Käthe Olshausen

Abdallah und sein Esel

Hörspiel
Igel-Records
Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 1953
Gesamtlaufzeit: 153 Minuten
2 CD; ISBN 3-89353-748-1; Euro: 15,30
2 MC; ISBN 3-89353-747-3; Euro: 12,70

Sprecher:
Erzähler - Axel von Ambesser
Abdallah - Bum Krüger
Esel - Heinz Rühmann
In weiteren Rollen: Helen Vita, Peter Lühr, Fritz Rasp, Rolf Ohlson, Walter Hillbring, Alexander Ponto, Alexander Malachovsky, Heinz Leo Fischer, Ellinor von Wallerstein, Charlotte Scheyer-Herold, Ilse Sisno, Willy Rösner, Otto Brüggemann, Hans Magel, Kurt Marquardt, Kurt Brüggemann, Hans-Hermann Schaufuß, Anton Reimer, Ursula Traun

Covertext:
Abdallah, ein kauziger Kaufmann aus Bagdad, besitzt einen alten widerborstigen Esel, der plötzlich wie durch einen Zauber sprechen kann. Und schon befinden wir uns mitten in einem orientalischen Märchen. - Gut zwei und eine halbe Stunde, von denen man keine Minute missen möchte, dauert es, bis die Guten belohnt werden und die Schlechten ihre verdiente Strafe erhalten haben.

Kritik:

Qualitativ hochwertige Unterhaltung für Kinder? Radio-Klassiker technisch perfekt neu aufgelegt? Neuproduktionen von tollen Kinderbüchern? Wo immer eine dieser Fragen auftaucht, ist die Antwort Igel-Records die richtige. Das Label hat sich im Laufe der letzten Jahre einen Platz ganz weit oben in der deutschen Hörbuch-/Hörspielszene erkämpfen können - und das in Zeiten, in denen der Markt wirklich heiß umkämpft ist. Aber nichts kommt von nichts, und bei Igel zeigt man beharrlich ein gutes Händchen, was die Auswahl der Programmpalette angeht. So auch im Falle von 'Abdallah und sein Esel', einem echten Klassiker unter den Radiohörspielen, sowohl was das Alter (immerhin hat die Produktion 50 Jahre auf dem Buckel) als auch den zum Brüllen komischen Inhalt sowie die mit damaligen Stars besetzte Sprecherliste angeht - wo finden die bloß immer solche vergessenen Perlen, fragt man sich da zurecht, und die Augen beginnen zu leuchten - denn in der Geschichte um den Obst- und Gemüsehändler Abdallah findet der Hörer einen wahren Schatz:

Wir befinden uns inmitten einer Umgebung, wie sie in den Märchen aus 1001 Nacht nicht besser gewählt sein könnte: Bagdad! Stadt der Städte, Stadt der Kalifen und Kadis, der Händler und Kamele, der blumigen Sprache und findigen Lebenskünstler: Abdallah heißt die unumstrittene Hauptfigur des lustigen Märchens, den wir über 153 Minuten lang bei seinen abenteuerlichen, lange Zeit vom Pech verfolgten Aktionen begleiten dürfen, Abdallah, der Kaufmann ("ein habgieriger Filz") ein Geizhals, der ein wenig an Dagobert Duck erinnert, aber durchaus die Sympathie des Hörer gewinnt, denn ihm passiert wahrlich ein Missgeschick nach dem anderen... ("Ich Unglückseligster aller Sterblichen! Hat schon je ein Mensch so viel Pech gehabt?")
Alles beginnt mit dem Besuch eines sprechenden Vogels bei Abdallah, der in diesem Märchen "so einiges durcheinanderstiftet": plötzlich sieht sich Abdallah mit der Tatsache konfroniert, dass sein gutmütiger alter Esel Rumswiddel sprechen kann, und dies ist erst der Anfang einer komisch-skurillen Geschichte, die einem ein ums andere Mal das Wasser in die Augen treibt: Wir lernen Abdallahs dicke Nachbarin Zuleima kennen, mit der er einen "Hühnerkrieg" (super gesprochen: die Hühner Zwieback, Unnütz, Hinkebein und wie sie alle heißen, werden hörbar mit eigenen Charakteren versehen!) anzettelt, sie schließlich heiratet und dann aus einer Kamel-Verwandlung erretten muss, wir werden Zeuge dreister Diebstähle, die dem gebeutelten Kaufmann widerfahren, und wir lehnen uns amüsiert zurück, wenn Abdallah zusammen mit seinem gar nicht dummen Esel ein Problem nach dem anderen mit viel Witz und Verstand zu seinen Gunsten in Profit zu verwandeln weiß - die zweieinhalb Stunden vergehen wirklich wie im Fluge!

Sprechertechnisch ist diese alte Produktion vom Allerfeinsten: Bum Krüger als Abdallah geht vollkommen in seiner Rolle auf, auch Esel Heinz Rühmann macht seine Sache gut, hat aber wenig Text. Erzähler Axel von Ambesser, ein ganz Großer, macht das Zuhören zu einer wahren Ohrenfreude, und auch die anderen Sprecher wie Helen Vita, Peter Lühr und Alexander Malachovsky agieren perfekt.

Musikalisch ist dieses Hörspiel ein wahrer Ohrenschmaus: Die Kompositionen von Kurt Brüggemann schaffen eine tolle orientalische Atmosphäre und werden zudem noch als Geräuschkulisse verwendet: Nieser, Schritte, Effekte: alles wird in diesem Hörspiel mithilfe von Instrumenten dargestellt, echte Geräusche hört man nur ganz selten: das ist prima gelungen und ein echter Hinhörer!

Für eine derart alte Produktion ist die Tonqualität sagenhaft gut, nur zweimal hört sich der Klang für kurze Zeit etwas dumpf an, ansonsten hat man hier alles herausgezaubert was geht: Respekt!

Das Hörspiel ist in 2 CDs mit jeweils 14 und 13 Tracks unterteilt und hat eine Trackliste mit Titeln im Inlay. Das wunderschöne Cover zeichnete Kerstin Meyer, deren Illustration auch auf die CDs gedruckt wurde: eine runde Sache.

Fazit:

Eine echte Perle unter den Radio-Klassikern: ein orientalisches Märchen voller Gaunereien, dicker Kamele, fauler Tomaten, Diebsgesindel, Heiratsvermittler, Hühner, Esel und Halunken - ein köstlicher Spaß! Anhören!!

Mögen Eure Ohren umschmeichelt werden vom Wohlklang dieses zauberhaften Märchens wie die zahlreichen Kiesel im Bach umschmeichelt werden vom kühlen klaren Wasser in der Hitze des Mittags!