Inhalt:
Der Dschinn Bartimäus bekommt eines Tages den Auftrag, dem hochnäsigen
Zauberschüler Nathanael zur Seite zu stehen: ein Auftrag, der Bartimäus
zunächst alles andere als glücklich macht. Dann aber beginnt
ein Abenteuer, das die zwei aneinander schweißt. Nathanael versucht,
sich am mächtigen Zauberer Simon Lovelace zu rächen und ihm
das berühmte Amulett von Samarkand zu stehlen. Mit Bartimäus’
Hilfe gelingt das auch - aber es löst eine ganze Reihe von Problemen
aus...
Kritik:
„Das Amulett von Samarkand“ ist der erste Teil einer Trilogie
um den Dschinn Bartimäus, einen über 5000 Jahre alten Dämon
(vom Format der 14. Kategorie), der bereits mit König Salomon sprach
und die Mauern von Uruk, Karnak und Prag wieder aufrichtete. Bartimäus
gehört damit zu den Großen, und darum ist er auch über
alle Maßen verblüfft, als er von einem zwölfjährigen,
blassen, ungezogenen Dreikäsehoch namens Nathanael beschworen wird.
Nein, verblüfft ist wohl nicht das richtige Wort. Bartimäus
ist schockiert, für ein solches Bürschchen eine Aufgabe ausführen
zu müssen. Noch dazu will der angehende Zauberer Nathanael, dass
Bartimäus ausgerechnet das Amulett von Samarkand stieht, das sich
im Besitz des mächtigen Ministers Simon Lovelace befindet. Aber Beschwörung
ist Beschwörung, und so macht sich Bartimäus pflichtbewusst
auf die Socken, den Auftrag schnell auszuführen, dessen Gründe
Nathanael ihm nicht weiter erläutern will.
Doch damit treten die beiden eine Lawine los, die einen Reigen von unliebsamen
Ereignissen auslöst: Entführung, Folter und sogar einige Morde
sind die Folge, und Nathanael und Bartimäus, die sich beide nicht
riechen können, aber durch die Ereignisse aneinandergekettet werden,
haben alle Hände voll zu tun, lebend aus der Geschichte herauszukommen.
Fantasygeschichten gibt es viele, aber das Universum,
das Jonathan Stroud um seine beiden „Helden“ Bartimäus
(den Dschinn, der scharfzüngig und welterfahren vor allem das Böse
in den Menschen sieht und sich clever und mit Witz durchs lange Leben
schlägt) und den Jungen Nathanael (einen talentierten, aber hochnäsigen
angehenden Zauberer, der in der Familie des Zauberers Mr. Underwood aufwächst,
welcher sich allerdings als skrupellos und inkompetent herausstellt) herum
webt, fasziniert. Dabei sind Zauberer in Strouds Welt nicht wie sonst
üblich seltsam gekleidete, verschrobene, weißhaarige, nette
„Gandalfs“, sondern die heimliche Nadelstreifen-Elite Englands,
die Politiker, die alle Fäden ziehen und auf die normalen Menschen
mit Verachtung herabsehen.
Faszination üben vor allem die beiden Hauptcharaktere aus, die nicht
einfach nur edle Helden sind, wie Hauptpersonen in Fantasyromanen sonst
so oft. Beide haben ihre Ecken und Kanten, spielen mit ihren Mitmenschen
und Mitdämonen auch schonmal berechnende Spielchen, um ihren Willen
durchzusetzen - kurz und gut: sind Charaktere, die sehr realistisch wirken,
zu Beginn von ihrem jeweiligen Gegenüber gar nichts halten und zu
allem Überfluss auch noch gegen ihren Willen zu einem Team zusammenfinden
müssen.
Stroud erzählt die fesselnde, spannende, sehr actiongeladene
Geschichte aus zwei Perspektiven: zum Einen aus der Sicht Bartimäus‘
(als sarkastischer Ich-Erzähler), und zum Zweiten aus Sicht von Nathanael
(in der dritten Person). Dieses Rezept geht gut auf, und man verliert
beim Hören auch nie den Überblick.
Martin Semmelrogge passt gut zu Bartimäus, denn
seine „dreckige“ Sprechweise harmoniert gut mit den frechen
Charakteren, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Semmelrogge verleiht
allen Figuren viel Charakter, schnoddert zwar hin und wieder ein wenig,
aber das kennt man ja. Wer nicht auf eine hundertprozent perfekte Aussprache
Wert legt, der wird seinen Spaß an Semmelrogges Interpretation haben.
Die 6 CDs sind mit 8-10 Tracks ausgestattet, was das
Hören angenehm gestaltet. Ein dem Hörbuch beiliegendes Booklet
liefert die Produktionsdaten.
Fazit:
Mit dem „Amulett von Samarkand“ von Jonathan Stroud startet
eine Fantasy-Trilogie, die mit lebendigen Hauptfiguren, viel Spannung
und sehr viel Action mörderisch-magisch-kurzweilige Unterhaltung
bietet.
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