Umberto Eco

Baudolino

Hörspiel
Verlag: Der Hörverlag
5 CDs; ISBN-13: 978-3899409789
Gelesen von Jens Wawrczeck, Peter Fricke, Michael Habeck
Regie: Leonhard Koppelmann
Produktion: SWR, NDR, Der Hörverlag 2002
Laufzeit: 369 Minuten


Sprecher:

Jens Wawrczeck, Peter Fricke, Michael Habeck u.v.a.

Inhalt:
Baudolino, ein schlitzohriger Bauernbengel aus dem Piemont, biegt mit seinen dreisten Lügen den Lauf der Dinge um. Zum Beispiel im Jahr 1154, als der 13-jährige Baudolino dem großen Barbarossa einen Bären aufbindet. Fortan ist er als kaiserlicher Ziehsohn mit dabei, wenn Geschichte geschrieben wird: Und er lehrt uns die auch heute noch gültige Einsicht, dass Geschichtsschreibung in erster Linie die Fälschung von Geschichte ist. Warum wollte Barbarossa wirklich ins Heilige Land? Und war es tatsächlich ein Badeunfall, bei dem er unterwegs umkam? Wenn Baudolino die Gebeine der Heiligen Drei Könige für den Transport nach Köln aufmotzt, dem Kaiser die Heiligsprechung Karls des Großen vorschlägt, einen Brief des mythischen Priesterkönigs Johannes fingiert oder falsche Reliquien in Umlauf bringt, dann wird klar, dass die ausgefuchsten Medien- und Pressestrategien der Moderne ihren Ursprung im Mittelalter haben.


Kritik:

Umberto Ecos Geschichten spielen gern mit der Geschichte: Nach "Der Name der Rose", dem Werk, mit dem Eco Weltberühmtheit erlangte, präsentiert uns der Autor mit "Baudolino" erneut einen Roman aus dem Mittelalter, einen "Schelmenroman", wie Eco ihn selbst nennt:

12. Jahrhundert: Baudolino, ein ungebildeter Bauernspross aus dem Piemont, trifft zufällig auf Kaiser Barbarossa und wird von diesem dank einer fantastischen kleinen Lügengeschichte als Ziehsohn aufgenommen. Fortan sieht Baudolino viel von der Welt, von Paris über Rom bis Byzanz, und biegt sich die Dinge immer wieder gerne so zurecht, wie sie ihm in den Kram passen. Vom Kreuzzug bis zum Heiligen Gral spinnt der wortgewandte Baudolino sich die Welt zurecht - mit viel Humor und recht authentisch noch dazu. Und sogar der Tod von Kaiser Friedrich Barbarossa bekommt hier einen neuen Farbanstrich...

Viel Geschichte wird hier spielerisch zu einer tollen, unterhaltsamen Story zusammengefügt, deren Hörspielumsetzung Leonhard Koppelmann sehr gut gelingt. Und wenn Baudolino in Münchhausen-Manier die Historie verdreht, bleibt kein Hörerauge trocken. Wer den üppigen Erzählstil von Umberto Eco mag, der wird auch an dieser groß angelegten Hörspielfassung, die von SWR, NDR und Hörverlag gemeinsam produziert wurde, viel Freude haben.

Mit mehr als 50 Sprechern, imposanter Geräuschkulisse und der Musik von Henrik Albrecht wird das Mittelalter lebendig, und man kann es stellenweise riechen und schmecken, so intensiv und fesselnd wird die Geschichte ans Ohr gebracht.

Die Hauptrolle spielt Jens Wawrczeck, der - wie immer wunderbar wandelbar - das Schlitzohr Baudolino zum Besten gibt. Neben ihm sind unter vielen anderen Peter Fricke als Niketas, Michael Mendl als Friedrich Barbarossa, Michael Habeck, Ernst August Schepmann und Irina Wanka zu hören - ein toller Cast, dem zu lauschen großen Spaß macht.

Ganze sechs Stunden dauert der Hörgenuss, und man ist richtig traurig, wenn der letzte Silberling seinem Ende entgegenzirkelt - gerne wäre man noch ein Weilchen länger Lauscher an der Wand der Geschichte und in der Nähe des wild fabulierenden Baudolino geblieben...


Fazit:

Umberto Ecos opulenter farbenprächter Baudolino-Kosmos in einer rundum tollen Umsetzung - Hörtipp für Freunde mittelalterlicher Hörspielunterhaltung!


Weitere Infos: http://www.hoerverlag.de - hier gibt es auch Hörproben!