Hans Gruhl Das vierte Skalpell Krimiklassiker Hörspiel |
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Kritik: Röntgenarzt Dr. Thomsen zieht es zu neuen Ufern: ein Stellungswechsel muss her, und flugs entscheidet er sich für Köln, wo die Bezahlung am Klinikum nicht übel und der Karneval nicht weit ist... Als erstes begibt er sich auf Zimmersuche, aber das Unternehmen ist nicht so leicht zu bewältigen: zu alt, zu fein, zu teuer, zu piefig ... Da bleibt eigentlich nur ein Inserat übrig: ein Medizinstudent, der seine günstige Kellerwohnung abtreten möchte. Thomsen will sich das Etablissement anschauen, doch was er dort findet, verschlägt ihm die Sprache: einen Toten mit Skalpell im Brustkorb! Der Schreck sitzt ihm noch in den Gliedern, als er am Klinikum seine Stelle antritt und es dort zu einem weiteren Todesfall unter Skalpelleinwirkung kommt - und wieder ist ausgerechnet er der "ehrliche Finder"! Thomsen beginnt - gemeinsam mit Kommissar Nogees - sich ein bisschen umzusehen... Mit "Das vierte Skalpell" ist erneut ein herrlicher spannender Krimispaß aus der Feder von Hans Gruhl zu hören, der wieder einmal im Ärztemilieu spielt - kein Wunder, wo Gruhl doch selbst Mediziner war und sich dort einfach bestens auskennt. Ebenfalls erneut gibt es ein Wiederhören mit dem beständig auftretenden Kriminalkommissar Nogees, der in allen Gruhl-Krimi-Hörspielen mit kühlem Kopf ermittelt. Wer die anderen drei Gruhl-Geschichten bereits kennt, weiß, was ihn erwartet: Nach "Fünf tote alte Damen", "Nimm Platz und stirb!" und "Die letzte Visite" ist dies leider die letzte der vier Radiohörspiel-Inszenierungen, die im PIDAX Verlag erschienen sind. Intelligenter Humor, witzige Dialoge, vor Charme Funken sprühende Hauptfiguren, die gleichzeitig auch immer Ich-Erzähler sind, ein nebulöser Kriminalfall - aufgebaut sind sie alle gleich - aber langweilig werden sie nie, die Gruhl-Krimis. "Das vierte Skalpell" ist eine Koproduktion von WDR und SFB (heute rbb) aus dem Jahre 1968. Zum dritten Mal durfte sich Regisseur Curt Goetz-Pflug ans Werk machen, und er hat eine Sprecherriege zusammengetrommelt, die es in sich hat: Neben den Dauer-Hauptdarstellern Martin Hirthe (dt. Stimme von Walter Matthau und Telly Savallas) und Arnold Marquis (dt. Stimme von John Wayne und Richard Widmark) sind unter anderem Gert Haucke ("Papa, Charly hat gesagt..."), Enzi Fuchs ("Zwei Münchner in Hamburg"), Günther Tabor ("Die Gentlemen bitten zur Kasse"), Elisabeth Hitzenberger, Käte Jöken-König, Paul Wagner, Heinz Welzel und Sigrid Pein zu hören. Herauszuheben aus dieser Produktion ist die hitverdächtige Musik von Wolfgang Wölfer: sie hätte auch jedem TV-Krimi der Sechzigerjahre gut zu Gesicht gestanden. Die übrige Geräuschkulisse ist - wie man das damals so hatte - eher dünn, aber völlig ausreichend, und im Zusammenspiel mit der Musik ist ein typischer Krimi mit viel Sixties-Flair entstanden, den man immer wieder gerne hört. Die Aufmachung des als MP3-CD vom PIDAX-Verlag herausgegebenen
Hörspiels ist recht spartanisch: ein Einlegeblatt vorne, das die
Produktionsdaten enthält, und auf der Rückseite des Jewel-Cases
noch ein paar Sätze zum Inhalt: das sieht nicht nach viel aus, hält
aber den Preis klein - und der liegt mit unter 10 Euro für ein über
dreistündiges Hörspiel extrem niedrig. Fazit: "Das vierte Skalpell" ist ein großartiger Krimi-Klassiker: spannende, witzige und clevere Unterhaltung aus den "goldenen Sechzigern" des Radiohörspiels - Hörtipp!
Weitere Infos: http://www.pidax-film.de/ |