Francis Durbridge

Das Halstuch

Kriminalhörspiel nach dem Fernsehspiel
198 Minuten
Produktion: Das Erste 1961/Der Audio Verlag 2010
Der Audio Verlag
3 CDs; ISBN 978-3-89813-967-0; Euro 19,99


Regie: Hans Quest
Musik: Hans Jönsson

Sprecher:
Erzähler: Friedhelm Ptok
Kriminalinspektor Harry Yates: Heinz Drache
Clifton "Terry" Morris: Albert Lieven
Marion Hastings: Margot Trooger
John Hopedean: Dieter Borsche
Vikar Nigel Matthews: Horst Tappert
Kim Marshall: Erica Beer
Edward Collins: Hellmuth Lange
Alistair Goodman: Erwin Linder
u.v.a.

Inhalt:

Das Fotomodell Faye Collins wird ermordet aufgefunden. Die Tatwaffe: ein Herren-Halstuch. Inspektor Harry Yates von Scotland Yard übernimmt den kniffligen Fall. Schon bald überschatten Drohbriefe und weitere Morde die Untersuchung, die Zahl der Verdächtigen steigt.

Kritik:

"Das Halstuch", 1961 fürs Fernsehen produziert, ist einer der klassischen "Straßenfeger", die damals das gesamte öffentliche Leben beinahe zum Erliegen brachten. Noch eins drauf setzte der Schauspieler Wolfgang Neuss, der am Tage der Ausstrahlung des sechsten und letzten Teils eine fette Annonce in die Zeitungen brachte, in der er den Mörder verriet! Ein waschechter Skandal!!

Der Audio Verlag hat nun aus der Original-Fersehfilm-Tonspur und einem extra neu eingefügten Erzähler ein Hörspiel "zusammengebastelt", das Durbridge-Fans sehr gefallen wird, ist das Ergebnis doch mehr als gelungen:

Der Nostalgie-Charme des Films lässt sich ohne Weiteres aufs Hörspiel übertragen, und so fühlt man sich gleich mit Einlegen der ersten CD in die Zeiten zurückversetzt, als Frauen noch "mein liebes Kind" genannt und Männer "Sonnyboy" gerufen wurden. Vor allem so herrlich altmodische und/oder skurrile Formulierungen wie "Bitte behalten Sie doch Platz", "Eine weibliche Stimme hat angerufen" oder Dialoge wie "Ich fürchte er trinkt." - "Oh, er wird Durst haben." lassen den Hörer vergnügt vor sich hin schmunzeln und entspannt im (virtuellen) Ohrensessel zurücksinken...

Die Story selbst kennt - dank des Fernseh-Straßenfegers - eigentlich jedes Kind: Eine junge Frau wird im beschaulichen Littleshaw ermordet - mit einem Herrenschal. Fortan beginnt die Suche nach dem mysteriösen Halstuch und dem Mörder, ein verschwundenes Feuerzeug spielt eine Rolle, ein abhanden gekommener Mantel und Drohbriege. Alibis fliegen auf und werden wieder hingebogen, nur um kurz darauf erneut wie ein Kartenhaus zusammenzuklappen... Und dann geschieht - wie bei Durbridge so üblich - ein weiterer Mord.
Doch Kriminalinspektor Harry Yates ermittelt cool und mit Übersicht, und so gelingt es ihm trotz seiner "totalen hoffnungslosen Inkompetenz" (Zitat Edward Collins) das Rätsel um den Mörder zu lüften!

Die Original-Schauspieler, also die Sprecher des Hörspiels, sind die Stars der damaligen Zeit: Heinz Drache, Horst Tappert, Dieter Borsche, Hellmuth Lange und viele mehr agieren ganz im kantigen Stil der Sechzigerjahre - und überzeugen auch als "Tonspur". Dazu wird - neu eingemischt - Friedhelm Ptok als Erzähler aufgefahren, um die Szenen zu erklären, die im TV optisch ausreichend waren, aber nun im Hörspiel dringend erläutert werden müssen. Friedhelm Ptok ist ein großartiger Erzähler, das hat er schon sehr oft bewiesen, und seine Stimme passt auch hervorragend ins "Halstuch". Eine wirklich exzellente Wahl.

Leider hat man sowohl die schmissige Titelmusik als auch den Erzählpart etwas zu laut eingemischt, und die altersüblichen Tonschwankungen, die vor allem in Teil 4 (der Film wurde ursprünglich als Sechsteiler ausgestrahlt) auffallen, tun ein Übriges dazu, dass man sich nicht allzu weit vom Lautstärkeregler entfernen sollte. Insgesamt ist die Tonqualität des immerhin schon beinahe 50 Jahre alten Klassikers allerdings durchaus bemerkenswert.

Wer die Paul-Temple-Hörspiele von Autor Francis Durbridge kennt und liebt, wird einige Musikstücke entdecken, die aus der großartigen Temple-Hörspielreihe des WDR mit René Deltgen stammen: Hans Jönsson war hier wie dort für die Musik zuständig, und so gibt es richtig gute Kompositionen zu hören. Die Titelmusik erinnert sogar ein bisschen an Mancini.

Fazit:

Ein Meilenstein der deutschen Filmgeschichte funktioniert auch als Hörspiel prächtig: das Schwarz-Weiß-Flair flimmert förmlich durch die Boxen - absoluter Hörtipp für Durbridge-Freunde!

Weitere Infos: http://www.der-audio-verlag.de