Paul Auster

Mein New York

Gelesen von Charles Brauer
Zusammengestellt von Thomas Überhoff
HörbucHHamburg
2 CD; ISBN 3-934120-26-1; € 18,00
2 MC; ISBN 3-934120-25-3; € 18,00
148 Minuten

Covertext:
Paul Auster hat den Schlüssel zur Stadt, zu einem Reich vielfältiger, einst für abstrakt gehaltener Erscheinungen, deren tatsächliche Existenz erst Auster nachgewiesen hat. Dieses Reich liegt mitten in New York, es breitet sich durch alle Straßen der Stadt, die Bürogebäude, Wohnhäuser und Parkanlagen aus, und doch hat, bevor Auster dort seine Fahne aufpflanzte, niemand es als solches wahrgenommen. Scheinbar zufällige Elemente sind wie durch einen Tunnel oder Gassen miteinander verbunden. Auster findet mühelos durch diese Labyrinthe.
Paul Austers New York ist manchmal ein einsamer, verlassener Strand, manchmal ein Volksfest mit allem Drum und Dran; in jedem Extrem aber erstrahlt die Stadt in einzigartiger, dunkler Schönheit. Sein Werk vermittelt dem Hörer die Fähigkeit, diese Schönheit mit eigenen Augen zu erblicken.

Kritik:

New-York-Impressionen sind es, aufgeschriebene Gedankenfetzen, Momentaufnahmen der riesigen, manchmal bedrückenden Stadt, die Thomas Überhoff zusammengestellt hat für dieses Hörbuch, in dem es immer wieder um eins geht: New York, die Stadt der Städte. Wie Tagebuch-Fragmente reihen sich die Gedanken des Paul Auster aneinander, und er, der eben noch ein Frühstück in einem griechischen Coffeeshop beschrieben hat, sitzt im nächsten Moment in einem klimatisierten Kino und beobachtet dort Obdachlose, die Schutz vor dem heißen Sommer suchen... So springt der Hörer mit Auster durch die Lebens- und Jahreszeiten, ist mal in Austers Kindheit, mal im Hier und Jetzt, mal im Sommer, mal im Winter der großen Stadt unterwegs und bummelt durch die Schicksale der brillant kurz beschriebenen Charaktere, auf die der Schreiber dort immer wieder trifft: Man hört von den NY Mets, von Baseball, vom Schneefall, vom Broadway, von Auggies bizarrem Fotoprojekt - aber immer wieder auch von der dunklen Seite der Stadt, von Lebenskrisen, und - wie bei Auster so üblich - auch Anekdoten über die unwahrscheinlichsten Zufälle, die das Leben so spielt.

Vorgetragen werden diese kurzen Gedankenspiele vom Routinier Charles Brauer, einem Schauspieler und Sprecher, der sowohl auf den Bühnen wie auch im Film (z.B. Tatort) zu Hause ist und ebenso oft Hörbücher einspricht.
Das Hörbuch ist eine reine Lesung ohne Musik oder andere Klangeffekte, und eine Gemeinschaftsproduktion von HörbucHHamburg mit dem Hessischen Rundfunk. Die insgesamt 46 Tracks sind - je nach Geschichte - unterschiedlich lang. Etwas irritierend ist der Umstand, dass die Tracks fast nahtlos ineinander übergehen; zwei, drei Sekunden Stille zwischen den einzelnen Tracks wären hilfreich gewesen, um den Wechsel zwischen den Geschichten besser nachvollziehen zu können.

Fazit:

Für Auster-Fans ein Hörtipp - seltsame, skurrile, nachdenklich stimmende, melancholische, amüsante Geschicht(ch)en rund um die Stadt, um die sich Paul Austers Leben dreht.