Marcel Hollerbusch: Das Dalai-Drama

Hörspiel
77:38 Minuten
Wombat Records, im Vertrieb der Hörfabrik
1 CD; Euro 7,70

Sprecher:
Marcel Hollerbusch - Andreas Benesic
Dolores Hollerbusch - Stefanie Sähmann
Kommissar Bleyfuss - Christoph Fuchs
Hauptkommissar Riss - Stefan Ott
Max Birnbichler - Matthias Schöberl
Javier Marias - Florian Fuchs
Marie-Johanna Sprat - Verena Wirths
Elenor Minardi - Eva von Waldenfels
Egbert Ulvang - Christian Beyer
Nachrichtensprecher - Michael Käsmeyr
Innenminister - René Paintner
Erzähler - David Haller

Kritik:

In der Vils treibt eine Leiche, eingewickelt in Bänder wie eine Mumie. Marcel Hollerbusch, Ambergs Juniordetektiv ('Ich löse jeden Fall') lässt sich die Untersuchung in diesem Mordfall nicht entgehen. Der Tote war an einer Expedition in Ägypten beteiligt. Traf ihn der Fluch des Pharao? Marcel kann das nicht so recht glauben. ('... wirrrklich seeeehrrrrr verrrrdächtig!') Eine heikle Angelegenheit, denn Ambergs heißester Kandidat für den Oberbürgermeisterposten, Max Birnbichler, der den Toten gut kannte und die Funde dieser Expedition in einer Ägypten-Ausstellung seiner hiesigen Wählerschaft vorstellen will, übt Druck auf die Polizei aus... was die Ermittlungen auch nicht gerade leichter macht. Aber Marcel lässt sich nicht aufhalten.

Es ist crazy, schräg und schrill, dieses Erstlingswerk der Amberger Wombat-Truppe, das man als Krimi-Comedy-Satire bezeichnen kann. Eine aberwitzige Story, die trotz aller Skurrilitäten einem kriminalistisch nachvollziehbaren Plot bis (fast) zum Schluss folgt, gut aufgelegte Laiensprecher und die immer passenden Effekte ergeben ein Hörspiel-Produkt, das prima unterhält und ganz bestimmt seine Fans finden wird.

Sicher, der Humor ist nicht für jeden geschaffen, das muss man schon erwähnen, denn Marcel Hollerbusch ist nicht der smarte Ermittler, den zum Beispiel ein Justus Jonas verkörpert: Marcel, der (wie die übrigen Einwohner Ambergs) scheinbar immer einen Kasten Bier unterm Arm mit sich herumträgt, seine stets besoffene Mutter, sein zwielichtiger Onkel Javier sowie der mit Marcel befreundete und nicht gerade dienstbeflissene Kommissar Bleyfuss stehen da wohl eher für das genaue Gegenteil: Immer bereit, für einen guten Schluck alles stehen und liegen zu lassen und schon im September an Weihnachten denkend, lässt man in Amberg eine Leiche auch mal zwei Stunden eine Leiche sein, und Marcel darf auch mal am Joint seiner Mutter ziehen, wenn er recht schön artig ist...
Um das abgefahrene Bild zu vervollständigen, kommt dazu dann noch die feuchte und arrogante Aussprache des Jungdetektivs, der wohl nicht nur zufällig klingt wie eine jüngere Reich-Ranicki-Ausgabe. Apropos Anleihen: auch ein klasse Stimm-Klon des 'Winnitatsch' ist in diesem Hörspiel zu hören.

Klingt schräg? Ist schräg! Aber saukomisch noch dazu: Wer jetzt meint, diese Zutaten können doch kein hörenswertes Werk ergeben, der irrt. Den nötigen Humor vorausgesetzt, hat 'Das Dalai-Drama' wirklich alles, was ein satirisches Hörspiel benötigt, um die Lachmuskeln zu strapazieren.

Zum Cast: Absoluter Überflieger ist der Sprecher des Birnbichler, Max ('Zwei Daumen hoch für den Maximilian Birnbichler!!'), der alle anderen bravourös an die Wand spielt. Ansonsten sind die Sprecherleistungen gemischt. Nicht gut besetzt ist nur eine Rolle: Stefanie Sähmann nimmt man die besoffene Mama einfach nicht ab. Wenn man von ein paar allgemeinen Versprechern absieht, überwiegt aber der hörbare Spaß, den alle beim Einsprechen hatten: mit Engagement werden hier charmant ein paar Patzer wettgemacht.
Die Musik beschränkt sich auf ein paar gute, kurze Gitarrenrifs, die sich schön in die Story einfügen und einfach gut passen. Für die authentischen Effekte hat sich Tonmeister David Haller richtig reingehängt: vom Pistolenschuss bis zur Vils ist hier alles 'selbst gemacht'.
Zu beziehen ist 'Das Dalai-Drama' über die Hörfabrik.

Fazit:

Wer schräge Krimi-Satiren mag, wird hier gut bedient: Die Amateurschrammen des Hörspiels werden locker wettgemacht durch die pfiffige abgedrehte aberwitzige Story - Hörspaß garantiert!