Paul Auster

Timbuktu

Gelesen von Dietmar Mues
HörbucHHamburg
3 CD; ISBN 3-89903-060-5; € 23,00
2 MC; ISBN 3-89903-061-3; € 23,00
Gesamtlaufzeit: 196 Minuten

Covertext:
Mr. Bones hat allen Grund, die Stirn in tiefe Falten zu legen und die Lefzen hängenzulassen: neben ihm, an einer zugigen Straßenecke in Baltimore, liegt sein zweibeiniger Freund Willy G. Christmas und spuckt Blut. Es geht zu Ende mit dem weltklugen Penner, verrückten Künstler und genialen Schwätzer. Ob sein Freund jetzt ins Paradies kommt? Willy hat ihm viel von diesem wunderbaren Ort erzählt. Schon der melodische Klang des Namens ließ Mr. Bones die Ohren aufstellen. Das Paradies heißt Timbuktu und beginnt da, wo die Weltkarten aufhören, jenseits des Ozeans und einer großen Wüste. Ein weiter Weg, und bis Mr. Bones dorthin gelangt, um wieder mit Willy vereint zu sein, wird er noch viele Abenteuer zu bestehen haben.

Kritik:

Wo Paul Auster draufsteht, ist meistens etwas Bizarres drin: so auch in diesem Fall. 'Timbuktu' erzählt die Lebensgeschichte von Mr. Bones, einem Straßenköter aus Baltimore, der mit seinem philosophischen Herrchen Willy Christmas Seite an Seite durchs Leben zieht, bis Willy stirbt. Nun beginnt eine Odyssee für Mr. Bones, die ihn mit Menschen in Kontakt bringt, die sehr anders sind als Willy, der ihm immer von Timbuktu, dem unerreichten Punkt hinter der Landkarte, erzählt hatte...
Doch Mr. Bones trägts gelassen, steht seinen Hund, und macht sich auf, viele amüsante, melancholisch gefärbte und auch einige schreckliche Erfahrungen zu machen, bis auch für ihn das Paradies Timbuktu, wo sein Freund Willy auf ihn wartet, immer näher rückt.

Der große Dietmar Mues (z.B. auch Jack the Ripper) ist die perfekte Besetzung für dieses Buch: gekonnt trägt er vor, was der nicht minder philosophische Hund des philosophischen Penners Willy Christmas alles erlebt - das hat Witz, Charme, Charakter, und nach einer kleinen Weile kommt es einem gar nicht mehr so merkwürdig vor, das alles aus der Sicht eines Hundes zu hören... Mues nimmt dabei mühelos die Hürde, aus einem Hundeleben ein fast schon alltäglich anmutenden Hörerlebnis zu machen.

Das Hörbuch ist eine reine Lesung ohne Musik oder sonstige Effekte. Die Trackeinteilung von 13 bis 16 Tracks pro CD ist komfortabel, so dass man problemlos hin und wieder eine Pause einlegen kann. Aber eigentlich möchte man das ja gar nicht, denn Mr. Bones Leben ist viel zu interessant für Pausen!

Fazit:

Dietmar Mues liest vortrefflich die Geschichte von Mr. Bones - melancholisch, schön, tief, traurig und bizarr wie das Leben. Eine etwas andere Erzählung. Aber das ist bei Paul Auster, dem Meister der skurrilen Situationen, ja nichts Neues!