Helmut Ballot Das Haus der Krokodile Kriminalhörspiel von Hans Paulisch nach der Erzählung von Helmut Ballot |
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Victors Eltern fahren in Urlaub - ohne die Kinder Victor, Cora und Luise. Für die drei Laroche-Sprösslinge bahnt sich eine Zeit der Freiheit an - vier Wochen ohne Eltern! Aber wen sieht Victor in dem unheimlichen alten Haus der Famile im Spiegel? Und das ist erst der Anfang... unheimliche Geräusche, Fußspuren... Als Victor dann noch das Tagebuch der verstorbenen zehnjährigen Cäcilie findet, die früher im Haus gewohnt hatte, kommt er einem alten Familiengeheimnis auf die Spur. Was hat es mit den kleinen ausgestopften Krokodilen auf sich, die überall auftauchen? Und was mit Cäcilies rätselhaftem Unfalltod? Es ist ganz einfach: Gute Geschichte schaffen es durch die Zeit. "Das Haus der Krokodile" ist so eine Geschichte. Unvergesslich die TV-Adaption mit Tommi Ohrner aus dem Jahre 1975. Und ebenso unvergesslich für die, die es damals hörten, auch das gleichnamige Hörspiel von 1976 unter der Regie von Peter Folken, das die spannende Story auf 48 Minuten zusammendampft und eine ebenso unheimliche Sogwirkung entfaltet... Spielt die Geschichte des bekannten TV-Mehrteilers in München, so spielt das Hörspiel in Berlin, ansonsten sind alle Figuren präsent, die man auch aus der Fernsehproduktion kennt. Ein Mann im Spiegel, ein altes dunkles Haus mit Speiseaufzug, eine beklemmende Atmosphäre, die sich durch die gesamte Produktion zieht... dazu eine ungemein fesselnde Story mit Hand und Fuß, die den jungen Victor tief in die Familienvergangenheit hineinzieht - und in einen echten Kriminalfall! Dieses Hörspiel nach der Erzählung von Helmut Ballot ist eine kleine, fast vergessene Perle, schließlich ist die Produktion schon fast vierzig Jahre alt und sowohl LPs als auch MCs werden nicht allzu oft gehandelt. Regisseur Peter Folken war sehr produktiv: viele Karl-May-Hörspielskripte, dazu Sprecherrollen (er war gelernter Schauspieler) und Regiearbeiten - er prägte damit die Siebzigerjahre im Genre Kinder- und Jugendhörspiel. Vor allem sein Winnetou-Dreiteiler, in dem er auch den "Santer" gab, ist vielen noch heute im Ohr. Interessantes am Rande: HAFO-Produktion steht lapidar unter den Produktionsdaten. Dahinter verbirgt sich das kreative Team Konrad HAlfer und Peter Folken. Die eingesetzten Sprecher um Gillis van Rappard, Johannes Kolberg, Inge Wittek, Jochen Ballin, Ulla Danz, Brigitte Zepf, Toni Slama, Wolfgang Graczol, Hans Rewendt und Fred Reyes setzte Regisseur Folken übrigens auch in vielen seiner anderen Hörspiele ein, etwa in "Der Wildtöter", "Der Graf von Monte Christo", "Meuterei auf der Bounty", "Lone Rangers", "Old Surehand" oder "Buffalo Bill" - nur der Sprecher des jungen Victor, Per Stokstad, findet sich in keiner weiteren mir bekannten Produktion. Für die Hörspielfassung brachte Hans Paulisch (der auch schon für "Lone Rangers" und "Buffalo Bill" mit Regisseur Peter Folken zusammenarbeitete) eine Rahmenhandlung ein, die das Buch so nicht kennt: Der nun erwachsene Victor, mittlerweise Kriminalrat, erinnert sich im gemeinsamen Gespräch mit seinem Freund Fritz an die weit zurückliegenden Vorkommnisse im "Haus der Krokodile" - und somit an seinen allerersten Kriminalfall... Das alte PEG-Hörspiel (auch in der Jugendserie Polyband erschienen) wartet mit einer für damalige Verhältnisse guten Geräuschkulisse auf: Straßenlärm, Kirchenglocken, Gewitter, dazu vor allem im Haus knarzende Dielen und Türen, das Ticken der alten Standuhr - man hat förmlich den Staub der unheimlichen Villa in der Nase. So verbreitet sich sehr viel Atmosphäre, die die fesselnde Story noch weiter unterstreicht. Auch viel Musik kommt zum Einsatz, teils recht schräg-psychedelisch, teils volkstümlich - eine gelungene Mischung. Solche Hörspiele macht man heute - natürlich - nicht mehr. Das wäre wohl auch nicht angebracht, gemessen an den technischen Finessen, die sich mittlerweile bieten. Aber an Atmosphäre sind einige der alten Kinderhörspiele einfach nicht zu übertreffen - so wie eben dieses hier: "Das Haus der Krokodile" ist ein kleiner Geheimtipp für Fans der "alten" Hörspielkunst.
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