Helge Schneider Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas Ungekürzte Autorenlesung mit Klaviermusik |
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Sprecher: Helge Schneider Covertext:
"Ich lächelte mein Gewinnerlächeln und legte verwegen meinen Arm um ihre Taille, als sie ihre Fanta an die verhärmten Lippen setzte ... Sie wurde nur rot, als ich sie mit spitzen, angefeuchteten Lippen auf ihren sonnengegerbten Hinterhals küsste. Der Gestank, der aus ihrer Frisur quoll, war schlicht und einfach erbärmlich. Wie kann man sich nur so verschandeln. - 'Dieser Geruch macht mich fast blind, gnädige Frau!'" Dies ist mein Erstkontakt mit einem "Schreibewerk" von Helge Schneider - und ich hörte und staunte: Helge schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das Ergebnis würde alle meine Deutschlehrer in tiefe Ohnmacht stürzen, aber was dabei herausgekommen ist, ist teuflisch unterhaltsam. Rodriguez Faszanatas ist ein schmieriger Geselle, einer von ganz unten, der mit viel Engagement und beruflichem Ehrgeiz beinahe alles tut, um seine Ziele zu erreichen: er umgarnt, betrügt, belügt die Sorte von Frau, von der er meint, dass sie umgarnt, betrogen und belogen sein will, und nimmt seinen Beruf als Heiratsschwindler so ernst, dass er dafür auch mal Kopf und Kragen riskiert. Merkwürdigerweise scheint ihm das Glück allzu oft hold, denn einige seiner vielen Angetrauten sterben gar seltsame Tode, und Faszanatas trifft scheinbar nie die Schuld... Wie auch immer: der Mann hats schwerer als man denkt. Zehn Handys hat er (von Berufs wegen), und er rackert sich mit seinen verhärmten Opfern "redlich" ab - das ist kein Zuckerschlecken! Dass Rodriguez Faszanatas ein tougher Kerl ist, der auf eine harte Kindheit voller Gewalt und Analphabetentum zurückblickt, und er wegen ein paar Mietrückstände kurz mal seinen nervenden Vermieter erschlägt, dessen Leiche zersägt und in Mülltüten verpackt in den Fluss wirft, das nur nebenbei. Doch kurz vor dem ersehnten und lange und hart erkämpften Ruhestand trifft ihn das Schicksal nochmal so richtig dolle... doch davon auch nachher nix mehr. Wer alles wissen will, der muss hören. Oder lesen. - Das Leben des Faszanatas ist makaber, derb, erschütternd - und auf jeden Fall für unerschrockene Hörer mit schwarzem Humor hörenswert. So wie Helge Schneider gegen JEDE Regel schreibt, so
liest er auch gegen jede Regel: man hört ihn hin und wieder blättern,
seinen Kaffee umrühren, genüsslich das heiße Schwarzgetränk
schlürfen, er wird laut, nölt, schreit, lässt ab und zu
gezielt Dialekt in seine Darbietung einfließen ("Mannekwiin")
- kurz gesagt, er liest herrlich verquer, und ein gelernter Profisprecher
à la Gerd Westphal würde es wohl gar nicht witzig finden,
mit ihm in einen Topf geworfen zu werden. Heraus kommt - und das ist das Schöne - ein Vortrag, der "against all odds" einfach köstlich unterhält.
Schamlos amüsant! |