Straßenfeger 05

Francis Durbridge - Tim Frazer / Tim Frazer: Der Fall Salinger

Laufzeit ca. 480 Minuten
Artikelnummer: D83021
ARD Video
4-DVD-Box, 29,95 €
FSK: ab 12 Jahren
Erschienen bei: ARD ViDEO/SHDM
Produktion: WDR 1964
Tonformat: Dolby Digital 2.0 Mono
Bildformat: 4:3
Regie: Hans Quest

Bonusmaterial:
Kurzdokumentation Straßenfeger - Das Phänomen, Interview mit Kameramann Paul Ellmerer
Autor / Drehbuch: Francis Durbridge

Eine Kombination aus "Wer-war’s-Krimi" und Geheimagenten-Serie machen die Tim-Frazer-Filme zu einer wahnsinnig nervenaufreibenden Angelegenheit für den Betrachter.

 

TIM FRAZER

Regie: Hans Quest

Musik: Hans Jönsson

Darsteller:
Tim Frazer: Max Eckard
Helen Baker: Marianne Koch
Dr. Killick: Paul Klinger
Charles Ross: Konrad Georg
Ruth Edwards: Ursula Herking
Ma Dodsworth: Ethel Reschke
Edgar Tupper: Josef Dahmen
Harry Denston: Hans Quest
Kapitän Nikiyan: Friedrich Joloff
Norman Gibson: Walter Jokisch
Madge Gibson: Charlotte Krekel
Donald Edwards: Ernst Fritz Fürbringer
Ruth Edwards: Ursula Herking
u.v.a.

Inhalt:
In einem Fischerdorf an der englischen Ostküste wartet Tim Frazer, Ingenieur aus London, auf seinen alten Freund Harry Denston. Denston hatte die Firma der beiden in den Ruin getrieben und war dann spurlos verschwunden. Seine Abenteuer mit Frauen waren ihm stets wichtiger als das Geschäft. Denston schuldet seinem Freund also noch eine Kleinigkeit. Zurück ließ er bei seinem geheimnisvollen Aufbruch auch seine Freundin Helen Baker. Im Gasthof "The Three Bells" erwartet Frazer ihn nun. Er erhielt eine Nachricht, dass Denston dort auftauche. Doch stattdessen wird er Zeuge seltsamer Ereignisse. Ein sowjetischer Frachter strandet vor seinen Augen. Nicht die ganze Besatzung kann gerettet werden: In dem Gasthof stirbt ein russischer Matrose, dessen letzte verzweifelte Rufe einer "Anya" gelten. Dr. Killick kann ihm nicht mehr helfen. Doch Frazer entdeckt bei dem Toten erstaunlicherweise eine Spur, die zu Denston führt … Auch ein Mr. Charles Ross und sein Kollege, Mr. Arthur Crombie, Beamte einer mysteriösen Dienststelle, suchen Tims ehemaligen Teilhaber.

 

TIM FRAZER: DER FALL SALINGER

Regie: Hans Quest

Musik: William Keiper

Darsteller:
Tim Frazer: Max Eckard
Barbara Day: Ingrid Ernest
Vivien Gilmore: Eva Pflug
Charles Ross: Konrad Georg
Martin Cordwell: Wolfgang Wahl
Kriminalinspektor Trueman: Siegfried Wischnewski
Lewis Richards: Hartmut Beck
Arthur Fairlee: Manfred Heidmann
Van Dakar: Hermann Lenschau
Gordon Dempsey: Max Mairich
u.a.

Inhalt:
Tim Frazer wird von Charles Ross nach Amsterdam geschickt. Er soll dort in Erfahrung bringen, weshalb Ross’ Kollege Leo Salinger bei einem Autounfall auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Eine Barbara Day soll ihn anscheinend überfahren haben, als er die Straße überquerte. Frazer lernt sie sehr bald kennen – und über sie auch Martin Cordwell. Frazer lässt Barbara nicht mehr aus den Augen. Er filmt alles, was sie tut. Als er sich dann nach seiner Rückkehr nach London den Film gemeinsam mit Ross ansehen möchte, sind beide zutiefst erschüttert: Es ist nicht der Film über Barbara. Zu sehen ist stattdessen der ominöse Autounfall. Tim Frazer will Barbara Day noch einmal in ihrer Wohnung aufsuchen. Er stößt stattdessen auf eine weitere Leiche. Makaber: Ein Metronom steht neben ihr und gibt den Takt zu der schaurigen Szene vor… Weshalb hat Barbara Day Leo Salinger überfahren? War es wirklich nur ein Unfall?

 

Kritik:

Straßenfeger waren sie ohne Zweifel, und Durbridge war der erste, der dieses Fernsehwunder in der Bundesrepublik Deutschland bewerkstelligte. Knifflige verworrene Stories sind sein Ding, "Red Herings" allüberall, mysteriöse Gegenstände, die mal verschwinden, nur um dann an den unmöglichsten Orten und in den unmöglichsten Situationen wieder aufzutauchen - dubiose Gestalten, verdächtig und geheimnisumwittert - all das zeichnet die Krimis von Altmeister Francis Durbridge aus.

Die DVD-Fassungen dieser fünften Straßenfeger-Box unterliegen großen Tonschwankungen, vor allem im "Fall Salinger" gibt es einige böse laute Knackser zu hören. Die digital restaurierten Filme weisen zudem im Bildbereich einen sehr großen Kontrast auf, was dazu führt, dass z.B. Spiegelungen auf Uhren und Ähnliches zu hell-dunklen Korona-Effekten führen.

Wieder gibt es interessantes Bonusmaterial: ein zweigeteiltes Interview mit dem Kameramann Paul Ellmerer und einen Bericht über die digitale Restauration der alten Filme. Dazu gibt es ein zwölfseitiges Booklet mit den Produktionsdaten, einigen Filmfotos und "Hinter-den-Kulissen"-Berichte zu beiden Produktionen.

 

"Tim Frazer": Harry Denston ist ein windiger Typ. Diese Erfahrung muss auch Tim Frazer machen, denn Denston trieb die gemeinsame Firma in den Ruin, setzte sich spurlos ab und hinterließ Frazer einen Haufen Schulden und - immerhin - ein Auto. Nun will sich Denston in einem englischen Küstendorf mit Frazer treffen, um ihn zu entschädigen. Doch wer nicht auftaucht, ist Denston. Stattdessen wird Frazer Zeuge eines Schiffsunglücks vor der Küste: Ein russischer Frachter strandet, ein Teil der Besatzung überlebt. In Frazers Gasthof "The Three Bells" wird ein Überlebender einquartiert, der aber kurz darauf trotz der Bemühungen des örtlichen Arztes Dr. Killick stirbt. Doch seltsamerweise scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Russen und Harry Denston zu geben. Und nicht nur das: Die Herren Ross und Crombie von einer geheimen Dienststelle suchen den Kontakt zu Frazer, denn Harry Denston wird auch noch von anderen gesucht...

Etwas behäbig wirkt diese Inszenierung unter Regisseur Hans Quast, der sogar einen kleinen Auftritt als Schauspieler in "Tim Frazer" hat. Die Dialoge werden sehr langsam vorgetragen, die Story ist aber wie gewohnt äußerst knifflig, gespickt mit vielen Andeutungen, Verdächtigen und den seltsamsten Verwicklungen - ein echter Durbridge eben, wie man ihn kennt und schätzt.

Max Eckard spielt den Tim Frazer und wirkt ein bisschen nervös über die gesamte Strecke. Bekanntester Schauspieler dieses Durbridge-Fernsehspiels in der bewährten sechsteiligen Aufführung ist zweifellos Paul Klinger als Dr. Killick. Er spielt top. Marianne Koch als Helen Baker überzeugt ebenfalls, in weiteren Rollen sind Konrad Georg, Josef Dahmen, Friedrich Joloff, Walter Jokisch, Charlotte Krekel, Ernst Fritz Fürbringer und andere bekannte und weniger bekannte Schauspieler der Sechzigerjahre zu sehen.

Die Musik zu dieser WDR-Produktion stammt von Hans Jönsson, der auch schon sein Können bei den Paul-Temple-Radiohörspielen des Kölner Senders sowie bei der Produktion von "Das Halstuch" unter Beweis stellte.

 

"Tim Frazer: Der Fall Salinger": Wesentlich lebendiger geht es in Frazers zweitem Fall zu: Der Agent wird von seinem Chef nach Amsterdam geschickt, um den angeblichen tödlichen "Unfall" eines Kollegen zu untersuchen. Die verdächtige Barbara Day verhält sich jedoch vollkommen harmlos... Anders sieht es da schon mit der "Zufallsbekanntschaft" Martin Cordwell aus: Wieso taucht der Amerikaner, der eigentlich von Amsterdam nach Hause fliegen wollte, plötzlich in London auf? Und was will er in Barbars Wohnung? Als er plötzlich tot aufgefunden wird, scheinen Cordwells holländische Souvenirs wie von Geisterhand überall aufzutauchen: Was haben ein Metronom, ein Tulpenzwiebelkatalog und eine Fahrradpuppe mit dem Fall zu tun? Und: Ist Barbara Day tatsächlich so unschuldig wie anfangs angenommen? Tim Frazer hat alle Hände voll zu tun, um diesen verzwickten Fall zu lösen.

Neben Max Eckard (Tim Frazer) und Konrad Georg (Mr. Ross) agieren in diesem zweiten Tim-Frazer-Fall unter anderem Ingrid Ernest als Barbara Day, Eva Pflug als deren Freundin Vivien Gilmore, Wolfgang Wahl alias Martin Cordwell und ein - wie immer - großartiger Siegfried Wischnewski, der später noch einmal in Durbridges Mehrteiler "Melissa" (1966) zu einem Einsatz kam.

Kameratechnisch hat sich gegenüber der Vorgängerproduktion Einiges getan: ein paar witzige Schwenker sind zu sehen, die die Kamera insgesamt dynamischer macht. Bislang waren vor allem Standkameras gang und gäbe.

Viele Außenszenen, vor allem in London, aber auch in Amsterdam, machen das Fernsehspiel umso attraktiver, als auch erstmals das Lokalkolorit sehr gut einfangen wird.

Die Musik zum Fernsehspiel stammt diesmal nicht von Hans Jönsson, sondern von William Keiper, von dem ich bisher kaum je etwas gehört hatte. Die tolle Titelmusik, die in Teilen an das geniale Album "Afrique" von Count Basie erinnert, und die im Film auch variiert wird, gehört zum Besten, was die Straßenfeger-Reihe zu bieten hat. William Keiper dirigierte bis 1948 das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester und hat neben Hörspielmusiken (u.a. "Die Chinesische Nachtigall" von Hans Christian Andersen auch diverse Filmmusiken komponiert (u.a. "Der arme Heinrich" (NWDR 1949). Für mich eine echte Entdeckung, denn die Musik zum "Fall Salinger" ist einfach klasse!

 


Fazit:

Die Straßenfeger-Box Nr. 5: Tim Frazer kommt zwar im ersten Fall ein bisschen behäbig daher, dafür ist der zweite Fall umso stärker: für Durbridge-Fans eine klare Empfehlung - Stars wie Paul Klinger und die kultigen Inszenierungen von Regisseur Hans Quest machen Lust auf die Schwarz-Weiß-Krimi-Welt der Sechzigerjahre!



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