Michael Chabon Die Vereinigung jiddischer Polizisten Hörbuch |
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Kritik: Als in Siska, Alaska, die Leiche eines jüdischen Schachgenies gefunden wird, ruft man Meyer Landsman zu Hilfe. Nicht, weil er der Beste ist, sondern weil er in dem abgetakelten Hotel wohnt, in dem auch der Tote - war es Mord? - unter falschem Namen gewohnt hat und gestorben ist. Meyer Landsman ist Polizist, Detective Inspector (nicht wie es fälschlicherweise auf dem Cover steht: Detektiv!), und er hat schon bessere Zeiten gesehen. Seine neue Chefin ist seine Ex-Frau - nicht die perfekteste aller Möglichkeiten -, und er selbst ist ein Loser-Typ, der sich in bester Raymond-Chandler-Manier durch den Tag bringt. Meyer Landsman ist das, was man einen Klassiker unter den Ermittlern nennt: ein "hard boiled"-Schnüffler, ebenso trinkgewohnt wie zynisch, der immer noch seiner Ex-Frau nachtrauert und vom Leben stark mitgenommen ist. Und er ist - wie das Milieu, in dem ermittelt wird - jüdischer Herkunft. So thematisiert das (Hör-)Buch viele Details jüdischer Lebensweisen, und es wäre gut, ein paar Kenntnisse dieser Kultur mitzubringen. Immer wieder wird auf Bräuche, Geschichte, jüdisches Familienleben und religiöse Besonderheiten Bezug genommen. Autor Michael Chabon, der bereits für seinen Roman "Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay" den Pulitzer-Preis erhalten hat, steckt voller Ideen, und die Story ist stets spannend und interessant, voller Humor, Sarkasmus und Anspielungen, die es zu erhören gilt. Chabon hat mit "Die Vereinigung jiddischer Polizisten" eine sehr gelungene Hommage an den Noir-Krimi geschrieben. Und sein Stil ist sehr passend gewählt: die harte, präzise, lakonische Sprache erinnert an die großartigen Philip-Marlowe-Romane der Vierzigerjahre. Der Hörer wird förmlich aufgesogen von dieser brillant geschliffen erzählten Story, die in einem fiktiven jüdischen Staat am Ende Amerikas - mitten in Alaska - angesiedelt ist. Strange und faszinierend - eine vollkommen andere Welt. Armin Rohde liest ebenso ungeschliffen, schroff und lakonisch wie sein Pendant, der melancholische Meyer Landsman, angelegt ist. Eine sehr gute Vorstellung, die überzeugt und gut zu der spannenden Hard-boiled-Geschichte passt. Die Lesung wird eingerahmt von jiddischer Musik, die am Ende jeder CD zum Einsatz kommt. Vermisst habe ich ein Booklet mit Erklärungen der
vielen jüdischen Begriffe, die in der Geschichte auftauchen. Das
wäre sehr hilfreich gewesen. Fazit: Intelligent, spannend, mit leisem Humor und brillant
geschrieben - Hörtipp für diesen etwas anderen Krimi! Infos und Hörproben gibt es hier: http://www.luebbe.de |