Per Olov Enquist

Großvater und die Wölfe

Gelesen von Udo Wachtveitl
Igel-Records
ca. 150 Minuten
2 CD; ISBN: 978-3-89353-901-7; 15,95 €

Covertext:
Eine Expedition auf den Berg der drei Höhlen. Über Nacht! Das ist eine tolle Idee vom Großvater. Nur die Eltern seiner vier Enkel dürfen davon nichts wissen, denn Eltern machen sich immer gleich Sorgen...


Kritik:

"Versuch doch zu verstehen!"
... bekommt die sechsjährige Mina viel zu oft von den Erwachsenen zu hören. Doch es ist Sonntag früh um acht und einfach nicht _nicht_ zu verstehen, warum niemand sie ernst nimmt. Denn gerade eben ist Mina von einem Krokodil in den Allerwertesten gebissen worden, ganz bestimmt! Aber niemand nimmt ihre Ängste ernst. Papa will bloß wieder ins Bett, und ihr Onkel, den sie am Telefon hat, als sie ihre Kusine Ia anrufen will, appelliert genauso flehentlich an sie wie Papa: "Ver-such-doch-zu-verstehen! Ich muss schlafen." Doch glücklicherweise gibt es da noch Großvater. Er nimmt die Sorgen seiner Enkelin sehr ernst und beschließt, mit seinen Enkeln Mina, Ia, Marcus und Moa eine Expedition auf den Berg der drei Höhlen zu unternehmen. Über Nacht und mit Basislagern und - gegen die Angst. Aber was dort bei Großvater in Värmland alles passiert, hätten sich die Kinder - und auch der Großvater - nicht zu träumen gewagt, denn die Expedition erweist sich als sehr gefährlich: Plötzlich tauchen böse Wilderer auf, die auf eine Wolfsfamilie schießen, und dann bricht sich der Großvater mitten auf dem Berg das Bein. Das Handy funktioniert dort oben auch nicht. Die Kinder sind gefordert: alle müssen zusammenhalten, denn Ia muss alleine mit dem Hund Mischa zurückwandern um Hilfe zu holen, und die anderen sitzen derweil auf dem Berg fest - inmitten von Wilderern, Wölfen und Bären...

Per Olov Enquist erzählt sehr schön, man fühlt sich von der spannenden und auch lustigen Geschichte aufgesogen, ehe man es sich versieht. Großvater und seine Enkel bilden eine verschworene Gemeinschaft gegen die vernünftigen, im Alltagsstress gefangenen Eltern, und sind so sympathisch dargestellt, dass man gerne Teil dieser Familie wäre. Großvaters Angstbewältigungs-Experiment schweißt sie alle zusammen, denn die Eltern werden außen vor gelassen (die machen sich ja sonst bloß unnötig Sorgen!), und man bangt jede Minute mit, was passiert. Dass die Wilderer gar zu böse dargestellt sind (und dazu noch Deutsche aus Hannover) und die wilden Tiere gar zu lieb (wer kann sich schon einem großen Bären auf wenige Meter nähern, geschweige denn einer angeschossenen Wolfsmutter), das sei mal außen vor gelassen. Wer sich an diesen beiden Details nicht stört, bekommt eine spannende Geschichte zu hören, die toll unterhält und ein bisschen (heile) schwedische Lebensart vermittelt: hier wird Individualismus groß geschrieben, werden Kinder ernst genommen und - ganz im Sinne von Astrid Lindgren - starke mutige Charaktere geformt - indem man von den Kindern Zusammenhalt und Mut einfordert, dabei aber auch immer auf ihre Ängste und Bedürfnisse eingeht. Das macht Enquists erste Erzählung für Kinder zu einem der typisch starken schwedischen Kinderbücher, die man gerne weiter empfiehlt.

Udo Wachtveitls Vortrag überzeugt durch viel Einfühlungsvermögen. Alle Charaktere werden von ihm mit gleicher Sorgfalt gesprochen. Unterstützt wird die gelungene Lesung durch eine Musikauswahl von Robert Schumann, eingespielt von Petra Riesenweber (Piano). Diese Untermalung passt sehr schön zur Geschichte.


Fazit:

Spannende Unterhaltung aus Schweden - mit viel Einfühlungsvermögen vorgetragen von Udo Wachtveitl - Empfehlung!

Weitere Infos: www.igel-records.de