Straßenfeger 05 Francis Durbridge - Tim Frazer / Tim Frazer: Der Fall Salinger Laufzeit ca. 480 Minuten |
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Bonusmaterial: Eine Kombination aus "Wer-wars-Krimi"
und Geheimagenten-Serie machen die Tim-Frazer-Filme zu einer wahnsinnig
nervenaufreibenden Angelegenheit für den Betrachter.
TIM FRAZER Regie: Hans Quest Musik: Hans Jönsson Darsteller: Inhalt:
TIM FRAZER: DER FALL SALINGER Regie: Hans Quest Musik: William Keiper Darsteller: Inhalt:
Kritik: Straßenfeger waren sie ohne Zweifel, und Durbridge war der erste, der dieses Fernsehwunder in der Bundesrepublik Deutschland bewerkstelligte. Knifflige verworrene Stories sind sein Ding, "Red Herings" allüberall, mysteriöse Gegenstände, die mal verschwinden, nur um dann an den unmöglichsten Orten und in den unmöglichsten Situationen wieder aufzutauchen - dubiose Gestalten, verdächtig und geheimnisumwittert - all das zeichnet die Krimis von Altmeister Francis Durbridge aus. Die DVD-Fassungen dieser fünften Straßenfeger-Box unterliegen großen Tonschwankungen, vor allem im "Fall Salinger" gibt es einige böse laute Knackser zu hören. Die digital restaurierten Filme weisen zudem im Bildbereich einen sehr großen Kontrast auf, was dazu führt, dass z.B. Spiegelungen auf Uhren und Ähnliches zu hell-dunklen Korona-Effekten führen. Wieder gibt es interessantes Bonusmaterial: ein zweigeteiltes Interview mit dem Kameramann Paul Ellmerer und einen Bericht über die digitale Restauration der alten Filme. Dazu gibt es ein zwölfseitiges Booklet mit den Produktionsdaten, einigen Filmfotos und "Hinter-den-Kulissen"-Berichte zu beiden Produktionen.
"Tim Frazer": Harry Denston ist ein windiger Typ. Diese Erfahrung muss auch Tim Frazer machen, denn Denston trieb die gemeinsame Firma in den Ruin, setzte sich spurlos ab und hinterließ Frazer einen Haufen Schulden und - immerhin - ein Auto. Nun will sich Denston in einem englischen Küstendorf mit Frazer treffen, um ihn zu entschädigen. Doch wer nicht auftaucht, ist Denston. Stattdessen wird Frazer Zeuge eines Schiffsunglücks vor der Küste: Ein russischer Frachter strandet, ein Teil der Besatzung überlebt. In Frazers Gasthof "The Three Bells" wird ein Überlebender einquartiert, der aber kurz darauf trotz der Bemühungen des örtlichen Arztes Dr. Killick stirbt. Doch seltsamerweise scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Russen und Harry Denston zu geben. Und nicht nur das: Die Herren Ross und Crombie von einer geheimen Dienststelle suchen den Kontakt zu Frazer, denn Harry Denston wird auch noch von anderen gesucht... Etwas behäbig wirkt diese Inszenierung unter Regisseur Hans Quast, der sogar einen kleinen Auftritt als Schauspieler in "Tim Frazer" hat. Die Dialoge werden sehr langsam vorgetragen, die Story ist aber wie gewohnt äußerst knifflig, gespickt mit vielen Andeutungen, Verdächtigen und den seltsamsten Verwicklungen - ein echter Durbridge eben, wie man ihn kennt und schätzt. Max Eckard spielt den Tim Frazer und wirkt ein bisschen nervös über die gesamte Strecke. Bekanntester Schauspieler dieses Durbridge-Fernsehspiels in der bewährten sechsteiligen Aufführung ist zweifellos Paul Klinger als Dr. Killick. Er spielt top. Marianne Koch als Helen Baker überzeugt ebenfalls, in weiteren Rollen sind Konrad Georg, Josef Dahmen, Friedrich Joloff, Walter Jokisch, Charlotte Krekel, Ernst Fritz Fürbringer und andere bekannte und weniger bekannte Schauspieler der Sechzigerjahre zu sehen. Die Musik zu dieser WDR-Produktion stammt von Hans Jönsson,
der auch schon sein Können bei den Paul-Temple-Radiohörspielen
des Kölner Senders sowie bei der Produktion von "Das Halstuch"
unter Beweis stellte.
"Tim Frazer: Der Fall Salinger": Wesentlich lebendiger geht es in Frazers zweitem Fall zu: Der Agent wird von seinem Chef nach Amsterdam geschickt, um den angeblichen tödlichen "Unfall" eines Kollegen zu untersuchen. Die verdächtige Barbara Day verhält sich jedoch vollkommen harmlos... Anders sieht es da schon mit der "Zufallsbekanntschaft" Martin Cordwell aus: Wieso taucht der Amerikaner, der eigentlich von Amsterdam nach Hause fliegen wollte, plötzlich in London auf? Und was will er in Barbars Wohnung? Als er plötzlich tot aufgefunden wird, scheinen Cordwells holländische Souvenirs wie von Geisterhand überall aufzutauchen: Was haben ein Metronom, ein Tulpenzwiebelkatalog und eine Fahrradpuppe mit dem Fall zu tun? Und: Ist Barbara Day tatsächlich so unschuldig wie anfangs angenommen? Tim Frazer hat alle Hände voll zu tun, um diesen verzwickten Fall zu lösen. Neben Max Eckard (Tim Frazer) und Konrad Georg (Mr. Ross) agieren in diesem zweiten Tim-Frazer-Fall unter anderem Ingrid Ernest als Barbara Day, Eva Pflug als deren Freundin Vivien Gilmore, Wolfgang Wahl alias Martin Cordwell und ein - wie immer - großartiger Siegfried Wischnewski, der später noch einmal in Durbridges Mehrteiler "Melissa" (1966) zu einem Einsatz kam. Kameratechnisch hat sich gegenüber der Vorgängerproduktion Einiges getan: ein paar witzige Schwenker sind zu sehen, die die Kamera insgesamt dynamischer macht. Bislang waren vor allem Standkameras gang und gäbe. Viele Außenszenen, vor allem in London, aber auch in Amsterdam, machen das Fernsehspiel umso attraktiver, als auch erstmals das Lokalkolorit sehr gut einfangen wird. Die Musik zum Fernsehspiel stammt diesmal nicht von
Hans Jönsson, sondern von William Keiper, von dem ich bisher kaum
je etwas gehört hatte. Die tolle Titelmusik, die in Teilen an das
geniale Album "Afrique" von Count Basie erinnert, und die im
Film auch variiert wird, gehört zum Besten, was die Straßenfeger-Reihe
zu bieten hat. William Keiper dirigierte bis 1948 das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
und hat neben Hörspielmusiken (u.a. "Die Chinesische Nachtigall"
von Hans Christian Andersen auch diverse Filmmusiken komponiert (u.a.
"Der arme Heinrich" (NWDR 1949). Für mich eine echte Entdeckung,
denn die Musik zum "Fall Salinger" ist einfach klasse!
Die Straßenfeger-Box Nr.
5: Tim Frazer kommt zwar im ersten Fall ein bisschen behäbig daher,
dafür ist der zweite Fall umso stärker: für Durbridge-Fans
eine klare Empfehlung - Stars wie Paul Klinger und die kultigen Inszenierungen
von Regisseur Hans Quest machen Lust auf die Schwarz-Weiß-Krimi-Welt
der Sechzigerjahre!
Weitere Infos und Videoproben: http://www.ardvideo.de
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