Andreas Eschbach Kelwitts Stern gelesen von Sascha Rotermund Gesamtspielzeit: 294 Minuten |
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Kritik: Auf Jombuur ist es üblich, jedem Neugeschlüpften einen Stern zu schenken, und Kelwitts Stern ist die Sonne. So macht sich der junge Kelwitt eines Tages auf die traditionelle Orakelfahrt, die ihm seinen zukünftigen Lebensweg weisen soll. Dass die Sonne einen bewohnten Planeten aufweist, ist eine absolute Rarität, und Kelwitt ist derart fasziniert und neugierig, dass er - verbotenerweise - der Umlaufbahn zu nahe kommt und peinlicherweise abstürzt. Was natürlich streng verboten ist. Kelwitt muss nun eine ganze Woche auf dem eigenartigen Planeten ausharren, denn erst dann soll er wieder an Bord seines Raumschiffs genommen werden, das bis dahin außer Reichweite ist... Was der ahnungslose Kelwitt in dieser Zeit alles erlebt, schildert Andreas Eschbach, mittlerweile Bestsellerautor von Werken wie "Das Jesus Video", "Eine Billion Dollar", "Quest" und vielen anderen, hier amüsant und mit schwäbisch-drolliger Raffinesse. "Kelwitts Stern" ist ein durch und durch "knitzes" Buch, wie man im Schwäbischen sagt - es steckt voller Humor und Seitenhiebe auf die Welt, in der wir leben, ist teilweise eine sehr überzeichnete Karikatur, auf keinen Fall aber Science Fiction im herkömmlichen Sinne. Wenn der junge Kelwitt sich mit Fragen herumplagt, wie etwa, wozu die Menschen so viel essen, oder warum es Männer und Frauen gibt - oder wieso um alles in der Welt die Menschen auf so widerwärtig weichem Zeugs sitzen, dann muss man den kleinen naiven Außerirdischen einfach mögen und sympathisch finden. Doch das Kennenlernen einer fremden Welt und Lebensart ist ein beiderseitiges "Vernügen": die vierköpfige Familie Mattek, die Kelwitt aufgabelt, der auf der Schwäbischen Alb durch das Dach eines Heuschobers gebrochen ist, wird ebenfalls vor viele verwirrende Fragen und Aufgaben gestellt: Was tun mit diesem eigenartigen Wesen, das schon bald den Geheimdienst auf den Fersen hat...? Dazu kommt, dass die Kommunikation nicht immer ganz einfach ist: Kelwitt hat sich über Nacht im Fernsehen mit der menschlichen Sprache und Kultur "versorgt" und bezieht all sein Wissen aus amerikanischen Fernsehserien und Werbeslogans... ein herrlicher Spaß, der schonungslos die verrückte Medienwelt karikiert und bloßstellt, und die sich daraus ergebenden Situationen und Gespräche sind gnadenlos komisch... Wer einen typischen "Eschbach" erwartet, wie die in den letzten Jahren entstandenen Thriller "Der Letzte seiner Art" oder "Ausgebrannt", der wird sehr erstaunt sein, dass "Kelwitts Stern" ganz anders ist: das Buch ist eines der Frühwerke von Andreas Eschbach, atmet noch den unverbrauchten Charme eines im Werden befindlichen Starautors und ist sehr amüsant geschrieben, aber stilistisch nicht mit den neueren Werken zu vergleichen. Dafür wartet es mit Ideenreichtum und skurrilen, teils slapstickartigen Verwicklungen auf, nimmt sich selbst auf die Schippe und macht einfach rundum Spaß: ob Hobby-Ufologen, schwäbische Bauern, überzeichnete Geheimdienstler oder der amerikanische Präsident - hier kriegen alle augenzwinkernd ihr Fett weg. Sascha Rotermund liest, und er macht einen guten Job:
unaufdringlich, aber professionell bringt er die schwäbische E.T.-Variante
zu Gehör, und man leiht ihm gerne ein Ohr. Fazit: Kein typischer Eschbach, aber einer mit viel Charme
und Humor: Hörtipp für diese entspannte, gewitzte, entlarvende
schwäbische Alien-Posse! Infos und Hörproben gibt es hier: http://www.luebbe.de/Hoerbuecher |