Sprecher:
Prof. Dr. Dr. Otto Lidenbrock - Karl Maria Schley
Alexander, Student, sein Neffe - Frithjof Vierock
Martha, Haushälterin - Edith Schulze-Westrum
Ein Eisenbahnschaffner - Alexander Malachovsky
Hans, ein isländischer Jäger - Gernot Duda
Prof. Fridrickson, Geologe - Josef Manoth
Kritik:
Zum Inhalt:
'STEIG HINAB IN DEN KRATER SNEFFELS JÖKULL, WELCHEN DER SCHATTEN
DES SKARTARIS VOR DEM 1. JULI LIEBKOST, KÜHNER WANDERER, UND DU WIRST
ZUM MITTELPUNKT DER ERDE GELANGEN. DAS HABE ICH VOLLBRACHT. ARNE SAKNUSSEMM'
So lautet die Botschaft auf einem Pergament, die Professor Lidenbrock
in einer alten isländischen Chronik aus dem 12. Jahrhundert findet,
und die sein Neffe und Geologiestudent Alexander für ihn entschlüsselt.
Mit diesem Text des berühmten isländischen Gelehrten und Alchimisten
Arne Saknussemms aus dem 16. Jahrhundert beginnt ein waghalsiges Abenteuer,
das sich für alle Beteiligten zu einer wahrhaft phantastischen Expedition
auswächst - der Reise zum Mittelpunkt der Erde!
Der Professor, seines Zeichens Gelehrter und von großem wissenschaftlichem
Tatendrang getrieben, fasst umgehend den kühnen Entschluss, sich
sofort und höchstpersönlich auf die Spuren des großen
Saknussemm zu begeben - und seinen Neffen plant er kurzerhand mit ein
für diese seine Expedition.
Die beiden starten nach kurzer, aber intensiver Reiseplanung von Hamburg
aus in Richtung Island, um dort den sagenhaften Weg zum Mittelpunkt der
Erde zu finden und - natürlich - auch zu begehen!
Die Zeit drängt, denn der 1. Juli rückt näher, und es gelingt
ihnen mit Mühe, sich zusammen mit dem isländischen Jäger
und Expeditionsführer Hans sowie einer Handvoll einheimischer Träger
bis zum Gipfel des Sneffels Jökull vorzukämpfen - auch durch
einen schweren Sturm hindurch. Die Träger werden zurückgeschickt,
und Professor Lidenbrock, Alexander und Hans beginnen mit der Begehung
des Kraters... Und tatsächlich finden sie am Kraterboden Runen von
Arne Saknussemm: sie sind auf dem richtigen Weg!
Tief und immer tiefer dringen sie in den Berg vor, und mehr als einmal
droht ihre Expedition zu misslingen: das Trinkwasser wird knapp, aber
Hans rettet sie vor dem Verdursten. Dann entdecken sie das vom Professor
vorhergesagte Urmeer tief unter dem Krater, und der Professor tauft es
sogleich auf seinen Namen: 'Lidenbrock'sches Meer'. Eine Sensation! Doch
immer mehr Hindernisse tun sich auf: Alexander stürzt schwer, und
eine Fahrt mit einem selbst gebauten Segelschiff auf dem Lidenbrock'schen
Meer führt nur in die Irre, denn der Kompass zeigt nicht den richtigen
Weg an... Schließlich sprengen sie sich den Weg zum Mittelpunkt
der Erde frei, und werden mitsamt dem Urmeer aus einem weit entfernten
Krater wieder an die Erdoberfläche geschleudert...
Dies ist die Geschichte, wie sie das faszinierende Hörspiel
nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne erzählt. Dabei hält
sich das Hörspiel die ersten zwei Drittel der Erzählung sehr
detailgetreu an die Buchvorlage, kürzt sie im letzten Drittel aber
etwas ab: die sagenhafte Urwelt, die die Expeditionsteilnehmer rund um
das Lidenbrock'sche Meer vorfinden, wird kaum beschrieben, es ist nur
die Rede von Wäldern und Riesenpilzen. Eine der spannendsten Szenen
im Buch, ein Kampf zweier gigantischer Saurier mitten im Urmeer, fehlt
leider ganz. Auch das Ende der Geschichte, die Rückreise des Professors
vom Stromboli über Marseille nach Hamburg, wird nur kurz in einer
Rückblende erwähnt, die in der Stube des Professors nach bestandenem
Abenteuer in vier Minuten abgehandelt wird. Ansonsten ist die Hörspielumsetzung
immer eng am Buch, und es ist dem Bayerischen Rundfunk gelungen, ein fesselndes
Hörspiel aus der bekannten Jules-Verne-Geschichte zu machen: Die
Charaktere des Hörspiels sind liebevoll gezeichnet, und die Sprecher
bis in die Nebenrollen hinein perfekt ausgewählt. Die eingesetzten
Geräusche sind sehr effektvoll. Am besten umgesetzt ist wohl die
Szene mit dem aufkommenden Sturm auf dem Lidenbrock'schen Meer - diese
Szene ist am Kopfhörer einfach stark!
Das Hörspiel kommt komplett ohne Musik aus, was
am Anfang etwas irritierend ist, denn es beginnt einfach mitten in der
Stube des Professors in Hamburg - ohne Musik und ohne einleitenden Erzähler.
Die Szenenwechsel sind interessant arrangiert: man hört eine Standuhr
(im späteren Verlauf dann eine Taschenuhr), die eine Melodie anschlägt
- diese läutet sozusagen immer die nächste Szene ein.
Durch diese Szenenwechsel entsteht beim Hörer immer wieder der Eindruck
einer Theaterinszenierung, und man wähnt sich streckenweise tatsächlich
im Theater - eine interessante Art der Hörspielproduktion und ein
Hörspielerlebnis der etwas anderen Art.
Die Geschichte selber finde ich toll umgesetzt: die
antiquiert-abenteuerliche Atmosphäre einer Jules-Verne-Geschichte,
der Haushalt des gelehrten Hamburger Professors, die fieberhaften Reisevorbereitungen,
die immer wieder durch Katastrophen aller Art gefährdete Expedition,
die wundersame Welt unter dem isländischen Krater - all dies wird
ganz wunderbar an den Hörer gebracht, so als ob man sich wirklich
im Jahre 1863 befände, in dem die phantastische Abenteuergeschichte
spielt. Das Hörspiel hat Flair!
Von den drei Hörspielfassungen, die ich von dieser Geschichte kenne,
gefällt mir diese mit Abstand am besten. Schön, dass Igel-Records
diese Aufnahme des Bayerischen Rundfunks in sein Programm aufgenommen
hat!
Und zum Schluss noch ein Blick aufs Cover: Die tolle
Atmosphäre des Hörspiels wird hier gut wiedergegeben - das Cover
ziert eine stimmungsvolle Illustration von Riou aus der französischen
Erstausgabe des Jules-Verne-Klassikers von 1864.
Fazit:
Sehr schöne und - trotz einiger Kürzungen
- gelungene Hörspielfassung der bekannten Jules-Verne-Geschichte
mit viel Flair und Atmosphäre - absolut hörenswert! |