Florian Goldberg

Great Eastern oder Heimstatt für Idioten

Hörspiel
Produktion: SWR 2013
ca. 68 Minuten

 


Musik: Jörg Gollasch
Regie: Heike Tauch

Sprecher:
Alexander Radszun, Valery Tscheplanowa, Rosemary Hardy, Padma Kapila, Prashant Jaiswal, Christine Oesterlein u.a.


Inhalt:
Tübingen im Jahr 1981. Ein selbstverschuldeter Hausbrand ändert das Leben des Banklehrlings Roland Stiller für immer. Seine junge Ehe zerbricht, er verliert das Sorgerecht für seine kleine Tochter, gerät ins Drogenmilieu und flüchtet, als weitere Katastrophen drohen, nach Indien, um in einem Ashram Erleuchtung zu suchen.
30 Jahre später steht er unvermittelt vor der Tür seiner Tochter Beatrix, die inzwischen als erfolgreiche Architektin mit ihrer Lebensgefährtin Laura in Köln wohnt. Eine vorsichtige Annäherung beginnt. Eingebettet in die Vater-Tochter-Geschichte erzählt das Hörspiel von den jungen westdeutschen Sinnsuchern der 70er- und 80er-Jahre, die mit ihren Lebensexperimenten das Gesicht der Bundesrepublik fast unbeabsichtigt veränderten.



Kritik:

Am 14.4. sendet der SWR 2 "Great Eastern oder Heimstatt für Idioten" von Florian Goldberg. Das Hörspiel nimmt den Hörer mit auf eine ganz persönliche Spuren- und Sinnsuche, erzählt von der behutsamen Annäherung zwischen Vater und Tochter, die sich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen haben und nun eine Beziehung knüpfen, die es eigentlich vorher nie zwischen ihnen gegeben hatte.

Die Geschichte pendelt geschickt zwischen Rückblenden aus dem Leben des Vaters und der Gegenwart in Deutschland hin und her und deckt dabei auch unangenehme Wahrheiten auf - vom schmerzvollen Aufwachsen der Tochter bei einer Mutter, die die Verantwortungslosigkeit des Vaters nie verwunden hat, bis hin zum bitteren Ende der Geschichte, das den Kreis des schwäbisch-indischen Lebens"experiments" endgültig schließt.

Die Sprecher rund um Alexander Radszun als Vater Roland Stiller, Valery Tscheplanowa als dessen Tochter Beatrix, Rosemary Hardy als Lebensgefährtin Laura sowie der übrige Cast agieren stimmig. Die leise Inszenierung von Heike Tauch mit kleinen Kompositionen von Jörg Gollasch sorgt für eine ruhige, zumeist besinnliche Atmosphäre.


Fazit:

(Irr-)Wege des Lebens: Interessante und durchaus spannende Spuren- und Sinnsuche einer Generation, die mit alten Traditionen brach - nicht zu früh ausschalten, der Abspann wird noch einmal unterbrochen!


Sendetermin:
Sonntag, 14.4. | 18.20 Uhr | SWR2 Hörspiel am Sonntag

Dieses Hörspiel steht nach der Sendung eine Woche als On-Demand-Stream auf: SWR2.de/hoerspiel