HINAB IN DEN KRATER SNEFFELS JÖKULL, WELCHEN DER SCHATTEN DES SKARTARIS VOR DEM 1. JULI LIEBKOST, KÜHNER WANDERER, UND DU WIRST ZUM MITTELPUNKT DER ERDE GELANGEN. DAS HABE ICH VOLLBRACHT. ARNE SAKNUSSEMM'
So lautet die Botschaft auf einem Pergament, die Professor Lidenbrock in einer alten isländischen Chronik aus dem 12. Jahrhundert findet, und die sein Neffe und Geologiestudent Alexander für ihn entschlüsselt.
Mit diesem Text des berühmten isländischen Gelehrten und Alchimisten Arne Saknussemms aus dem 16. Jahrhundert beginnt ein waghalsiges Abenteuer, das sich für alle Beteiligten zu einer wahrhaft phantastischen Expedition auswächst - der Reise zum Mittelpunkt der Erde!
Der Professor, seines Zeichens Gelehrter und von großem wissenschaftlichem Tatendrang getrieben, fasst umgehend den kühnen Entschluss, sich sofort und höchstpersönlich auf die Spuren des großen Saknussemm zu begeben - und seinen Neffen plant er kurzerhand mit ein für diese seine Expedition.
Die beiden starten nach kurzer, aber intensiver Reiseplanung von Hamburg aus in Richtung Island, um dort den sagenhaften Weg zum Mittelpunkt der Erde zu finden und - natürlich - auch zu begehen!
Die Zeit drängt, denn der 1. Juli rückt näher, und es gelingt ihnen mit Mühe, sich zusammen mit dem isländischen Jäger und Expeditionsführer Hans sowie einer Handvoll einheimischer Träger bis zum Gipfel des Sneffels Jökull vorzukämpfen - auch durch einen schweren Sturm hindurch. Die Träger werden zurückgeschickt, und Professor Lidenbrock, Alexander und Hans beginnen mit der Begehung des Kraters... Und tatsächlich finden sie am Kraterboden Runen von Arne Saknussemm: sie sind auf dem richtigen Weg!
Tief und immer tiefer dringen sie in den Berg vor, und mehr als einmal droht ihre Expedition zu misslingen: das Trinkwasser wird knapp, aber Hans rettet sie vor dem Verdursten. Dann entdecken sie das vom Professor vorhergesagte Urmeer tief unter dem Krater, und der Professor tauft es sogleich auf seinen Namen: 'Lidenbrock'sches Meer'. Eine Sensation! Doch immer mehr Hindernisse tun sich auf: Alexander stürzt schwer, und eine Fahrt mit einem selbst gebauten Segelschiff auf dem Lidenbrock'schen Meer führt nur in die Irre, denn der Kompass zeigt nicht den richtigen Weg an... Schließlich sprengen sie sich den Weg zum Mittelpunkt der Erde frei, und werden mitsamt dem Urmeer aus einem weit entfernten Krater wieder an die Erdoberfläche geschleudert...

Dies ist die Geschichte, wie sie das faszinierende Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne erzählt. Dabei hält sich das Hörspiel die ersten zwei Drittel der Erzählung sehr detailgetreu an die Buchvorlage, kürzt sie im letzten Drittel aber etwas ab: die sagenhafte Urwelt, die die Expeditionsteilnehmer rund um das Lidenbrock'sche Meer vorfinden, wird kaum beschrieben, es ist nur die Rede von Wäldern und Riesenpilzen. Eine der spannendsten Szenen im Buch, ein Kampf zweier gigantischer Saurier mitten im Urmeer, fehlt leider ganz. Auch das Ende der Geschichte, die Rückreise des Professors vom Stromboli über Marseille nach Hamburg, wird nur kurz in einer Rückblende erwähnt, die in der Stube des Professors nach bestandenem Abenteuer in vier Minuten abgehandelt wird. Ansonsten ist die Hörspielumsetzung immer eng am Buch, und es ist dem Bayerischen Rundfunk gelungen, ein fesselndes Hörspiel aus der bekannten Jules-Verne-Geschichte zu machen: Die Charaktere des Hörspiels sind liebevoll gezeichnet, und die Sprecher bis in die Nebenrollen hinein perfekt ausgewählt. Die eingesetzten Geräusche sind sehr effektvoll. Am besten umgesetzt ist wohl die Szene mit dem aufkommenden Sturm auf dem Lidenbrock'schen Meer - diese Szene ist am Kopfhörer einfach stark!

Das Hörspiel kommt komplett ohne Musik aus, was am Anfang etwas irritierend ist, denn es beginnt einfach mitten in der Stube des Professors in Hamburg - ohne Musik und ohne einleitenden Erzähler. Die Szenenwechsel sind interessant arrangiert: man hört eine Standuhr (im späteren Verlauf dann eine Taschenuhr), die eine Melodie anschlägt - diese läutet sozusagen immer die nächste Szene ein.
Durch diese Szenenwechsel entsteht beim Hörer immer wieder der Eindruck einer Theaterinszenierung, und man wähnt sich streckenweise tatsächlich im Theater - eine interessante Art der Hörspielproduktion und ein Hörspielerlebnis der etwas anderen Art.

Die Geschichte selber finde ich toll umgesetzt: die antiquiert-abenteuerliche Atmosphäre einer Jules-Verne-Geschichte, der Haushalt des gelehrten Hamburger Professors, die fieberhaften Reisevorbereitungen, die immer wieder durch Katastrophen aller Art gefährdete Expedition, die wundersame Welt unter dem isländischen Krater - all dies wird ganz wunderbar an den Hörer gebracht, so als ob man sich wirklich im Jahre 1863 befände, in dem die phantastische Abenteuergeschichte spielt. Das Hörspiel hat Flair!
Von den drei Hörspielfassungen, die ich von dieser Geschichte kenne, gefällt mir diese mit Abstand am besten. Schön, dass Igel-Records diese Aufnahme des Bayerischen Rundfunks in sein Programm aufgenommen hat!

Und zum Schluss noch ein Blick aufs Cover: Die tolle Atmosphäre des Hörspiels wird hier gut wiedergegeben - das Cover ziert eine stimmungsvolle Illustration von Riou aus der französischen Erstausgabe des Jules-Verne-Klassikers von 1864.


Fazit:

Sehr schöne und - trotz einiger Kürzungen - gelungene Hörspielfassung der bekannten Jules-Verne-Geschichte mit viel Flair und Atmosphäre - absolut hörenswert!