Gunter Gerlach Hamburg-Krimi 07: Spielzeit: 51 Minuten |
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Sprecher: Inhalt:
Mit Folge 7 der Hamburg-Krimis wird eine waschechte Kiezgeschichte präsentiert, und der 1. FC St. Pauli spielt natürlich auch eine Rolle: Krallo und Julia, langjährige Fans des Fußballclubs, werden Zeugen eines Mords: Im Stadion - eine Reihe vor ihnen - stirbt ein Typ, den Krallo dummerweise gekannt hat, durch eine Kugel. Die Polizei tippt beim Mordmotiv auf Geldwäscherei oder Drogen, und Krallo fühlt sich plötzlich im Visier der Gesetzeshüter. Die Dinge geraten vollends aus dem Ruder, als überraschenderweise Julia entführt wird. Keiner weiß mehr, woran er ist. Was hat Julia mit der Sache zu tun? Wer jagt wen und warum? Um was geht es eigentlich? Krallo versucht mithilfe seiner "Paulianer" das Rätsel zu knacken... Die Story von Gunter Gerlach (mehrfach ausgezeichnet für seine Bücher mit dem Deutschen Krimipreis und dem Friedrich-Glauser-Preis für Kurzgeschichten) ist sehr komplex, und man muss schon richtig aufpassen, um alle wichtigen Details mitzubekommen. Mit viel Augenzwinkern werden die schrulligen Kiezbewohner vom Autor aufs Korn genommen, und der immer wieder aufblitzende Wortwitz ("Und was sag ich jetzt Hase? Der macht mich zur Schnecke!") oder auch Finessen wie Hases ... äh ... "interessante" Finanztheorie machen die spannende, teilweise brutale Story rund um den Kiez verdaulich. Die kauzigen Kiez-Charaktere können allerdings nicht alle überzeugen - manche sie sind einfach zu stark überzeichnet: vor allem Hase fällt einem mit seinem ständigen "Ich sach mal..." schon bald auf die Nerven. Spleenige Typen tummeln sich wohl zuhauf im Bezirk, so scheints, und vom neurotischen Ex-Lover-Aufgebot bis hin zu den abgedrehten Paulianern wird hier alles durch die Kakao gezogen, was Beine hat: ob Hase, Fetz (oder Fatz? Oder Fats? Was denn nun? Regie!!), der aufdringliche Penner oder Tina - hier wird ganz schön dick aufgetragen. Aber die schrillen Figuren sorgen natürlich auch für viele Lacher am Rande. Sehr gut sind die Sprecherleistungen, allen voran die der Hauptcharaktere: Detlef Tams als Krallo, Eva Habermann als Julia und Patrick Bach als Torben spielen richtig stark auf. Vor allem Habermann und Tams, die den größten Anteil am Geschehen haben, überzeugen in allen - noch so prekären - (Gefühls-)Lagen. Leider wird dem Hörer die detaillierte Besetzung der Nebenrollen vorenthalten. Schade darum, aber dass Monty Arnold "Hase" spricht, kann man doch erahnen, und Lilo Wanders ist wohl als "Tina" unterwegs. Kritik geht an die Regie: Leider fehlt es dem Hörspiel
insgesamt an Dynamik. Die Schnitte zwischen den einzelnen Szenen hätten
geschickter ausfallen dürfen: Dialog reiht sich an Dialog, und es
fällt manchmal schwer mitzubekommen, wo die Szenen spielen; plötzlich
befindet man sich nicht mehr im Café, sondern in einer Wohnung
- ohne erkennbaren Übergang. Letztendlich ist das wohl auch der Grund,
warum die Story an manchen Ecken unübersichtlich erscheint. Die wenigen, eher monotonen Musikstücke wiederholen sich für meinen Geschmack zu oft. Mal dienen sie zur Szenenabtrennung, mal werden sie als Dauermusik leise im Hintergrund eingeblendet, aber alles in allem sind sie zu wenig abwechslungsreich. Die Geräuschkulisse geht insgesamt in Ordnung, nur die Szene im Jolly Rogers klingt nicht stimmig. Vermisst habe ich auch den Einsatz von Stereoeffekten - damit hätte man für mehr akustischen Pepp sorgen können. Nettes Gimmick: das Falt-Booklet enthält neben
den Daten der drei Hauptsprecher zusätzlich eine Art "Brettspiel",
das aus einem Stadtplan-Auszug, auf dem die Spielszenen eingezeichnet
sind, Aktionsfeldern und Spielfiguren zum Ausschneiden besteht.
"Tod + Teufel auf St. Pauli" ist nicht perfekt,
unterhält aber 51 Minuten lang gut: spannende Story, gute Sprecherleistungen,
viel Witz - nur an Dynamik fehlts Weitere Infos und Download: http://www.hamburg-krimis.de; http://www.vitaphon.de
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