Heiko Martens

Prof. Sigmund Freud - 05 - Friedhof der Namenlosen

Kriminalhörspiel
Produktion: STIL in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk
ca. 73 Minuten
1 CD; Euro 10,99


Regie, Ton und Musikkomposition:
Simon Bertling und Christian Hagitte

Sprecher:
Sigmund Freud: Hans-Peter Hallwachs
Anna Freud: Felicitas Woll
Karl Gruber: Andreas Fröhlich
Über-Ich: Nicolas Artajo
Es: Cathleen Gawlich
Frau Fraydl: Ulrike Gubisch
Friedhofsverwalter Malina: Jürgen Wolters
Josefine: Daniela Schulz
Brettermeyer: Timo Semik
Martha: Kerstin Sanders-Dornseif
Namenloser: Heiko Pinkowski
Namenlose: Mona Eckert


Inhalt:
Auf dem Friedhof der Namenlosen in Wien liegen die Selbstmörder, die sich durch einen Sprung in die Donau das Leben genommen haben. Als der Fluss jedoch das offensichtliche Opfer eines Mordes anschwemmt, übernimmt Karl die Ermittlungen. Mit Anna und Sigmund als Unterstützung begibt sich der Gendarm in das Milieu, aus dem das Opfer zu stammen scheint: Die Welt der Dirnen und Zuhälter im Wiener Gürtel.


Kritik:

Als eine Leiche aus der Donau gezogen wird, offenbart sich dem Gendarmen Karl Gruber schon bald, dass es sich nicht um den üblichen Selbstmord-Fund handelt. Nein, hier geht es um ein Verbrechen. Aber wer kann ein Interesse daran haben, eine Prostituierte zu ermorden und warum? Gruber bittet Sigmund Freud um Hilfe bei diesem äußerst kniffligen Fall. In der Halbwelt des Wiener Gürtels greift Freud zu seinen "hauseigenen" Mitteln ... mit Erfolg?

"Friedhof der Namenlosen" wartet neben dem psychologischen Part mit Action und sogar mit humorigen Szenen auf, etwa wenn Freud kurzerhand eine Prostituierte "auf die Couch" legt. Die drei Hauptcharaktere der Reihe bekommen Folge für Folge mehr Feinschliff, und man fühlt sich langsam schon wie zu Besuch bei guten Bekannten - das Serienkonzept greift.

Während sich die (äußeren) Untersuchungen zum Fall auf den Wiener Gürtel einpendeln, kommen auch in Folge 5 wieder die voyeuristischen und anschaulichen Dispute zwischen Freuds Es, Über-Ich und Ich zum Zug - denn Freud hadert diesmal vor allem mit seinen Vaterqualitäten, und seine Zerrissenheit wird sehr plastisch zum Ausdruck gebracht.

Auch der Nebenerzählstrang um die von ihren Träumen irritierte Frau Fraydl ist interessant anzuhören - ohne eine der berühmten Couch-Sitzungen gehts halt nicht ab im Haus des großen Analytikers, und das ist auch gut so.

Das Sprechergespann gefällt einmal mehr: Hans-Peter Hallwachs, Felicitas Woll und Andreas Fröhlich spielen famos, und die Gastrollen sind mit Ulrike Gubisch, Jürgen Wolters, Daniela Schulz, Timo Semik, Kerstin Sanders-Dornseif gut besetzt.

Erneut zaubert Christian Hagitte mit seinen Solisten Arianne Spiegel (Cello) und Burak Özdemir (Fagott) eine eindrucksvoll starke, unter die Haut gehende Klangkulisse in die Gehörgänge, die mit disharmonischen Elementen gespickt ist und die spannungsreiche und aufgewühlte Atmosphäre generiert, die der Serie so gut zu Gesicht steht.

Im Booklet kann man neben den Produktionsdaten drei kurze, das Hörspiel begleitende Artikel zu den Themen "Freud und die Frauen", "Prostitution und Wiener Gürtel" sowie "Pathologie und Rechtsmedizin" lesen. Leider gibt es immer noch die schlechte Lesbarkeit der Texte zu beanstanden.

Auch der wissenschaftliche Kommentar ist wieder mit an Bord, klingt diesmal aber abgelesen und ein bisschen wie eine Mischung aus Predigt und Vorlesung... Gut ausgearbeitet ist er aber, und Dr. Wolfgang Sitte erzählt Interessantes zu Narzismus, Egozentrik, idealisierten Beziehungen und mehr.


Fazit:

Freud erneut außer Haus: hochinteressante Folge und Hör-Tipp!


Infos: http://www.stil.name