Covertext:
„Eigentlich war es noch Herbst. Aber im Nordosten
Kanadas war diese Jahreszeit unbekannt. Es gab einen kurzen schlammigen
Sommer. Dann kam der Winter. Wir waren zu dritt: Eine Medizinerin, die
zudem als Expertin für übersinnliche Phänomene galt. Ein
junger Mann mit militärischer Spezialausbildung, der für unsere
Sicherheit verantwortlich war, und ich. Ein Geheimauftrag der Trudeau-Kommission.
Vor 32 Jahren. Wir waren unterwegs zu einem der unwirtlichsten Orte Kanadas.
Der offizielle Name lautete Fairlane, aber die meisten, die dort lebten,
nannten es At the Butcher’s. Das stählerne Eingangstor stand
halb offen. Wir traten in den Innenhof. At the Butcher’s machte
seinem Namen alle Ehre...“
Kritik:
Die zweite Folge des Zweiteilers lässt kaum Zeit
zum Durchatmen und startet ohne viel Federlesens durch:
ACHTUNG - SPOILER - alle, die Teil 12 noch nicht gehört haben, wegschauen!!
Bakerman und Joyce Kramer, die beide mitten in der Methangasexplosion
unter Tage feststecken, kämpfen ums nackte Überleben in dem
Inferno, nachdem sie die Bekanntschaft mit einem Wesen gemacht haben,
das sie dort unten beinahe umgebracht hätte... Und dann entdecken
die beiden noch eine Landkarte, auf der die zehn fahlen Orte eingezeichnet
sind... Steven wird eingeflogen, kann aber nicht helfend eingreifen. Bakerman
und Joyce kommen zwar mit dem Leben davon, doch Joyce muss ins Krankenhaus
eingeliefert werden.
SPOILER ENDE
Steven Burns fordert von Bakerman endgültig die Wahrheit über
das, was er soeben bei Yellow Ma über seine Kindheit erfahren hat.
Bakerman beschließt, Steven eine Geschichte zu erzählen, die
schon 32 Jahre zurückliegt... und die Stevens Weltbild derart ins
Wanken bringt, dass er die Wahrheit kaum erträgt, die er von Bakerman
zu hören bekommt... - Denn Bakerman erzählt ihm von der Trudeau-Kommission,
der er damals angehörte, ebenso wie der echte, der erste Luther Niles,
der zusammen mit Bakerman und einer Medizinerin nach Fairlane geschickt
wurde, um in einem der verrufensten Hochsicherheitsgefängnisse nach
dem Rechten zu sehen.
Ein Auftrag, der als Routine beginnt, aber zum Ausgangspunkt der entsetzlichen
Wahrheit über Steven Burns’ Geschichte werden wird...
Eine tolle Folge, die an Spannung und Atmosphäre
kaum zu überbieten ist. Wie schon in Folge 7, „Die Fänge
des Windes“, spielt die Geschichte auf zwei Zeitebenen - einmal
in der Gegenwart und dann noch in Fairlane vor 32 Jahren. Geschickt wird
ab und zu die Haupthandlung unterbrochen, um die Reaktion Steven Burns
zu verfolgen, dessen Gemütszustand von Ärger über Fassungslosigkeit
bis hin zu schierer Verzweiflung am Ende reicht. Klasse gemacht.
Die packende Atmosphäre ist wieder das A und O,
das einem die (Gänse-)Haut mit kaltem Schweiß zu überziehen
vermag - klirrende Kälte, knirschender Schnee, heulender Wind, Explosionen,
Action - das scheint alles urplötzlich im Wohnzimmer um einen herum
aufzutauchen und vorzugehen. Absolut top. Die Musik tut ein Übriges
dazu, die gnadenlose Atmosphäre zu unterstreichen, die sich in Fairlane,
am Ende der Zivilisation, auftut.
Sprechertechnisch hat man die Folge so verändert,
dass über weiteste Teile Bakerman (Ernst Meincke) selbst als Erzähler
fungiert - eine Variante, die man aus „Die Fänge des Windes“
schon kennt und die Sinn macht. Stammerzähler Kluckert hat nur einen
winzigen Part.
Sehr gut in dieser Folge auch Bernd Vollbrecht, der die Rolle des Steven
Burns hervorragend ausfüllt.
Fazit:
Mit Sicherheit eine der besten Folgen bisher - auf
jeden Fall unglaublich packend und eine wichtige Folge für die ganze
Serie, in der der Charakter des Steven Burns weiter geformt wird und Fragen
aufdeckt werden. Eine Folge, in der der echte Luther Niles auftaucht,
eine Folge mit einem grauen Engel - eine Folge mit viel Bakerman - und
darüber hinaus schlichtweg ein tolles Hörspiel.
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